Vor kurzem gab Papst Franziskus die Änderungen der Papstbeisetzung bekannt. Nach seiner Wahl im Jahr 2013 reduzierte der Pontifex den mit seinem Amt verbundenen Pomp. Das erkennt man auch bei den Veränderungen im Ritus der Bestattung. So wird das katholische Kirchenoberhaupt nur noch in einem Sarg anstelle der drei Särge bestattet. Die Aufbahrung auf dem Katafalk entfällt ebenfalls. Viele Änderungen kann der Vatikanexperte Ulrich Nersinger nicht nachvollziehen, wie er im Gespräch mit dem Kölner Domradio erzählte. Viele Änderungen untergraben die Position und die Aufgaben, die der Papst inne hat. Diese seien nicht einfach von der Person zu trennen.
Papstbeisetzung als Teil des Lebens der Kirche
Kritik bekommt Papst Franziskus für die Regeländerung der Papstbeisetzung. Denn die Aufbahrung und das Begräbnis des Papstes seien ein Teil des Lebens der Kirche, erzählt Nersinger. Doch durch die Veränderungen würden nicht nur drei Särge aus dem traditionellen Ritus, sondern auch anwesende Persönlichkeiten verschwinden. Zudem entfällt die Aufbahrung auf dem Katafalk sowie die Aufbahrung im Apostolischen Palast. Dies sei früher von großer Bedeutung gewesen, erklärt Nersinger. Er blickt weit in die Vergangenheit zurück, als es den Gläubigen sogar möglich war, den Papst anzufassen.
Denn vor Papst Pius XII. wurden die verstorbenen Oberhäupter in der Sakramentskapelle im Petersdom aufgebahrt. Die Füße des Papstes berührten dabei die Gitterstäbe oder hingen gar darüber hinaus, stellt der Experte fest. Dadurch hatten die Gläubigen, die Abschied nehmen wollten, die Möglichkeit, seine Füße anzufassen. Besonders mit der fehlenden Aufbahrung kann sich Nersinger nicht anfreunden, wie er verriet. Diese würde „zum Leben der Kirche“ gehören und „demonstrativ ein Kapitel der Kirchengeschichte“ beschließen. In diesem Zusammenhang erzählt er von einem Kollegen, der von Geschichtsvergessenheit und Privatisierung des Papsttums spricht. Der Kollege sagte zudem, „dass der Papst par ordre du mufti“ etwas für die nächste Papstgeneration vorgibt, „was dann noch sehr autokratisch wirkt“.
Widerspruch der beiden Dokumente
Im Hinblick auf die Geschichtsvergessenheit sei die Regeländerung besonders befremdlich, da Papst Franziskus selbst kürzlich ein Dokument verfasst hatte, das sich genau diesem Thema widmet. So rief Papst Franziskus zu einem besseren Studium der Kirchengeschichte auf. Wie eine solch tiefgreifende Änderung und Vereinfachung des Ritus mit dem Schreiben zur Geschichtsvergessenheit der Kirche zusammenkommt, erschließe sich ihm nicht, erklärt Nersinger. Er stecke zwar nicht im heiligen Vater, aber er könne es sich nicht erklären, führt er aus. Durch die Veränderungen im Ritus würde man zwar dem „jetzigen Zeitgeist“ huldigen. Doch das sei genau das, was er in dem Schreiben an die Priesteramtskandidaten nicht wollte.
Für den Vatikanexperten nehmen die Änderungen der Papstbeisetzung „ein bisschen was vom Verständnis der Geschichte und von der Tradition unnötig“ weg. So wäre es sinnvoller und besser gewesen, die schwierigen Riten zu erklären, als die bisherige Regelungen zu überwerfen.