Nach seiner Sommerpause in der päpstlichen Residenz in Castel Gandolfo nahm Papst Leo XIV. am Mittwoch die Generalaudienz auf dem Petersplatz wieder auf. Dabei betonte er mit Blick auf eine biblische Erzählung aus dem Markusevangelium, dass es aus christlicher Sicht keine Lösung sei, sich in einer hektischen, lauten und von Hass geprägten Welt in sich selbst zurückzuziehen. Stattdessen empfahl der Pontifex in seiner Generalaudienz, wieder zu erlernen, mit Ehrlichkeit und Besonnenheit zu kommunizieren.
Papst warnt in Generalaudienz: Sich nicht zurückziehen
„Unsere Welt ist Zeuge eines Klimas der Gewalt und des Hasses, das die Menschenwürde erniedrigt“, erklärte der Pontifex in seiner Botschaft und beschrieb eine Gesellschaft, „die an einer Art ‚Bulimie‘ der sozialen Medien erkrankt ist.“ Wir seien hypervernetzt und würden von Bildern überschüttet, die zum Teil falsch oder verzerrt seien, warnte der Papst. „Wir werden von zahllosen Botschaften überwältigt, die in uns einen Sturm widersprüchlicher Gefühle auslösen.“
In Anbetracht dieser Situation könne aus Angst, etwas Falsches zu sagen, durchaus der Wunsch entstehen, sich zurückzuziehen – nichts mehr zu hören und nichts mehr zu sagen. Hier spannte er den Bogen zur biblischen Geschichte des tauben und stotternden Mannes aus dem Markusevangelium, den Jesus heilt. Papst Leo XIV. warnte davor, sich zurückzuziehen – dies sei niemals eine wirkliche Lösung.
„Effata – Öffne dich!“: Gewaltfreie Kommunikation erlernen
Jesus begegnet dem Mann, den andere zu ihm gebracht haben, in stiller, einfühlsamer Nähe. Durch einfache Gesten, die eine tiefe Verbundenheit ausdrücken, berührt er dessen Ohren und Zunge. Dabei heilt Jesus den kranken Mann mit dem Wort „Effata“ – „Öffne dich“. Damit habe er ihn ermutigt, sich der Welt zu öffnen, vor der er sich fürchtete: „Öffne dich den Beziehungen, die dich enttäuscht haben. Öffne dich für das Leben, das du aufgegeben hast! Sich in sich selbst zu verschließen ist in der Tat nie eine Lösung.“
Im Anschluss ermutigte der Papst die Gläubigen, sich in einer Form der guten Rede zu üben – einer Kommunikation, die gewaltfrei ist. „Wir alle müssen den Herrn bitten, unsere Art zu kommunizieren zu heilen – nicht nur, um effektiver zu sein, sondern auch, um zu vermeiden, andere mit unseren Worten zu verletzen“, so der Papst weiter. Wieder richtig zu sprechen sei der Beginn einer Reise und nicht deren Ziel. Um Jesus wirklich kennenzulernen, müsse man einen Weg gehen, bei ihm bleiben und seine Passion durchlaufen. „Wenn wir gesehen haben, wie er gedemütigt wurde und gelitten hat, wenn wir die rettende Kraft seines Kreuzes erfahren haben, dann können wir sagen, dass wir ihn wirklich kennengelernt haben.“ Es gebe keine Abkürzungen, um Jünger Jesu zu werden, betonte der Papst.
Die Generalaudienz, in der die Bedeutung von Kommunikation im Zentrum stand, schloss sich an das Heilig-Jahr-Treffen der katholischen Influencer am Montag und Dienstag an. Die zumeist jungen Fachleute der Kommunikation in den sozialen Netzwerken rief der Papst bei dieser Begegnung dazu auf, nicht nur auf die Anzahl ihrer Follower zu schauen, sondern Netze zu spannen – „Netze, die befreien, Netze, die retten, Netze der Wahrheit.“