Die ukrainische Bevölkerung geht in den dritten Kriegswinter seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs. Seither leben die Menschen in täglicher Angst vor neuen Angriffen und Raketeneinschlägen. Ein solcher Raketenangriff auf Kiew beschädigte am Freitag auch die römisch-katholische Nikolauskirche. Das neugotische Gotteshaus in Kiew ist jedoch nicht die einzige katholische Einrichtung, die durch den Krieg beschädigt wurde. Nach einer Analyse berichtet der ukrainische Arbeitskreis für akademische Studien der Religionen von 605 beschädigten Religionsstätten.
Druckwelle von Raketenangriff beschädigt Nikolauskirche
Die Nikolauskirche befindet sich zentral in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und zählt mit ihren 62 Meter hohen Türmen zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nach Angaben des zuständigen Pfarrers, Pater Pawlo Wyschkowski, erlitt die im Jahr 1909 geweihte Kirche Schäden durch einen russischen Luftangriff. Demnach sei die Rakete zwar nicht direkt in den bedeutenden Sakralbau eingeschlagen, dennoch habe die enorme Druckwelle das Gebäude getroffen, hieß es. Durch diese Druckwelle des Einschlags zerbrach das Glas der großen Fensterrosette über dem Haupteingang an gleich mehreren Stellen. Zudem fielen auch andere Fensterscheiben dem Raketeneinschlag zum Opfer. Auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlichte die Bischofskonferenz ein Video, das die Schäden an dem Kirchengebäude zeigt, berichtet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA).
„Der Feind zerstört, was uns Ukrainern heilig ist“, erklärte Wyschkowski auf seinem Facebook-Account. Von den geplanten Weihnachtsmessen am 24. und 25. Dezember lasse man sich dennoch nicht abbringen. Die Durchführung der Weihnachtsfeiern sollte ein „Beweis unserer Unbeugsamkeit“ sein, so der Pfarrer. So sollen alle Gemeindemitglieder am heutigen Samstag dazu beitragen, die Schäden an der Kirche zu beheben. Nach den Mitteilungen der Stadt wurde bei dem Raketenangriff in der Kirche niemand verletzt. Doch Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete von einem Toten und zwölf verletzten Personen in der Stadt. Sechs der verletzten Personen seien ins Krankenhaus gebracht worden.
605 zerstörte oder beschädigte religiöse Einrichtungen
Nach der Auswertung der Statistik des ukrainischen Arbeitskreises für akademische Studien der Religionen wurden 605 Religionsstätten beschädigt oder gar zerstört. Zumeist richtet sich der russische Angriff auf Einrichtungen der ukrainisch-orthodoxen Kirche (UOK). Diese Kirche sagte sich im Jahr 2022, rund drei Monate nach dem Beginn des Angriffskriegs, vom russischen Patriarchat los.
Nach der Statistik „Religion on Fire“ wurden durch verschiedene Angriffe 317 Gebäude der ukrainisch-orthodoxen Kirche beschädigt oder zerstört. Die anderen Gebäude, die dem Krieg zum Opfer fielen, verteilen sich auf die protestantische Kirche (168) und die autokephale Orthodoxe Kirche der Ukraine (56). Zudem melden die griechisch-katholische und römisch-katholische Kirche insgesamt 21 Fälle. 16 beschädigte oder zerstörte Gebäude melden jüdische Gemeinden, während islamische Gemeinden acht betroffene Stätten melden. Insgesamt kommen zu den zerstörten Gotteshäusern noch 19 andere religiöse Einrichtungen, wie Bildungshäuser oder ähnliches, hinzu.