Anlässlich des 400. Geburtstags des heiligen Oliver Plunkett hat der Erzbischof von Armagh und katholische Primas von Irland, Eamon Martin, in einer feierlichen Messe zu Gebeten für Frieden im Nahen Osten aufgerufen. Dabei betonte er nicht nur die dringende Notwendigkeit humanitärer Hilfe für Gaza, sondern mahnte auch zur Fortsetzung des Friedensprozesses in Irland. Mit dem Appell „Brücken statt Mauern“ fordert er, inspiriert vom Leben des Märtyrers, zu Versöhnung, Hoffnung und einem Ende der Polarisierung auf.
Rückkehr zur Hoffnung in polarisierten Zeiten
Am Sonntag rief Erzbischof Martin in einer feierlichen Messe in der Saint Patrick’s Cathedral zur Fürsprache des heiligen Oliver für die aktuellen Krisen auf. Dabei formulierte er konkrete Gebetsanliegen für die Konfliktregion. Er bezog sich auf den Austausch von Geiseln, die zu ihren Familien zurückkehrten, und auf den langen Weg des Wiederaufbaus. Auch für die Versorgung der gequälten Bevölkerung und deren Hoffnung bat er eindringlich: „Möge eine Welle humanitärer Hilfe und internationaler Bemühungen über das verwundete Gaza hereinbrechen, um die Hoffnung zu erneuern und die Verzweiflung zu vertreiben.“
Mit seinem Gebetsanliegen folgte er dem Aufruf des Pfarrers der einzigen katholischen Gemeinde in Gaza, der an diesem Wochenende gebeten hatte, für einen dauerhaften Frieden zu beten. Zugleich warnte Erzbischof Martin angesichts globaler Spannungen davor, Mauern und Barrieren zu errichten, statt Brücken des Vertrauens und des Friedens zu bauen. In seiner Predigt erinnerte er an das Vorbild des heiligen Oliver Plunkett, der auch in polarisierten Zeiten als Inspiration für Versöhnung und Dialog diene.
Mit Blick auf die Lage in Irland betonte Martin die Notwendigkeit, das „unvollendete Werk des Friedens“ fortzuführen und die noch immer spürbaren Narben vergangener Konflikte aufzuarbeiten. „Im Namen des heiligen Oliver dürfen wir uns die Hoffnung nicht rauben lassen“, so der katholische Primas.
Friedensarbeit beginne dabei im Inneren, sagte Martin. Es brauche die Bereitschaft zur Selbstreflexion: Für Christen beginne der Weg zu Frieden und Versöhnung im Herzen –
„im Anerkennen unserer Vorurteile und unserer Fehler“. Nur wer die eigene Umkehr zulasse, könne glaubhaft Veränderung bei anderen einfordern.
Pfarrer Romanelli: Gaza, wie wir es kennen, „existiert nicht mehr“
Wie der Pfarrer der katholischen Gemeinde, P. Gabriel Romanelli, in einem Interview betonte, nähre der Austausch die Hoffnung auf Frieden. Dennoch sei dies erst der erste und nicht der letzte Schritt: „Man darf nicht vergessen, dass Gaza vollständig zerstört ist. Das Gaza-Stadt, das wir vor dem Krieg kannten, existiert nicht mehr“, unterstrich er die aktuelle Situation vor Ort.
„Ich verwende ein Bild, das – wie ich denke – das, was wir erleben, veranschaulicht: Es ist wie nach einem Tsunami.“ Es sei, als stünde man am Strand und betrachte die gesamte Zerstörung eines Tsunamis, so Pater Romanelli eindringlich.
Es herrsche große Traurigkeit, denn die meisten Gemeindemitglieder hätten ihre Häuser, Dokumente und Erinnerungsstücke verloren. Die Zerstörung der lebenswichtigen Infrastruktur verschärfe die Lage zusätzlich: „Alle Systeme der Abwasserentsorgung sind zusammengebrochen, Elektrizität, Trinkwasser – es fehlt wirklich an allem.“
Trotz des enormen Leids betont Pater Romanelli die Standhaftigkeit seiner Gemeinde. Er berichtet, dass die christliche Gemeinschaft in Gaza fast sechs Prozent ihrer Mitglieder durch Tod oder Gewalttaten verloren hat. Dennoch habe er bei den Überlebenden keinen Hass feststellen können.