In einer bewegenden ökumenischen Feier in der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern hat Papst Leo XIV. gemeinsam mit Vertretern zahlreicher Kirchen der über 1.600 Christen gedacht, die im 21. Jahrhundert wegen ihres Glaubens getötet wurden. In seiner Ansprache würdigte der Papst die Getöteten als gewaltlose Zeugen des Evangeliums, deren Martyrium in einer von Hass und Gewalt geprägten Welt ein Zeichen der Hoffnung und des Friedens sei.
Martyrium als Zeugnis „unbewaffneter Hoffnung“
Die liturgische Gedenkfeier fand am späten Sonntagnachmittag in der großen Papstbasilika Sankt Paul vor den Mauern statt. Nach der Überlieferung ist dort der Apostel Paulus nach seiner Hinrichtung im ersten Jahrhundert bestattet. Neben rund 4.000 Gläubigen nahmen zahlreiche Vertreter anderer Kirchen an der Gedenkfeier teil, um der Märtyrer aus unterschiedlichen Kirchen zu gedenken, die in jüngster Zeit wegen ihres Glaubens getötet wurden.
In seiner Ansprache erinnerte der Papst namentlich an mehrere Märtyrer aus verschiedenen Konfessionen, die in jüngster Vergangenheit ihr Leben für den Glauben ließen. Wörtlich sagte der Papst in seiner Predigt: „Viele Brüder und Schwestern tragen auch heute noch wegen ihres Glaubenszeugnisses in schwierigen Situationen und unter widrigen Umständen das Kreuz des Herrn: Wie er werden sie verfolgt, verurteilt und getötet.“
Die Märtyrer bezeichnete er als „Frauen und Männer, Ordensleute, Laien und Priester, die ihre Treue zum Evangelium, ihren Einsatz für Gerechtigkeit, ihren Kampf für die Religionsfreiheit und ihre Solidarität mit den Ärmsten mit ihrem Leben bezahlen.“
Nach den Maßstäben der Welt, so der Papst weiter, seien diese Christen besiegt worden. In Wirklichkeit aber sei „ihre Hoffnung voll Unsterblichkeit“, denn ihr Martyrium trage dazu bei, das Evangelium in einer von Hass, Gewalt und Krieg gezeichneten Welt weiterzuverbreiten. Es sei eine Hoffnung „voll Unsterblichkeit“, denn auch wenn ihre Körper getötet wurden, könne niemand ihre Stimme zum Schweigen bringen oder ihre Liebe auslöschen. Diese Hoffnung bezeichnete Papst Leo als eine „unbewaffnete Hoffnung“. Eine Hoffnung, die nicht auf Gewalt setze, sondern auf die „schwache und sanfte Kraft des Evangeliums“.
Große Teilnahme: Vertreter unterschiedlicher Kirchen gedenken der Märtyrer
Die Feier stand ganz im Zeichen der Ökumene, denn neben der katholischen Kirche nahmen auch Vertreter des Moskauer Patriarchats, des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel, der Orthodoxen Kirche Griechenlands, der Armenisch-Apostolischen Kirche sowie des Syrisch-Orthodoxen Patriarchats von Antiochien teil. Auch Delegierte der Anglikaner, Methodisten, der Evangelikalen Weltunion, des Lutherischen Weltbundes und der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen waren anwesend.
Papst Leo XIV. bekräftigte in seiner Ansprache, dass die katholische Kirche das Gedenken an die Glaubenszeugen auch weiterhin konfessionsübergreifend pflegen werde. Die Erinnerung an die Märtyrer sei nicht nur eine Frage der Vergangenheit, sondern ein lebendiger Ausdruck gelebten Glaubens in einer Welt, in der Christen noch immer verfolgt und getötet werden.
Stellvertretend für die vielen Opfer erinnerte Papst Leo unter anderem an Schwester Leonella Sgorbati, die sich in Somalia für die Ausbildung von Krankenschwestern engagierte und 2006 in Mogadischu ermordet wurde. Ebenso gewürdigt wurde der anglikanische Friedensvermittler Francis Tofi, der im selben Jahr auf den Salomonen einem Attentat zum Opfer fiel.
Auch der 21 koptisch-orthodoxen Christen, die 2015 an einem libyschen Strand vom sogenannten Islamischen Staat ermordet wurden, wurde gedacht. Zudem nannte der Papst die US-amerikanische Ordensfrau Dorothy Stang, die sich in Brasilien für die Rechte armer Landbevölkerung einsetzte und 2005 erschossen wurde, sowie den chaldäischen Priester Ragheed Ganni, der 2007 im Irak von Extremisten getötet wurde.