StartWeltAbkommensverhandlungen zu Plastikverschmutzung: Plastik - Gefahr für Mensch und Umwelt

Abkommensverhandlungen zu Plastikverschmutzung: Plastik – Gefahr für Mensch und Umwelt

Die weltweite Plastikverschmutzung hat ein alarmierendes Ausmaß erreicht. Seit Dienstag verhandeln Vertreter von über 160 Staaten in Genf über ein verbindliches Abkommen zur Eindämmung dieses globalen Problems. Bereits im vergangenen Jahr sollte in Busan ein Durchbruch erzielt werden. Doch die Verhandlungen unter der Federführung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen scheiterten – ein verbindliches Abkommen kam nicht zustande. Während die Europäische Union mit Maßnahmen wie dem Verbot von Einwegplastik als Vorreiter gilt, blockieren vor allem ölreiche Länder wie Saudi-Arabien und Russland ehrgeizige Ziele. Auch die Haltung der USA, die unter Donald Trump Regulierungen abbauen, erschwert die Verhandlungen zusätzlich – und das, obwohl die Vereinigten Staaten neben China zu den größten Plastikproduzenten der Welt zählen.

Schleppende Verhandlungen zu Plastikverschmutzung in Genf

Nachdem Ende 2024 bei den Verhandlungen in Busan eine Vertagung beschlossen wurde, sollen die Gespräche nun bis zum 14. August in Genf fortgesetzt werden. Während Umweltschützer große Hoffnungen in die aktuellen Beratungen setzen und einen großen Durchbruch wünschen, sieht die Realität jedoch anders aus. Das betont laut Vatican News Fabienne McLellan von der Nichtregierungsorganisation „OceanCare“, die in Meeresfragen einen Sonderberatungsstatus besitzt. „Es wird gerungen – insbesondere zu den Kernbestimmungen, die wir als OceanCare auch als absolut nicht verhandelbar erachten“, so McLellan. Die Delegationen stünden unter großem Druck – Zeitdruck, aber auch Druck durch die öffentliche Beachtung der Beratungen.

Großer Druck bestehe zudem, ein wirksames Abkommen zum Abschluss zu bringen. Denn niemand wolle einen „Papiertiger“, der das grundsätzliche Problem der Plastikverschmutzung nicht einschränkt, so McLellan weiter. Zwar sei es zu diesem Zeitpunkt noch zu früh, eine Prognose zum Ausgang der Verhandlungen zu stellen, allerdings zeichneten sich schwierige Gespräche ab.

„Es bestehen viele gegensätzliche Vorstellungen. Die Länder kommen noch nicht schlüssig zu einer gemeinsamen Position, weil einfach die Sichtweisen sehr unterschiedlich sind“, betont sie. Gegenüber stünden sich Länder, die sich klar für eine Plastikreduktion einsetzen, und Länder, die gar keinen Willen haben, etwas zu verändern. „Es wird also sehr herausfordernd“, berichtet McLellan.

Ölstaaten als Gegenspieler des Abkommens

Rund 300 Unternehmen und Finanzinstitutionen der sogenannten Unternehmerkoalition für einen ehrgeizigen Plastikvertrag sprechen sich klar für ein verbindliches Abkommen mit global einheitlichen Regeln und Verpflichtungen aus. Sie fordern einen robusten Vertrag, der nicht nur Recycling fördert, sondern auch die Produktion von Kunststoffen deutlich einschränkt. Doch genau hier liegt der Knackpunkt: Die Herstellung der meisten Kunststoffe basiert auf fossilen Rohstoffen – vor allem auf Erdöl. Länder mit großen Ölreserven wie Saudi-Arabien, der Iran, Russland und die Golfstaaten stellen sich daher entschieden gegen Produktionsbegrenzungen. Sie drängen stattdessen auf Lösungen, die sich allein auf Abfallmanagement und Recycling beschränken, um ihre wirtschaftlichen Interessen im Öl- und Kunststoffsektor zu schützen.

Auch die US-Regierung unter Donald Trump, die derzeit sämtliche Regulierungen zu dieser Thematik abschafft, könnte die Verhandlungen erschweren. Die USA und China sind aktuell die größten Produzenten von Plastik. Kommt es zu einer Einigung, soll das Abkommen im nächsten Jahr unterzeichnet werden. Laut Schätzungen des UN-Umweltprogramms (UNEP) wurden im Jahr 2024 weltweit rund 500 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Davon endeten fast 400 Millionen Tonnen als Abfall.

Tödliche Falle im Meer und Plastikpartikel im Menschen

Großer und schneller Handlungsbedarf besteht nach Angaben der Meeresschutzorganisation OceanCare in der Frage um die sogenannten Geisternetze. Laut OceanCare machen sie bis zu 90 Prozent der Plastikverschmutzung im Nordpazifik aus, während an europäischen Küsten rund 27 Prozent des angespülten Abfalls aus der Fischerei stammen. „Diese Plastiknetze verschwinden nicht einfach, sondern werden zu tödlichen Fallen, die über Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte hinweg Wale, Delfine, Meeresschildkröten und Fische weiterhin fangen und töten“, warnt OceanCare. Ob die Weltgemeinschaft dieser Gefahr wirksam begegnet, entscheidet sich bei den laufenden UNO-Verhandlungen zum globalen Plastikabkommen. Zwar enthält der Entwurf bereits einen Artikel zu sogenannten Leckagen, der auch verlorene Fischereiausrüstung umfasst, doch bislang fehlt eine klare Einigung.

Das Zögern kommt zur Unzeit: Studien zeigen, dass sich Plastik längst tief in der Umwelt festgesetzt hat. Mikroplastikpartikel finden sich inzwischen auch im menschlichen Körper – beim Atmen, Essen und Trinken. Die gesundheitlichen Risiken sind erheblich. Die winzigen Teilchen und die darin enthaltenen Chemikalien stehen im Verdacht, Organe und lebenswichtige Systeme wie Lunge, Herz, Immunsystem und Hormonhaushalt zu schädigen.

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