Bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag betonte Papst Leo XIV., dass uns Gott stets mit offenen Armen empfange und es nie zu spät sei, auf seinen Ruf zu folgen. Zugleich erinnere Gott daran, „dass unser Leben wertvoll ist“. Sein Wunsch sei es, „uns zu helfen, dies zu entdecken“, unterstrich Papst Leo vor rund 35.000 Menschen auf dem Petersplatz. Leo stützte seine Ansprache auf das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. In dieser Erzählung begegnet uns eine ungewöhnliche Figur, deren Verhalten überrascht und zum Nachdenken anregt: der Besitzer des Weinbergs, der sich nicht vertreten lässt, sondern selbst aufbricht, um nach Arbeitern zu suchen.
Wenn die Hoffnung verloren ist – Jeder Mensch zählt
Manchmal, so Papst Leo XIV., haben wir den Eindruck, keinen Sinn in unserem Leben zu finden. „Wir fühlen uns nutzlos, unfähig – genau wie die Arbeiter, die auf dem Marktplatz darauf warten, dass ihnen jemand Arbeit gibt.“ Vielleicht vergehe die Zeit, das Leben ziehe an uns vorbei, und wir fühlten uns nicht wahrgenommen, sagte der Pontifex. „Vielleicht sind wir zu spät gekommen, andere waren vor uns da, oder Sorgen haben uns anderswo aufgehalten.“
Doch dann geht der Meister kurz vor Ende des Arbeitstages noch einmal auf den Marktplatz, um Arbeiter zu finden, blickte Papst Leo XIV. auf das Gleichnis. Der Marktplatz, auf dem die Arbeiter auf eine Anstellung warten, spiegele die Sorge vieler Menschen. Zur späten Stunde hätten die Arbeiter die Hoffnung schon aufgegeben. Besonders in der schnelllebigen Welt, die von Leistungsdruck und Konkurrenz geprägt sei, könne es leicht passieren, dass man sich nicht anerkannt fühle. Jetzt komme die Gestalt des Gutsbesitzers ins Spiel, „der um jeden Preis das Leben eines jeden von uns wertschätzen möchte“. So gehe er auch kurz vor Ende des Arbeitstags noch einmal los, um Arbeiter anzuwerben, betonte der Papst.
Nicht Verdienst, sondern Barmherzigkeit
Dann lenkte der Papst das Augenmerk auf die Bezahlung, die für alle gleich sei. Jeder erhalte, unabhängig von der Arbeitszeit, den gleichen Lohn, unterstrich Leo. Für den Besitzer des Weinbergs – also für Gott – sei es nur gerecht, „dass jeder Mensch das hat, was er zum Leben braucht“. Er habe die Arbeiter persönlich berufen, kenne ihre Würde und wolle sie auf dieser Grundlage bezahlen, führte Leo aus.
Der heutige Christ könne nun überlegen, warum er früher arbeiten solle, wenn er später anfangen könnte und dennoch den gleichen Lohn bekäme. Hier zitierte Papst Leo den Kirchenvater Augustinus: „Warum wehrst du den ab, der dich ruft, obwohl du des Lohns sicher bist, aber den Tag nicht kennst? Nimm dich also in Acht, dass du dir das, was er dir versprochen hat, nicht durch Zögern wieder entziehst.“
Dann erläuterte er, dass es also nicht um Verdienst, sondern um Barmherzigkeit gehe. Es gehe nicht um Gleichmacherei, sondern um Fürsorge und Liebe. Mit einem Blick auf die jungen Menschen, die sich heute oft schwertun, einen Sinn in ihrem Leben zu sehen, appellierte Papst Leo XIV., nicht zu warten, sondern begeistert zu antworten, wenn Gott uns „zur Arbeit in seinen Weinberg ruft“.
„Zögert nicht, krempelt die Ärmel hoch, denn der Herr ist großzügig, und er wird euch nicht enttäuschen!“ Denn durch die Arbeit in seinem Weinberg bekommen wir die Antwort auf eine tiefgehende Frage, die uns beschäftigt: „Was ist der Sinn meines Lebens?“ Nur Gott sei die Antwort, unterstrich der Pontifex.