StartWeltAbschiebepläne: Mexiko droht humanitäre Krise

Abschiebepläne: Mexiko droht humanitäre Krise

In Mexiko reagiert man auf den Amtsantritt des US-Präsidenten Donald Trump und dessen Abschiebepläne. Aufgrund der drohenden Deportationen wappnet sich vor allem die mexikanische Grenzstadt Tijuana für eine humanitäre Krisensituation. Die Lage sei ernst, erklärt die Administratorin der Migranten-Aufnahmezentren des Salesianerordens, Claudia Portela. Abgeschobene würden erst spät in der Nacht und ohne Orientierung in Tijuana ankommen. Für viele sei dies ein traumatisches Erlebnis, so Portela.

Abschiebepläne: Notstand in Mexiko ausgerufen

Es seien keine leeren Drohungen, stellt die Administratorin fest. Seit der Wahl Donald Trumps seien die Abschiebepläne real. So hätten die Deportationen aus den USA zugenommen, weshalb sich die Grenzstadt Tijuana auf „ähnliche drastische Maßnahmen“ einstellt wie zu seiner ersten Amtszeit. Wenige Tage vor Trumps zweitem Amtsantritt rief Tijuana den Notstand aus, um schnell auf die drohende Krise reagieren zu können. Der Grenzübergang zwischen dem kalifornischen San Diego und der Stadt am Pazifik ist der meistüberquerte Grenzübergang der Welt. Konkret plane die Stadt Notfallprotokolle, wie beispielsweise die Nutzung von Sporteinrichtungen als Unterkünfte. Dies könnte nötig sein, falls die vorhandenen Kapazitäten überschritten werden. Die Erfahrung zeige, dass die Infrastruktur schnell überfordert sei, mahnte die Sozialexpertin an.

Das große Problem sei hierbei, dass die Zivilgesellschaft kaum in die Planung miteinbezogen werde. Das bedeute, dass Organisationen wie die Salesianer, die an der vordersten Front tätig sind, von der Regierung nicht informiert wurden. Daraus ergäben sich Schwierigkeiten in der Koordination und im Einsatz von Ressourcen, kritisiert Portela. In der aktuellen Situation zieht die Expertin Vergleiche zu früheren Krisen wie der Einführung des „Remain in Mexico“-Programms im Jahr 2017. Auch das „Title 42″ während der COVID-19-Pandemie sei ein warnendes Beispiel. Denn dies habe zu sofortigen Ausweisungen ohne Asylverfahren geführt, erklärt Portela. Die Regierung ließ Migranten, die es über die Grenze schafften, festnehmen und direkt zurückschicken. In dieser Zeit sei Stress und Angst präsent gewesen. Vor dem Hintergrund der Abschiebepläne rechne man damit, „dass ähnliche Praktiken wieder eingeführt werden könnten.“ So sei eine große Anzahl von Menschen oftmals ohne Vorwarnung über die Grenze nach Tijuana abgeschoben worden. Dadurch sei die Grenzstadt an den Rand der Belastungsgrenze gedrängt worden, so Portela.

Hilfe der Salesianer für traumatisierte Rückkehrer

Die erzwungene Rückkehr nach Mexiko sei für Abgeschobene oft ein traumatisches Erlebnis. Viele Menschen landeten oft mitten in der Nacht in der Grenzstadt, ohne Orientierung, Kontakte und ohne Bezugspersonen. Nicht zu wissen, wo sie hingehen sollen, verstärke die ohnehin große Unsicherheit. Besonders Hilfe bedürften Familien mit Kindern, die nach Trumps Abschiebeplänen vermehrt betroffen sein könnten. Hier sei die emotionale Belastung enorm. Sie wüssten nicht, „wie sie ihre Zukunft gestalten sollen, und stehen vor einer völlig unbekannten Umgebung“, erklärt die Administratorin der Migranten-Aufnahmezentren des Salesianerordens.

Diese spielen eine große Rolle bei der Hilfe für die Abgeschobenen. In dem Salesianerprojekt Proyecto Salesiano bieten sie einfache Herbergen für rund 100 Migranten an. Darunter fällt der Desayunador Padre Chava für Männer und das Refugio Don Bosco für Frauen und Kinder. Schon bei früheren Krisen, wie der Massenflucht der Haitianer im Jahr 2016, stockte der Orden die Unterkünfte auf 700 Plätze auf. Das Ziel sei es, „diesen Menschen eine erste Zuflucht zu bieten, damit sie nicht auf der Straße landen. Wir dürfen sie nicht alleine lassen“, betonte Portela. Neben den Unterkünften stellen die Salesianer auch Nahrung, Kleidung, medizinische und psychologische Betreuung kostenlos zur Verfügung. Aber auch Rechtsberatung, in Zusammenarbeit mit etlichen anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen oder Einrichtungen der Vereinten Nationen wie der Internationalen Organisation für Migration (IOM), bieten die Salesianer den Rückkehrern an. So könnten Menschen stabilisiert werden, um wieder Hoffnung und Perspektiven zu entwickeln, sagte die Sozialexpertin. Weiter gibt es viele Programme, die der Integration, der Bildung und der Vorbereitung auf Arbeitsplätze dienen.

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