Der Bischof von Passau, Stefan Oster, steht im Zentrum der kürzlich ausgestrahlten Dokumentation „Die hippen Missionare – Mit Jesus gegen die Freiheit?“ des Bayerischen Rundfunks (BR). In einer Reaktion auf den Dokumentarfilm kritisierte er die Vermittlung einer einseitigen Auffassung von Freiheit. Zugleich betonte der Passauer Bischof, dass der Film christliche Initiativen wie das Gebetshaus Augsburg, die Gemeinschaft katholischer Hochschulstudenten/FOCUS und die Loretto-Bewegung skandalisiere. In der Folge äußerte Oster Verständnis für Christen, die sich nicht mehr angesprochen fühlen oder in eine „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ verfallen.
Bischof Oster kritisiert einseitige Darstellung in der Dokumentation
Vor kurzem strahlte der ARD die Dokumentation des Bayerischen Rundfunks „Die hippen Missionare – Mit Jesus gegen die Freiheit?“ aus. Nach der Sendung äußerte sich der Passauer Bischof Stefan Oster, der in der Doku prominent vorkommt, auf seiner Internetseite. Zwar wolle der Film „selbstverständlich die rhetorische Frage seines Titels bestätigen: Natürlich sind diese Christen ‚Mit Jesus gegen die Freiheit!‘“, allerdings gehe der Film von einer Freiheit aus, die in der Gesellschaft vorherrschend sei. Oster kritisiert, dass diese Haltung stark vom Individualismus geprägt sei und Gott dabei höchstens als private Angelegenheit akzeptiert werde.
Auch das Evangelium Jesu Christi finde in diesem Denken nur so lange Zustimmung, wie es sich diesen Vorstellungen anpasse, warnte Oster. Dadurch gehe jedoch der Kern der christlichen Botschaft verloren. Denn Jesu Liebe zeige sich gerade darin, dass er gekommen sei, „um zu retten, was verloren ist“, dafür leide, sterbe und auferstehe und zugleich jene, die ihm folgen wollen, zur Kreuzesnachfolge aufrufe – das passe nicht hinein.
Zugleich übte Oster scharfe Kritik an den Filmemachern. Er habe nach eigenen Angaben „mindestens zweimal ausführlich“ mit Ralph Gäditz, einem der Hauptautoren, gesprochen und vor der Kamera alle Fragen beantwortet. Diese Aussagen seien jedoch im Film nicht berücksichtigt worden. Stattdessen greife die Produktion im Zusammenhang mit einem aus seiner Sicht skandalisierenden Ansatz zur Missionsinitiative „FOCUS“ auf ein Internetstatement zurück, das Oster bei einer Konferenz in den USA abgegeben hatte. Rückblickend habe er nun den Eindruck, „dass das Drehbuch womöglich doch schon vorher geschrieben war“, so Oster.
Skandalisierung statt inhaltlicher Auseinandersetzung
Der Passauer Bischof bemängelt, dass die Dokumentation „keinerlei tieferes Eingehen“ auf grundlegende Fragen biete. Als Beispiel nannte er in seinem Statement etwa Fragen zum Wesen christlicher Freiheit oder zu den Herausforderungen, Anfragen und Umwegen, die Teil eines christlichen Lebenswegs seien. Stattdessen, so Oster, zeige der Film ein deutliches Interesse an Skandalisierung, „das sich letztlich auch wieder nur abarbeitet an einigen der gängigen, aber lehramtlich gültigen katholischen Reizthemen; die medial dann gerne verbunden werden mit den Vorsilben Erz- oder Ultra-“.
Oster betont, dass er die Arbeit der Initiative schätze, „der es offenbar gelingt, viele, viele Studierende in eine tiefere Freiheit zu führen.“ Tatsächlich bleibe am Ende die Frage, ob das „Ergebnis nach einer zweijährigen (!) Recherche des gebührenfinanzierten Qualitätsjournalismus tatsächlich dieses sei, dass die Loretto-Bewegung und die Missionsinitiative FOCUS auf ihre jugendliche Art schlicht katholisch seien und sich auf Heilige Schrift, Lehramt und Tradition stützten. Und sie mit ihrem jeweils unterschiedlichen geistlichen Profil nicht wenigen Menschen tatsächlich helfen, die Schönheit eines entschiedenen Glaubens an Christus für ihr Leben zu entdecken?“
Verständnis für „Jetzt-erst-recht-Reaktion“
Weiter betonte der Passauer Bischof, dass er selbst aus dem journalistischen Bereich komme und ihm „ein Film wie dieser“ verständlich mache, „warum sich auch viele Christinnen und Christen durch so eine Art des generalverdächtigenden Journalismus entweder nicht mehr angesprochen fühlen oder auch warum sie sogar in ‚Jetzt-erst-recht-Reaktionen‘ gehen.“ So sei die Sendung nach Angaben des Gebetshausgründers Johannes Hartl, der im Subton der Dokumentation als „gefährlicher Wolf im hippen Missionsschafspelz“ dargestellt wurde, „offenbar nochmal ein richtiger Ansporn“ für viele geworden, sich „jetzt erst recht“ bei der in der Dokumentation kritisierten MEHR-Konferenz im Januar anzumelden.
„Womöglich suchen diese Menschen gegen das, was ihnen die Gesellschaft oder auch dieser Film als Freiheit verkaufen wollen, doch noch etwas Tieferes. Auf der MEHR-Konferenz finden sie es deutlich wahrscheinlicher, als wenn sie noch mehr Fernsehen dieser Art schauen würden“, so Oster abschließend.
