StartWeltJosef Grünwidl wird neuer Wiener Erzbischof: Reformoffen und menschennah

Josef Grünwidl wird neuer Wiener Erzbischof: Reformoffen und menschennah

Mit den Worten „Ich werde meinen Weg gehen“ hat sich der designierte Wiener Erzbischof Josef Grünwidl am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Vorgänger, Kardinal Christoph Schönborn, betonte Grünwidl seine reformorientierte Haltung, seine seelsorgliche Ausrichtung und sein Selbstverständnis als Teamplayer. Der Vatikan bestätigte am Freitagmittag offiziell seine Ernennung. Grünwidl tritt die Nachfolge des langjährigen Wiener Erzbischofs Schönborn an, der anlässlich seines 80. Geburtstags im Januar zurücktrat.

Nähe statt Distanz: Neuer Wiener Erzbischof will Seelsorger bleiben

Zunächst erklärte der designierte Erzbischof, dass die lange Vakanz auch mit seiner Person zu tun gehabt habe. Er habe, so Grünwidl in seiner ersten Reaktion bei der Pressekonferenz, nach „einigem Zögern“ Ja zu dieser Aufgabe gesagt. In der Zeit des Überlegens sei in ihm in den letzten Monaten eine Erkenntnis gereift, die ihn letztlich zu der Entscheidung geführt habe: „Gott braucht mich nicht perfekt, sondern er will mich verfügbar.“

Grünwidl zeigte sich dankbar für die geistliche Unterstützung vieler Gläubiger und vertraut auf die Führung Gottes in seinem neuen Amt. Mit Zuversicht blickt er der Aufgabe entgegen und freut sich besonders auf persönliche Begegnungen – sowohl mit engagierten Kirchenmitgliedern als auch mit suchenden Menschen, denen er auf ihrem Lebensweg Orientierung und Begleitung bieten möchte.

Er selbst habe sich vorgenommen, nicht im „Management und in Verwaltungsaufgaben“ unterzugehen, betonte Grünwidl. Der erfahrene Seelsorger möchte auch im Amt des Erzbischofs nahe am Menschen sein. So will er nicht nur an Sonntagen bei Pfarrbesuchen, sondern auch darüber hinaus hinausgehen und bei den Armen, Kranken, Kindern und Jugendlichen präsent sein. Auf diese Weise möchte er den Kontakt zu den Gläubigen halten, erklärte er.

Reformbereitschaft und synodaler Geist: Kirche gemeinsam gestalten

Er selbst bezeichnete sich auf der Pressekonferenz mit seinem Vorgänger, Kardinal Schönborn, als „Teamplayer“. Mit diesem Selbstverständnis ging er auf den von Papst Franziskus angestrebten synodalen Weg ein. Dieser Kurs ist für den angehenden Wiener Erzbischof „ein Weg, der uns in die Zukunft führt“. Es sei wichtig, jede Stimme ernst zu nehmen und aufeinander zu hören.
„Wir gestalten Kirche nicht vom Erzbischof herunter, sondern miteinander. Ich sehe mich als Teamplayer“, so Grünwidl.

Das einstige Mitglied der österreichischen Pfarrer-Initiative – einer Gruppe von Geistlichen, die nach dem Skandal um den Wiener Kardinal Hans-Hermann Groër für umfassende Reformen in der Kirche eintraten – positionierte sich schon früh als Befürworter von Veränderungen. So spricht er sich für das lange diskutierte Diakonat der Frau aus. Mit Blick auf das Thema Frauenweihe zeigte sich der designierte Wiener Erzbischof zurückhaltend optimistisch. Er sehe darin derzeit kein drängendes Thema auf weltkirchlicher Ebene, wohl aber eine wiederkehrende Frage in Westeuropa. Veränderungen könne er sich grundsätzlich vorstellen und würde diese auch begrüßen. Zugleich betonte Grünwidl, dass eine so tiefgreifende Entscheidung, die eine 2000-jährige kirchliche Tradition berühre, nur im Rahmen eines ökumenischen Konzils getroffen werden könne.

Auch zeigt er sich offen für eine Lockerung der Zölibatspflicht für katholische Priester. Für ihn selbst sei das Zölibat eine Lebenseinstellung. Zugleich betonte er jedoch: „Zölibatäres Leben ist wichtig und wird es in der Kirche immer geben und soll es geben – aber auf freiwilliger Basis, auch für Priester.“ Zwar gehe er nicht davon aus, dass in diesem Fall plötzlich zahlreiche junge Männer in die Kirche drängen würden, doch sieht Grünwidl einen klaren Vorteil. Männer könnten dann ihrer priesterlichen Berufung folgen und gleichzeitig einen Lebensstand wählen, der zu ihnen passt und der sie glücklich macht.

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