Es ist kein Geheimnis, dass die katholische Kirche mit Rückgängen bei den Mitgliederzahlen zu kämpfen hat. Die Zahl der Kirchenaustritte erreichte im Jahr 2022 ein Rekordhoch mit 522.821 Austritten. Auch wenn die Zahl der Kirchenaustritte im Jahr 2023 mit rund 400.000 leicht zurückging, bleibt sie auf einem konstant hohen Niveau. Bei gleichbleibender Tendenz könnten die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche im Jahr 2024 zum ersten Mal unter 20 Millionen fallen. Besonders bei Jugendlichen verliert das christliche Leben immer mehr an Bedeutung.
Rückgang der christlichen Bindung von Jugendlichen in Deutschland
Nach Ergebnissen der Shell Jugendstudie 2024 spielt das christliche Leben und die Religion eine immer geringer werdende Rolle. Rund 38 Prozent der befragten katholischen Jugendlichen gaben an, tief im Glauben verwurzelt zu sein. Im Jahr 2022 waren es mit 51 Prozent noch mehr als die Hälfte der Jugendlichen. Analog verhält es sich mit dem Gebet: 49 Prozent der Befragten gaben an, nie zu beten. Zum Vergleich waren es im Jahr 2022 nur 29 Prozent, die angaben, nicht zu beten. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass 31 Prozent der Jugendlichen gelegentlich und nur 18 Prozent mindestens einmal in der Woche beten. Generell ist die Tendenz unter Jugendlichen deutlich erkennbar. So stieg der Anteil an Jugendlichen, die keiner Religion angehören, um rund 33 Prozent an. Im Gegensatz dazu sank die Zugehörigkeit zur Kirche, was viele Gemeinden vor ein Problem stellt.
Kirchenaustritte wirken sich auf die Gemeinschaft aus
Durch die sinkende Mitgliederzahl steht die katholische Gemeinschaft vor einer großen Herausforderung. Denn weniger Mitglieder bedeuten weniger Steuereinnahmen, die für soziale Projekte genutzt werden können. Viele Hilfsorganisationen wie Caritas sind mit der Kirche verbunden und zählen zu den großen Arbeitgebern in Deutschland. Insgesamt arbeiten über eine Million Angestellte in Einrichtungen oder Unternehmen kirchlicher Trägerschaft. Dazu zählen Unternehmen aus dem Gesundheitswesen. Die Kosten für die Erhaltung und Entwicklung der Kliniken werden zumindest teilweise durch kirchliche Steuereinnahmen finanziert. Auch bildungsbezogene Einrichtungen wie Hochschulen, Schulen und Kindergärten gehören der Trägerschaft der Kirche an. Besonders bei der Betrachtung der Kindergärten gibt es einen aktuellen Fall, bei dem drei Kindergärten aus den Händen der Kirche abgegeben werden mussten.
Konkret geht es hierbei um die Kindergärten St. Franziskus in Niederwangen, St. Michael in Wittwais und den Kindergarten St. Verena in Berger Höhe. Der Gesamtkirchenrat der Gemeinde Wangen beschloss aufgrund fehlender Steuergelder, die drei genannten Kindergärten abzugeben. „Wir können uns immer weniger leisten“, stellte der Stadtpfarrer Claus Blessing fest und rechnet dabei mit einem Minus bei den Steuereinnahmen von fünf bis sechs Prozent in den nächsten acht Jahren. Auch die verlängerte Betreuungszeit und die gestiegenen Gehälter spielen eine große Rolle. Obwohl die Kindergärten mit Zuschüssen der Stadt unterstützt werden, reichen diese nicht mehr aus. Die Diözese gibt vor, dass die Gemeinde 150.000 Euro dafür aufwenden darf, doch die Kosten von 320.000 Euro übersteigen diesen Betrag deutlich, sagte Pfarrer Blessing. Jeder Kindergarten, der abgegeben werden muss, schmerzt ihn in der Seele, so Blessing, und er stellt klar, dass sie finanziell dazu gezwungen seien. Die rund 30 Beschäftigten und 178 betreuten Kinder sollen in den jeweiligen Kindergärten bleiben. Dafür müsse der Gemeinderat der Übernahme der Arbeiter zustimmen, die dann im öffentlichen Dienst angestellt wären. Die Eltern der Kinder überweisen die Kosten nicht an die Kirche, sondern an die Stadt.
Weltweiter Lichtblick für die katholische Kirche
Auch wenn in Deutschland die Zahl der Katholiken weiter sinkt und die Zahl der Kirchenaustritte weiter hoch ist, verzeichnet die Kirche weltweit einen Zuwachs an Gläubigen. Die Gesamtzahl der Menschen liegt bei 7,84 Milliarden. Davon gehören nach den Zahlen des „Statistischen Jahrbuchs“ der katholischen Kirche 1,39 Milliarden dem katholischen Glauben an. Das bedeutet einen Anstieg von 0,3 Prozent auf nun 17,7 Prozent. Während in Europa ein Rückgang von 474.000 Mitgliedern zu verzeichnen ist, wächst die katholische Bevölkerung vor allem in Afrika (+7,27 Millionen) und Amerika (+5,91 Millionen). Auch in Asien (+889.000) und Ozeanien (+123.000) sind positive Zahlen zu erkennen.