Anlässlich des Heilig-Jahr-Jubiläums der Bildung hat Papst Leo Lehrkräften in Rom vier grundlegende Werte für die christliche Erziehung ans Herz gelegt: Innerlichkeit, Einheit, Liebe und Freude. In seiner Ansprache betonte der Heilige Vater, dass wahre Bildung nicht allein von materiellen Ressourcen abhängt, sondern von der tiefen menschlichen Begegnung, der Ausrichtung auf andere, der gelebten Liebe und der Freude, die Lehrer in ihre Schüler tragen. Zugleich warnte er vor den Gefahren von Überlastung durch bürokratische Aufgaben, technischer Kälte durch künstliche Intelligenz und dem wachsenden gesellschaftlichen Unterschätzen der Rolle von Lehrkräften.
Innerlichkeit und Einheit: Schlüssel zur tiefen Begegnung im Klassenzimmer
Papst Leo betonte, dass wahre Bildung damit beginnt, dass Lehrer und Schüler mit „ihrem inneren Selbst in Kontakt treten“. Nur so könne man die Wahrheit entdecken und der Oberflächlichkeit einer von Bildschirmen geprägten Welt entkommen. Materielle Engpässe in Klassenzimmern seien dabei weniger problematisch als die „wirkliche Gefahr“, dass Lehrkräfte durch Müdigkeit und bürokratische Aufgaben überfordert würden. Weiter betonte der Papst: „Die Wahrheit verbreitet sich nicht durch Klänge, Wände oder Korridore, sondern in der tiefen Begegnung zwischen Menschen, ohne die jedes erzieherische Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist.“
Papst Leo hob die Bedeutung der Einheit in der Erziehung hervor und verwies dabei auf die Schriften des heiligen Augustinus, in denen das „Mitsein“ eine zentrale Rolle spielt. Für Lehrkräfte bedeute dies, sich selbst zurückzunehmen und den Blick auf ihre Schüler zu richten. „Deine Seele gehört nicht nur dir, sondern auch deinen Brüdern und Schwestern“, zitierte er Augustinus, um die Verantwortung und Verbundenheit in der Bildungsarbeit zu unterstreichen.
Liebe und Freude: das Herzstück der Bildung
Papst Leo betonte, dass Liebe untrennbar mit Lehre verbunden sein müsse. Wissen allein reiche nicht aus – es müsse mit Liebe vermittelt werden, damit es für die Lernenden sinnvoll werde. „Die Liebe zu Gott ist das erste Gebot, die Liebe zum Nächsten die erste Praxis“, so der Pontifex, der erneut den heiligen Augustinus zitierte: Zehn Predigten über den ersten Brief des Johannes.
Als vierten und letzten Punkt nannte der Heilige Vater die Freude im Unterricht. „Wahre Lehrer unterrichten mit einem Lächeln, und ihr Ziel ist es, ein Lächeln in den Seelen ihrer Schüler zu wecken“, so der Papst. Zugleich blickte er – wie auch in seiner Ansprache an die Schüler und Jugendlichen – auf die Herausforderungen der Künstlichen Intelligenz. Diese könne Wissen auf kalte, standardisierte Weise vermitteln und so die Isolation von Schülern verschärfen, warnte Leo.
Zudem kritisierte er, dass die gesellschaftliche Wertschätzung für Lehrkräfte abnehme. „Die Rolle der Pädagogen zu schwächen, gefährdet unsere gemeinsame Zukunft. Eine Krise der Wissensvermittlung bringt auch eine Krise der Hoffnung mit sich“, mahnte der Pontifex, der selbst einst Mathematik und Physik unterrichtet hat.
