Mit einer eindringlichen Botschaft lenkte Papst Leo in seiner Predigt der Christmette im Petersdom den Blick auf das Zentrum des christlichen Glaubens: die Menschwerdung Gottes. Nicht in Macht und Erhabenheit, sondern in der Schutzlosigkeit eines Neugeborenen offenbare sich Gottes Größe, betonte das Kirchenoberhaupt. Weihnachten sei damit zugleich eine Einladung, die Wahrheit nicht „oben“, sondern im konkreten Leben der Menschen zu suchen. Er erinnerte an seine Vorgänger Papst Benedikt XVI. sowie Papst Franziskus und rief dazu auf, die Freude dieses Festes weiterzutragen.
Gottes Größe zeigt sich in der Verletzlichkeit
In seiner Predigt erinnerte der Papst daran, dass die Menschen über Jahrtausende hinweg die Wahrheit im Himmel gesucht hätten, während sie zugleich übersahen, was ihnen „unten in ihren Häusern“ fehlte. Mit dem Blick zu den Sternen hätten sie gemeint, dort den Sinn zu finden, am Ende jedoch im Dunkel eigener Orakel getastet. Um den Retter zu finden, müsse man jedoch nicht nach oben, sondern nach unten blicken, betonte Leo.
Die Allmacht Gottes, erläuterte der Papst, sei in der Wehrlosigkeit des Neugeborenen zu finden. Im ersten Schrei des Säuglings erklinge das ewige Wort, und die Heiligkeit des Geistes erstrahle in diesem kleinen, gerade gewaschenen und in Windeln gewickelten Körperchen. In diesem Zusammenhang nutzte er die Gelegenheit, die Würde jedes Lebens von der Geburt bis zum natürlichen Ende hervorzuheben. „Das göttliche Licht, das von diesem Kind ausstrahlt, hilft uns, in jedem beginnenden Leben den Menschen zu sehen“, so der Papst wörtlich.
Auch zitierte Leo Papst Benedikt XVI., der daran erinnert habe, dass es keinen Platz für Gott gebe, wenn es keinen Platz für den Menschen gebe. „Den einen nicht aufzunehmen bedeutet, den anderen nicht aufzunehmen. Wo hingegen Platz für den Menschen ist, ist auch Platz für Gott: Dann kann ein Stall heiliger werden als ein Tempel, und der Schoß der Jungfrau Maria ist die Lade des neuen Bundes.“
Die Freude von Weihnachten verkünden
Die Menschwerdung Christi sei keine einfache Antwort auf alle Probleme der Welt, sondern eine Liebesgeschichte, die jeden Menschen einbeziehe, betonte der Papst. In einer Zeit, in der eine fehlgeleitete Wirtschaft dazu neige, Menschen zur Ware zu machen, stelle Gott sich bewusst an die Seite der Menschen und offenbare ihre unantastbare Würde. Während der Mensch danach strebe, sich selbst zu erhöhen, um Macht über andere zu gewinnen, wähle Gott den entgegengesetzten Weg und werde Mensch, um von Abhängigkeit und Unterdrückung zu befreien. Diese Liebe stelle eine Frage an alle: Reicht sie aus, um die eigene Geschichte und die der Welt zu verändern?
Zum Abschluss seiner Predigt erinnerte der Papst an seinen Vorgänger Franziskus, der ein Jahr zuvor in der Christmette die Geburt Jesu eng mit der Hoffnung verknüpft und damit ein Heiliges Jahr eröffnet hatte. Mit Blick auf dessen nahendes Ende sei Weihnachten nun eine Zeit der Dankbarkeit und der Sendung. Es gehe darum, die Freude des Weihnachtsfestes als Fest des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung zu verkünden.
