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Einsamkeit von Kindern – Familienbund der Katholiken fordert „koordiniertes Vorgehen aller gesellschaftlichen Akteure“

Besorgt über die Einsamkeit von Kindern zeigt sich der Familienbund der Katholiken nach der bundesweiten Aktionswoche gegen Einsamkeit und den alarmierenden Zahlen der Studie „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ des Deutschen Jugendinstituts (DJI). Für den Präsidenten des Familienbundes der Katholiken müssen die Ergebnisse ein Weckruf sein. Er fordert ein koordiniertes Vorgehen von Politik, Verbänden, Kirchen und Bildungseinrichtungen.

Mehr als jedes fünfte Kind (manchmal) einsam

Einsamkeit ist kein Phänomen des Alterns – auch Kinder und Jugendliche leiden zunehmend darunter. Darauf macht der Familienbund der Katholiken nach der bundesweiten Aktionswoche gegen Einsamkeit aufmerksam. Anlass ist eine aktuelle Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) mit dem Titel „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“, die alarmierende Zahlen zur sozialen Isolation junger Menschen liefert. Der Familienbund fordert deshalb entschiedenes politisches und gesellschaftliches Handeln, um Einsamkeit frühzeitig zu bekämpfen und betroffene Kinder und Jugendliche besser zu unterstützen.

Ulrich Hoffmann betonte, dass die Ergebnisse der DJI-Studie ein Weckruf für die Politik sein müssten. Denn: „Wenn sich immer mehr Kinder einsam fühlen, ist das nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches Versäumnis“, so Hoffmann. Mehr als jedes fünfte Kind im Grundschulalter fühlt sich zumindest manchmal einsam. Einen Grund dafür sieht er in der fehlenden Zeit der Eltern, um ihren Kindern die notwendige Zuwendung und Geborgenheit zu geben. Dies sei jedoch kein „persönliches Versagen“, sondern ein Ausdruck struktureller Defizite.
Diese Erkenntnisse zeigen deutlich, wie entscheidend gemeinsame Zeit in der Familie ist – und wie dringend Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf notwendig sind.

Einsamkeit gefährdet Demokratie

Wie die Studie zeigt, sind von Einsamkeit vor allem Kinder aus Ein-Eltern-Haushalten (28 Prozent) und aus Stieffamilien betroffen. Bei Letzteren fühlt sich demnach jedes dritte Kind isoliert. Finanzielle Belastungen der Familie verstärken das Gefühl zusätzlich. Hoffmann zeigte sich von den Zahlen erschüttert und warnte zugleich davor, dass „Einsamkeit eine stille, aber tiefgreifende Bedrohung für das Wohlbefinden und die Entwicklung unserer Kinder“ sei.

Außerdem verdeutlichen die Ergebnisse, dass Einsamkeit und auffälliges Verhalten in einem engen Zusammenhang stehen. Auffälliges Verhalten bei Kindern geht oft mit Einsamkeit einher. Die Gründe sind komplex, doch die Risiken sind eindeutig: Wer früh isoliert ist, trägt häufig langfristige seelische und soziale Belastungen davon.

Einsamkeit stellt jedoch auch junge Erwachsene zwischen 16 und 30 Jahren vor Herausforderungen. Bereits im vergangenen Jahr zeigte eine Studie der Bertelsmann Stiftung, dass sich 35 Prozent moderat einsam und weitere zehn Prozent stark einsam fühlen. In ihrer aktuellen Studie hebt die Stiftung die demokratiegefährdende Dimension hervor. Demnach fühlen sich einsame, vor allem jüngere Menschen, weniger politisch wirksam. Dies führt auf lange Sicht zu einem Vertrauensverlust in demokratische Prozesse.

Zeitmangel und Druck in Familien ursächlich für Einsamkeit von Kindern

Ein Hauptgrund für die Einsamkeit von Kindern ist der Zeitmangel in Familien. Zahlreiche Eltern stehen unter Druck, Erwerbsarbeit, Kindererziehung und teils auch Pflege bewerkstelligen zu müssen. In der Folge werden gemeinsame Familienzeiten zur Ausnahme – Kinder erfahren so zu wenig Aufmerksamkeit und Unterstützung.

„Die Antwort auf diese Entwicklung darf nicht lauten, Eltern noch mehr Erwerbsarbeit zuzumuten“, warnt Hoffmann. In der heutigen Zeit benötige man eine Familienpolitik, „die echte Wahlfreiheit ermöglicht, Zeitwohlstand fördert und Familien entlastet“, betont der Präsident des Familienbundes der Katholiken.

Deshalb unterstützt der Familienbund den Aufruf der Bundesbildungsministerin Karin Prien zur Bildung einer „Allianz gegen Einsamkeit“. Was die Gesellschaft benötige, sei „ein koordiniertes Vorgehen aller gesellschaftlichen Akteure – von der Politik über die Bildungseinrichtungen bis hin zu Verbänden und Kirchen“, führte Hoffmann aus. In der Früherkennung der Einsamkeit seien besonders Schulen, Kitas und Familienzentren gefordert, um „Kindern Wege zu sozialer Teilhabe zu eröffnen“. Einsamkeit dürfe nicht zum Normalzustand für Kinder werden, warnt Hoffmann.

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