Joseph Soueif, Erzbischof von Tripoli, berichtet, dass die Muslime, die den Hauptteil der Region ausmachen, sagen immer wieder, dass die Christen hier bleiben sollen. Nur zusammen mit beiden Religionen bekommt der Libanon seine volle Identität. Soueif ist für das Hilfswerk „Kirche in Not“ zuständig. Es wurde von einer Delegation besucht.
Tripoli befindet sich im Norden des Libanon und grenzt am Mittelmeer. Es handelt sich um die zweitgrößte Region des Landes, die jedoch auch die ärmste Region ist. Der Anteil der Christen, die sich in dieser Region befinden, ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen. 1970 lag der Anteil bei 30 Prozent. Heute handelt es sich noch um etwa 2 Prozent.
Über 6000 Schüler in Tripoli
Die katholische Kirche betreibt trotz der zwei Prozent 16 Schulen in der genannten Region. Diese werden von 6000 Schülern besucht, was nicht nur den katholischen Kindern, sondern vielen Kindern im Tripoli entspricht. Die muslimischen Eltern bestätigen immer wieder, dass die Werte, die in diesen Schulen vermittelt werden und die Qualität der Ausbildung nirgends sonst gegeben ist. So bestätigt auch der Erzbischof, dass die katholische Kirche den Glauben der anderen respektiert. Die Schulen eignen sich hier zugleich als Mission, da es durch diese Wertevermittlung immer wieder zu christlichen Taufen kommt.
Die Aufteilung der Moslems bezieht sich auf einen sehr großen Anteil von Schiiten. Lediglich im Norden der Region sind Sunniten. Zusammen mit den Christen findet regelmäßig ein interreligiöser Dialog statt, welcher nur mündlich und nicht schriftlich stattfinden kann. Die Wirtschaftskrise, die seit 2019 stattfindet, wirkt sich negativ auf diese Dialoge aus. Der Erzbischof gibt an, dass die meisten Priester keinen Lohn bekommen und sich lediglich durch die Kollekte der Gottesdienste finanzieren. Sie sind verheiratet und werden somit nur bedingt von der Kirche akzeptiert. Durch die geringen Spenden, ist ein Überleben dieser Priester allerdings nicht möglich. So kommen wöchentlich etwa 10 Euro zusammen.
Der Erzbischof Joseph Soueif interessiert sich für verschiedene Personengruppen. Neben dem Überleben und der Arbeit dieser Priester achtet er ebenfalls auch die jungen Familien. Paare, die über eine gute Ausbildung verfügen, gehen oftmals ins Ausland und reduzieren die Perspektiven der anderen. Die Diözese hat eine eigene Landwirtschaft errichtet, die von den Menschen der Umgebung betrieben wird. Diese bekommen somit Arbeit. Die produzierten Lebensmittel werden zu günstigeren Preisen an die Bevölkerung verkauft.