In einer aktuellen Forderung spricht sich der Handwerkspräsident Jörg Dittrich für die Streichung von Feiertagen aus. Eine Abschaffung eines arbeitsfreien Feiertags brächte finanzielle Gewinne. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW), Michael Hüther, positioniert sich ähnlich. Um den Wohlstand zu erhalten, müsse das Arbeitsvolumen erhöht werden. Dies gelänge durch längere Arbeitszeiten, Kürzung der Urlaubstage oder die Streichung von Feiertagen. Dem gegenüber warnen die katholischen Bischöfe vor einem kulturellen Verlust durch diese Maßnahme.
Abschaffung eines Feiertages mit großen wirtschaftlichen Vorteilen
Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ erklärte der Präsident des Zentralverbands des deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, dass die Streichung von Feiertagen „ein paar Milliarden“ brächte. Zudem erkenne er darin ein Signal, die Herausforderungen gemeinsam anzunehmen und anzupacken. „Die neuen Realitäten erfordern einen fröhlichen Fleiß, um das Erworbene zu erhalten“, so Dittrich am Wochenende. Weiter warnt er, dass man nicht darum herumkomme, sich auf eine „Liste der Grausamkeit zu einigen“. Es bedürfe an Zumutungen, um aus der Talsohle herauszukommen. Welche das seien, müsse die Politik entscheiden, führte Dittrich aus. Auch Monika Schnitzer, die Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, sprach sich für eine Feiertagsstreichung aus, da dadurch das Wirtschaftswachstum gesteigert werden könne, wie sie erklärt.
Ähnlich argumentierte auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Hüther. Man befinde sich in der demografischen Entwicklung in einer dramatischen Phase, betonte Hüther. In der Zukunft werde die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter drastisch abnehmen, warnt der Direktor gegenüber der „Zeit“. Weiter erklärt er, dass man, um den Wohlstand zu erhalten, reagieren müsse. „Eine Stellschraube ist das Arbeitsvolumen – also die Zahl der Arbeitsstunden pro Jahr“, fügt er hinzu und erklärt: „Man kann es zum Beispiel durch längere Arbeitszeiten, weniger Urlaubstage oder eben das Streichen von Feiertagen erhöhen.“ Er persönlich empfinde es als „eine sinnvolle Option“. Der Berechnung des IW zufolge könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) durch die Streichung eines Feiertages um bis zu 8,6 Milliarden Euro steigen. Daraus erschließe sich der wirtschaftliche Vorteil. Doch die Bevölkerung spricht sich mehrheitlich gegen die Feiertagsstreichung aus, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag des „Stern“ zeigt. Demnach lehnen rund 65 Prozent der Befragten eine Abschaffung ab. Nur 32 Prozent sprechen sich für die Abschaffung aus.
Bischöfe wehren sich gegen die Streichung von Feiertagen
Ablehnend positioniert sich der Bund Katholischer Unternehmer (BKU). Zunächst wirke die Hochrechnung des IW und die Steigerung des BIP um die Milliardensumme zwar beeindruckend, doch schließe sich die BKU der Warnung vor dem Kulturverlust an. Gerade kirchliche Feiertage seien ein Ausdruck der christlichen Prägung im Land, so BKU-Sprecher Marco Fetke gegenüber katholisch.de. Weiter sieht er den Effekt der Streichung von Feiertagen angesichts der erlahmten Konjunktur kritisch. „Betriebe, die bereits ohne Feiertage Kurzarbeit anmelden oder Personal entlassen müssen, werden von einem zusätzlichen Arbeitstag auch nicht profitieren“, erklärte Fetke. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund wandte sich gegen den Vorschlag der Abschaffung von Feiertagen. Die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi erkennt darin eine versteckte Lohnkürzung der Arbeitnehmer, wie sie erklärt. Fahimi sagte wörtlich: „Einen Feiertag zu streichen, bedeutet nichts anderes, als die Löhne durch die Hintertür zu kürzen.“
Die katholischen Bischöfe betrachten bei ihrer ablehnenden Haltung vor allem den kulturellen Verlust. Christliche Feiertage prägen die Kultur und Tradition unseres Landes, erklärt der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. Christliche Feiertage ermöglichen die „gemeinschaftliche Religionsausübung zu zentralen religiösen Ereignissen“, erklärte er gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Aus diesem Grund erkenne die Bischofskonferenz nicht, weshalb die Folge der Schuldenaufnahme als erstes die Abschaffung eines christlichen Feiertages sein solle. Dass es einen christlichen Feiertag treffen könnte, ist aufgrund der zunehmenden Kirchenaustritte und der sinkenden Kenntnis der Bedeutung der Feiertage durchaus möglich. In der Tat gilt der Pfingstmontag seit vielen Jahren als Streichkandidat. Doch es sei fraglich, ob die Streichung von Feiertagen die Finanzsituation nachhaltig fördere. Was aber sicher sei, sei der dauerhafte religiöse und kulturelle Verlust, so Kopp. Dies zeige die Streichung des Buß- und Bettages, der lediglich in Sachsen arbeitsfrei ist und zur Finanzierung der 1995 eingeführten Pflegeversicherung abgeschafft wurde. Weiter verwies der Sprecher darauf, dass die Union sich in ihrem Wahlprogramm zum Schutz der christlichen Feiertage bekannt habe.