StartWeltAngriffe auf Sakralbauten: Bischof berichtet von dramatischer Lage in der Ostukraine

Angriffe auf Sakralbauten: Bischof berichtet von dramatischer Lage in der Ostukraine

Der ukrainische Bischof Maksym Ryabukha leitet das Apostolische Exarchat Donezk, dessen Gebiet etwa zur Hälfte unter russischer Besatzung steht. Bei einem Besuch des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ schilderte er die dramatische humanitäre und seelsorgliche Lage vor Ort. Auch die Angriffe auf Sakralbauten und kirchliche Einrichtungen gehen weiter. Der jüngste Vorfall ereignete sich in der Nacht zum Freitag, als mehrere Explosionsdruckwellen das bedeutende Kloster Swjatohirsk-Lawra in der Region Donezk beschädigten. Laut ukrainischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn bereits 67 Geistliche getötet und über 640 Sakralbauten beschädigt oder zerstört.

Zwischen Bomben und Hoffnung

„Die Situation wird immer schlimmer“, berichtet Ryabukha gegenüber Kirche in Not. Auch zivile Orte seien durch Drohnenangriffe zunehmend unsicher, klagt der Bischof und erklärt: „Entlang der Frontlinie schlafen Menschen nachts im Freien aus Angst vor Angriffen.“ Er selbst habe viele Menschen getroffen, die nur knapp Bombenangriffen entkommen seien. Mit Blick auf die kirchliche Struktur erzählt er, dass viele Pfarreien im Exarchat nicht mehr erreichbar, besetzt oder zerstört seien. Von über 80 Gemeinden seien nur noch 37 aktiv. In den besetzten Gebieten ist zudem auch die Religionsfreiheit stark eingeschränkt, da die Zugehörigkeit zur römisch-katholischen und griechisch-katholischen Kirche von der Besatzungsregierung verboten sei. Ebenso sei es untersagt, die Kirchen zu besuchen, die ohnehin geschlossen seien.

Ryabukha bezeichnet sich selbst als „Bischof auf Rädern“. Er sei ständig unterwegs, um Gemeinden zu besuchen, mit Familien zu beten oder einfach nur zuzuhören, berichtet er, wie er den Menschen begegnet. „In den besetzten Gebieten treffen sich Gläubige heimlich. Die zerstörerischste Waffe ist nicht die Bombe, sondern das Gefühl, vergessen zu sein“, mahnte er. Zusammen mit 53 Priestern, acht Ordensfrauen und mehreren Hilfszentren engagiert sich die Kirche besonders für Kinder, die Lesen und Sprechen verlernt haben, für trauernde Mütter gefallener Soldaten und für Menschen, die ihr Zuhause verloren haben.

Neben geistlichem Beistand leistet das Exarchat auch humanitäre Hilfe – unterstützt unter anderem von „Kirche in Not“. Schulungen für Seelsorger, psychologische Betreuung, Lebensmittel, Hygieneartikel und Zufluchtsorte für den Winter gehören dazu. Ryabukhas Bilanz ist ernüchternd: „Es gibt kaum sichtbare Schritte in Richtung Frieden. Am schlimmsten ist das Schweigen der Welt.“ Die Kirche bleibt dennoch präsent – trotz der Bomben, trotz der Angst, trotz der Ohnmacht.

67 Geistliche ermordet und mehr als 640 Sakralbauten beschädigt

Das ist die Bilanz, die das ukrainische Außenministerium unter Minister Andrij Sybiha Ende Juli veröffentlichte. Erst in der Nacht zum Freitag wurde bei einem russischen Angriff in der Ostukraine ein bedeutendes Kloster beschädigt. Nach Angaben der ukrainisch-orthodoxen Kirche wurden bei dem Angriff zahlreiche Fensterscheiben der Swjatohirsk-Lawra in der Region Donezk zerstört. Auch provisorische Abdeckungen aus Folie, die anstelle von Glas eingesetzt worden waren, hielten dem Beschuss nicht stand und wurden beschädigt.

Im Mai 2022 wurden bei einem russischen Angriff auf das Kloster zwei Mönche und eine Ordensfrau getötet. Bereits im März desselben Jahres hatte ein Luftangriff mehrere Menschen dort verletzt. Das eindrucksvolle Kloster, das auf einem bewaldeten Hügel am Rande von Swjatohirsk liegt, trägt den Ehrentitel „Lawra“ – eine Auszeichnung, die nur drei Klöstern in der gesamten Ukraine verliehen wurde. Seine Ursprünge reichen bis ins Jahr 1526 zurück.

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