Die Situation der Christen im Westjordanland verschärft sich weiter, wie Kardinal Pierbattista Pizzaballa, der Lateinische Patriarch von Jerusalem, beim Besuch einer Delegation von „Kirche in Not“ erläuterte. Mit dem Beginn des Waffenstillstands nehmen Einschränkungen und Unsicherheiten für die Bevölkerung zu. Landwirtschaftliche Enteignungen, Vertreibungen und stärkere Kontrollen schränken die Freiheit ein. Trotz der Herausforderungen betont die Kirche ihre gestärkte Präsenz und Unterstützung für die Menschen vor Ort.
Alltagsleben stark eingeschränkt
Das Leben der Christen ist weiterhin stark von Unsicherheit und Einschränkungen geprägt, erklärte der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, gegenüber „Kirche in Not“. Nach dem Waffenstillstand hätten Operationen im Westjordanland mit hunderten Kontrollpunkten und Einsätzen in der Stadt Dschenin begonnen. „Es besteht kein Zweifel, dass sich die Lage dort verschlechtert hat“, betont der Kardinal.
Ebenfalls im Gespräch mit „Kirche in Not“ bekräftigte der Geschäftsführer des Lateinischen Patriarchats, Sami El-Yousef, diese Einschätzung. So seien mehr Landenteignungen und Vertreibungen von etwa 16.000 Menschen aus Flüchtlingslagern in Dschenin zu beobachten. Zudem „fragmentieren“ 185 Grenzübergänge und über 900 Kontrollpunkte das Westjordanland und schränken die Freiheit und das Alltagsleben ein. Erschwerend komme hinzu, dass die Situation aufgrund der Ereignisse in Gaza international kaum Beachtung finde, kritisiert El-Yousef. „Die Entwicklungen verlaufen stark zu unseren Ungunsten.“
Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen verschlechtern Lage der Christen im Westjordanland
Wie der Lateinische Patriarch verwies, wies auch der Jugendseelsorger Pater Louis Salman auf die Einschränkungen hin, denen Christen im Westjordanland ausgesetzt seien. „Seit dem Waffenstillstand in Gaza sind noch mehr Straßen gesperrt“, erklärte er. Das mache es noch schwieriger zu reisen. Auch die Rückkehr der im Zuge des vereinbarten Waffenstillstands freigelassenen palästinensischen Geiseln habe viele Einschränkungen mit sich gebracht, da der Gefangenenaustausch zu verschärften Sicherheitsmaßnahmen führte, so Pater Louis.
Deshalb mache sich unter den Jugendlichen Mut- und Hoffnungslosigkeit breit. Dem möchte der Jugendseelsorger entgegenwirken und neue Zuversicht vermitteln. „Als Christen aus der Heimat Jesu tragen wir die Verantwortung, hier zu bleiben“, betonte Pater Louis. Jetzt seien Veranstaltungen wichtig, die den Jugendlichen das Gefühl geben, „dass sie auf globaler Ebene keine Minderheit sind“. Deshalb plant Pater Louis, im Sommer mit 85 Jugendlichen nach Rom zu reisen, um an den Feierlichkeiten des Heiligen Jahres teilzunehmen. Da der Flughafen in Tel Aviv für palästinensische Reisende geschlossen ist, wird die Gruppe eine Busreise nach Jordanien unternehmen müssen, was mit deutlich höheren Kosten verbunden ist.
Trotz der schwierigen Bedingungen betrachtet Sami El-Yousef, der Geschäftsführer des Lateinischen Patriarchats, die Kirche nach mehr als einem Jahr Krieg als gestärkt. So erklärt er, dass sie ihre Dienste aufrechterhalten und zum Teil ausbauen konnten. Weiter bereite man sich darauf vor, nach dem Ende des Krieges noch größere Unterstützung leisten zu können. Als Beispiel nannte er den Erfolg, Menschen im Gazastreifen, nicht nur die kleine christliche Gemeinde, über Monate hinweg mit Obst und Gemüse zu versorgen. „Die Menschen sprechen noch heute darüber, wie sich die Kirche für sie eingesetzt hat. Wir sind sehr stolz auf das, was wir in dieser Zeit erreicht haben.“