Tausende Gläubige haben am Hochfest Allerheiligen auf dem Petersplatz einer historischen Feier beigewohnt: Papst Leo XIV. erhob den englischen Theologen und Konvertiten John Henry Newman (1801–1890) zum Kirchenlehrer und zum Ko-Patron katholischer Schulen. Damit würdigte der Papst Newmans bleibenden Einfluss auf Theologie, Bildung und Gewissensfreiheit. Es ist die höchste Ehre für einen Mann, der einst als anglikanischer Geistlicher begann und zur Brücke zwischen den Konfessionen wurde.
John Henry Newman zum Kirchenlehrer erhoben
Bei spätsommerlichem Wetter versammelten sich Tausende Gläubige an Allerheiligen auf dem Petersplatz, um dem außergewöhnlichen Ereignis beizuwohnen. Newman, 1801 in London geboren und 1825 in Oxford zum anglikanischen Priester geweiht, war zu Lebzeiten ein herausragender Denker und Gelehrter. Nach langen inneren Kämpfen konvertierte er schließlich 1845 zum katholischen Glauben und empfing zwei Jahre später in Rom die Priesterweihe.
Sein Übertritt löste in beiden Kirchen großes Aufsehen aus. In der katholischen Kirche wirkte Newman fortan als prägender Theologe und gründete in England die Oratorianergemeinschaft. Seine Lehre über die Freiheit des Gewissens und die Entwicklung des Glaubens stieß zunächst auf Misstrauen, doch Papst Leo XIII. erhob ihn 1879 zum Kardinal. Newman starb 1890 in Edgbaston, dem heutigen Birmingham.
An diesem Festtag prägten vor allem Lehrerinnen, Dozenten und Erzieher das Bild auf dem Petersplatz. Ihre Anwesenheit war kein Zufall, denn die Messe stand zugleich im Zeichen des Heiligen Jahres der Lehrer und Erzieher. Newman, der heute als „Brücke zwischen Anglikanern und Katholiken“ gilt, wurde 2010 von Benedikt XVI. selig- und 2019 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Nun ist er gemeinsam mit dem heiligen Thomas von Aquin zum Ko-Patron aller erklärt worden, die in Bildung und Erziehung tätig sind. Als Papst Leo XIV. die lateinische Formel zur Erhebung verlas, brach unter den Anwesenden begeisterter Applaus aus.
Papst ruft zu Hoffnung und Mut in Zeiten der Unsicherheit auf
In seiner Predigt wandte sich Papst Leo XIV. mit eindringlichen Worten an die Gläubigen auf dem Petersplatz. Trotz der Herausforderungen und der Komplexität der heutigen Zeit, so der Papst, sollten Christen „begeistert leben“ und sich nicht vom Pessimismus überwältigen lassen. Weiter bezeichnete er Schulen und Universitäten als „Werkstätten der Prophetie“, Orte, an denen Hoffnung gelebt und weitergegeben werde.
Angesichts der „Dunkelheit des Nihilismus“, die viele Menschen heute umgebe, rief Leo XIV. dazu auf, sich am Beispiel John Henry Newmans zu orientieren. Dessen berühmter Hymnus „Lead, kindly light“ („Führ, freundlich Licht“) sei ein Gebet des Vertrauens und der Zuversicht: Auch wenn der Weg unklar und der Horizont fern erscheine, führe das göttliche Licht sicher weiter.
Lehrern und Erziehern schrieb der Papst dabei eine besondere Verantwortung zu. Sie seien gerufen, dieses „freundliche Licht“ weiterzutragen und jungen Menschen Orientierung und Hoffnung zu schenken. „Deshalb möchte ich euch sagen: Entkräften wir die falschen Gründe für Resignation und Ohnmacht und machen wir in der Welt von heute die starken Gründe für die Hoffnung bekannt. Betrachten und zeigen wir Zusammenhänge auf, die Licht und Orientierung in unserer von so vielen Ungerechtigkeiten und Unsicherheiten verdunkelten Gegenwart vermitteln.“
