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Christen in Indien unter Druck – Erneut Verhaftungen und Gottesdienststörungen

Die jüngsten Festnahmen von sieben Christen im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh zeichnen ein klares Bild der zunehmenden Instrumentalisierung von Anti-Konversionsgesetzen zur Unterdrückung religiöser Minderheiten. Unter dem Vorwand des Schutzes vor „Zwangsbekehrungen“ geraten Christen in Indien immer häufiger unter den Druck radikaler hindunationalistischer Gruppen. So auch am 24. August in Uttar Pradesh, als sieben Christen festgenommen wurden und mehrere Sonntagsgottesdienste von hinduistischen Bürgerwehren gewaltsam unterbrochen wurden. Derartige Aktionen werden von staatlichen Behörden häufig gebilligt oder schlichtweg ignoriert. Kirchenvertreter weisen die Vorwürfe vehement zurück.

Radikale Gruppen stören Gebetstreffen – Christen wegen des Vorwurfs der Zwangsbekehrung verhaftet

Mittlerweile sei ein Muster zu erkennen, mit dem Christen unter „fadenscheinigen Vorwürfen der Zwangsbekehrung“ festgenommen würden, so Pastor Joy Mathew. Er unterstützt verfolgte Christen in der Region, insbesondere im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh.

Die Festnahmen ereigneten sich in den Bezirken Mau, Jaunpur und Budaun, nachdem in insgesamt vier Landkreisen christliche Gebetstreffen durch sogenannte Vigilanten gewaltsam unterbrochen worden waren. Hinter diesen Übergriffen stehen häufig Anhänger des Bajrang Dal, dem radikalen Jugendarm der hindunationalistischen Organisation Vishwa Hindu Parishad (VHP). Die Aktivisten beschuldigen christliche Gruppen, benachteiligte Bevölkerungsgruppen – insbesondere Dalits (früher als „Unberührbare“ bezeichnet) – mithilfe sozialer Unterstützungsangebote wie Bildung und medizinischer Versorgung gezielt zum Religionswechsel zu bewegen.

Christen in Indien unter Druck: Anti-Konversionsgesetz als Repressionsmittel

Seit Inkrafttreten des umstrittenen Anti-Konversionsgesetzes im Jahr 2021 haben die Behörden in Uttar Pradesh mehr als 400 Verfahren gegen Christen eröffnet. Das Gesetz, das bei mutmaßlichen Zwangsbekehrungen Freiheitsstrafen von bis zu 20 Jahren vorsieht, wird laut Pastor Mathew bislang jedoch in keinem einzigen Fall durch belastbare Beweise vor Gericht gestützt.

Ein Kirchenvertreter, der anonym bleiben möchte, äußerte gegenüber UCA News, dass aktuell 59 Christen aufgrund ähnlicher Anschuldigungen in den Gefängnissen der Region inhaftiert seien – aus seiner Sicht oft ohne rechtlich haltbare Grundlage. „Selbst ein normales Sonntagsgebet in einem Haus oder einer Kirche ist heute zu einem Verbrechen geworden“, klagt die anonyme Quelle aus Uttar Pradesh.

Nach Angaben des United Christian Forum, einer ökumenischen Beobachtungsstelle, kam es allein bis Ende Juli dieses Jahres zu 97 gewaltsamen Übergriffen auf Christen in Uttar Pradesh – unter anderem auch am Tag der Republik am 26. Januar, als ebenfalls sieben Christen unter dem Vorwurf der Zwangsbekehrung verhaftet wurden.

Im gesamten Vorjahr wurden 209 solcher Übergriffe registriert. Christen stellen in Uttar Pradesh weniger als 0,5 Prozent der Bevölkerung, während etwa 80 Prozent der über 200 Millionen Einwohner dem Hinduismus angehören. Kirchliche und zivilgesellschaftliche Organisationen fordern unterdessen die umgehende Freilassung der Inhaftierten sowie ein Ende der – wie sie es nennen – „systematischen Verfolgung religiöser Minderheiten“ in Indien.

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