StartWeltAuschwitz: Gemeinsam lernen aus der Geschichte – Versöhnung und Dialog in Krisenzeiten

Auschwitz: Gemeinsam lernen aus der Geschichte – Versöhnung und Dialog in Krisenzeiten

Unter dem Leitwort „Gemeinsam von Auschwitz lernen – Beziehungen konstruktiv gestalten“ fand vom 11. bis 16. August 2025 in Oświęcim/Auschwitz der 16. Europäische Workshop der Maximilian-Kolbe-Stiftung statt. Rund 30 Teilnehmende aus verschiedenen europäischen Ländern sowie Namibia kamen zusammen, um inmitten aktueller globaler Konflikte über Versöhnung, Dialog und den Umgang mit der gewaltvollen Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs zu diskutieren. Ziel der Veranstaltung war es, durch die gemeinsame Auseinandersetzung mit der Geschichte von Auschwitz einen Raum für interkulturelles Verständnis und konstruktive Konfliktbewältigung zu schaffen.

Auschwitz als Ort des Dialogs über Krieg, Gewalt und Versöhnung

Besonders in einer Zeit, die von verschiedenen kriegerischen Konfliktherden geprägt ist, zielte das Programm der Veranstaltung darauf ab, durch die Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und der Geschichte von Auschwitz einen Raum für Dialog über die Überwindung von Krieg und Gewalt zu öffnen. Die Teilnehmenden, die an dem Workshop und der Debatte teilnahmen, kamen aus allen Teilen Europas. So etwa aus Polen, Deutschland, Italien, der Ukraine, Russland oder aus den baltischen Staaten Estland, Lettland, Litauen. Aber auch aus Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Albanien und Namibia fanden sich die Teilnehmenden ein.

Die Debatten zeichneten sich durch eine breite Vielfalt an Blickwinkeln aus und waren mitunter von kontroversen, aber dennoch konstruktiven Dialogen geprägt. Besonders der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine spielte in vielen Gesprächen eine zentrale Rolle.

In einzelnen Arbeitseinheiten widmeten sich die Teilnehmenden der Aufarbeitung von Auschwitz und den Folgen des Zweiten Weltkriegs, exemplarisch anhand der Erfahrungen aus Polen, Deutschland, der Ukraine und Estland. Im Fokus stand dabei das Verständnis der tiefgreifenden und vielschichtigen Auswirkungen von Gewalt sowie die Auseinandersetzung mit den oft fragilen Prozessen von Heilung und gesellschaftlichem Wandel. Besonders hervorhoben die bosnischen Teilnehmenden die Bedeutung der gemeinsamen Erinnerung von Deutschen und Polen an die Opfer der Verbrechen – ein starkes Zeichen der Hoffnung, dass auch in Bosnien eines Tages ein neues, versöhntes Zusammenleben möglich sein wird.

Respekt vor Wunden – Versöhnung mit Verantwortung

Doch die Teilnehmenden aus der Ukraine warnten davor, den Begriff der Versöhnung vorschnell und leichtsinnig zu verwenden, da dies für die unter Ungerechtigkeit leidenden Menschen als mangelnder Respekt vor ihren Wunden verstanden werden könne. „Wer von Versöhnung sprechen will, darf von den Verletzungen und dem Unversöhnten nicht schweigen“, hieß es dazu im Wort der deutschen Bischöfe „Friede in diesem Haus“ von 2024.

Für die Maximilian-Kolbe-Stiftung gehört es zum Selbstverständnis, die Rolle der Kirche in den Prozessen der Gewaltüberwindung und Versöhnung kritisch zu hinterfragen. Pfarrer Dr. Manfred Deselaers, der seit über 30 Jahren als deutscher Seelsorger in Oświęcim/Auschwitz wirkt, brachte seine persönlichen Erfahrungen in die Diskussion ein. Er betonte, dass selbstkritische Reflexion sowie eine verlässliche und praktische Solidarität mit den Opfern von Gewalt unverzichtbar seien, um eine Entleerung des Versöhnungsbegriffs zu verhindern.

Die 2007 mit Unterstützung der polnischen und deutschen Bischofskonferenzen gegründete Maximilian-Kolbe-Stiftung setzt sich für die Stärkung der kirchlichen Versöhnungsarbeit in Europa sowie für die Unterstützung von Opfern von Unrecht und Gewalt ein. Namensgeber ist der heilige Maximilian Kolbe, der 1941 im Konzentrationslager Auschwitz sein Leben für einen Mithäftling opferte.

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