Am Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau Maria betete Papst Leo XIV. zum ersten Mal an der Mariensäule auf der Piazza di Spagna. Damit führte er einen Brauch fort, den Papst Johannes XXIII. 1958 begründete und der seither von seinen Nachfolgern weitergeführt wird. Vor Tausenden von Gläubigen und Pilgern vertraute der Papst im ausklingenden Heiligen Jahr der Hoffnung die Welt der Fürsprache der Gottesmutter an und rief dazu auf, dass sich „nach den Heiligen Pforten auch die Türen der Häuser und Orte des Friedens öffnen“ mögen.
Gebet an der Mariensäule: Fester Bestandteil der Tradition
Der 8. Dezember ist in Italien mehr als der Tag, an dem in vielen Haushalten der Weihnachtsbaum geschmückt und die Krippe aufgestellt wird. Es ist ein Termin, der den Römern und dem Bischof von Rom besonders am Herzen liegt, denn es ist das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau. An diesem Hochfest betet der Papst das traditionelle Gebet an der eindrucksvollen Mariensäule auf der Piazza di Spagna. Das fast 27 Meter hohe Monument wurde 1856 errichtet – kurz nach der Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis durch Papst Pius IX. Seither ist es ein fester Bestandteil des Festtages.
Wie jedes Jahr wohnten auch diesmal unzählige Römer und Pilger in den engen Gassen rund um die beliebte Einkaufsstraße dem Gebet bei und warteten gespannt, als das Papamobil an diesem milden Dezembertag an der Mariensäule vorfuhr. Die Ankunft des Papstes wurde von den Melodien traditioneller italienischer Marienlieder begleitet. Kardinal Baldassare Reina, Generalvikar des Bistums Rom, sowie Bürgermeister Roberto Gualtieri begrüßten den Heiligen Vater. Vor dem Monument hatten Gläubige bereits zahlreiche Blumen niedergelegt, und auch Papst Leo erwies der Gottesmutter die Ehre, indem er ein prächtiges Bouquet weißer Rosen zu ihren Füßen ablegte.
Ein Gebet der Hoffnung für eine geprüfte Menschheit
In seinem Gebet an der Mariensäule dankte Papst Leo XIV. der Gottesmutter für ihre Reinheit und für ihr mutiges „Ja“ zum göttlichen Heilsplan. Mit Blick auf das Heilige Jahr der Hoffnung, das unzählige Pilger nach Rom geführt hat, vertraute er Maria die Menschheit an – eine Menschheit, wie er sagte, „geprüft und oft niedergedrückt“, deren Hoffnung jedoch nicht erloschen sei. Der Papst bat darum, dass das von Christus in den Herzen der Menschen gesäte Vertrauen wieder aufkeimen möge und sich die Hoffnung auf die „neue Welt, die Gott bereitet“, von Rom aus in alle Länder ausbreiten könne.
Der Pontifex verband sein Gebet auch mit einem eindringlichen Wunsch für das gesellschaftliche Miteinander: Nach dem Durchschreiten der Heiligen Pforten sollten sich nun auch die Türen der Häuser und jene Orte öffnen, die zu wahren „Oasen des Friedens“ werden können – Orte, an denen Würde aufblüht, Gewaltlosigkeit gelernt und Versöhnung gelebt wird. Schließlich legte er der Muttergottes auch die Kirche ans Herz, die die Freuden und Sorgen der Menschen von heute mitträgt, besonders die der Armen und Leidenden. Maria möge ihr helfen, „Sauerteig“ zu sein in einer Welt, die sich nach Gerechtigkeit und neuer Hoffnung sehnt.
