Am 12. Dezember feiert die Kirche das Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe, der Schutzpatronin der Ungeborenen. Fast 500 Jahre nach ihrer Erscheinung vor dem heiligen Juan Diego, in der sie sich dem Indigenen als Muttergottes und Mutter der Christen offenbarte, bleibt ihre Botschaft hochaktuell. Anlässlich dieses Festes feierte Papst Leo XIV. am Freitagnachmittag seine erste Messe für Lateinamerika und richtete in seiner Predigt einen eindringlichen Appell an die teils tief gespaltenen Gesellschaften des Kontinents. Dabei stellte der Papst, der viele Jahre seines Lebens in Peru verbrachte, die verbindende und versöhnende Kraft der Gottesmutter von Guadalupe in den Mittelpunkt seiner Predigt.
Appell zur Versöhnung in gespaltenen Gesellschaften
Am Fest der Muttergottes von Guadalupe feierte Papst Leo XIV. am Freitagnachmittag seine erste Messe für Lateinamerika. Der Pontifex stellte die geistliche Kraft der Gottesmutter von Guadalupe als Patronin Lateinamerikas in den Mittelpunkt und betonte ihre Fähigkeit, Einheit zu stiften und Wunden zu heilen. „Mutter, lehre die Völker, die deine Kinder sein wollen, die Welt nicht in unversöhnliche Lager zu spalten, nicht zuzulassen, dass Hass ihre Geschichte prägt und Lügen ihr Gedächtnis schreiben“, so der Papst auf Spanisch.
In seiner Predigt richtete der Papst, der viele Jahre seines Lebens in Peru verbracht hat, einen eindringlichen Appell an die teils tief gespaltenen Gesellschaften des Kontinents. Auch bat Leo die Gottesmutter, jene zu „suchen“, die eben diese Spaltung zusätzlich fördern. „Mutter, ich bitte dich, neige die Herzen derer, die Zwietracht säen, und stelle sie wieder her in der Liebe, die Gemeinschaft ermöglicht, denn innerhalb der Kirche, Mutter, können deine Kinder nicht geteilt sein“, so der Papst wörtlich.
Erscheinung, Gnadenbild und lebendige Verehrung
Im Dezember 1531 erschien die Gottesmutter dem Indigenen Juan Diego nahe dem heutigen Mexiko-Stadt und hinterließ auf dessen Umhang, der Tilma, das bis heute verehrte Gnadenbild. Bemerkenswert war jedoch, dass die Jungfrau von Guadalupe dem Indigenen nicht als Fremde erschien, sondern in der Gestalt einer indigenen Frau, die die Sprache der Einheimischen sprach. In einer Zeit tiefgreifender Spannungen zwischen spanischen Eroberern und der indigenen Bevölkerung beauftragte sie Juan Diego, den Bischof zum Bau einer Kirche zu bewegen. Dabei wies sie ihn an, als Zeichen kastilische Rosen zu sammeln, die entgegen der Jahreszeit in voller Blüte standen. Die Erscheinung brachte viele Indigene dazu, sich Christus zuzuwenden. Juan Diego gilt seither als Symbol für die Verwurzelung der katholischen Kirche in Amerika; 2002 wurde er von Papst Johannes Paul II. als erster Indigener heiliggesprochen.
Heute befindet sich das Heiligtum der Jungfrau von Guadalupe in Mexiko-Stadt und gilt als der meistbesuchte Wallfahrtsort der katholischen Kirche weltweit. Das Bild der dunkelhäutigen Maria, liebevoll „Morenita“ genannt, ist weit über den religiösen Raum hinaus in der Alltagskultur Lateinamerikas präsent. Die Muttergottes von Guadalupe wird nicht nur als Schutzpatronin Amerikas verehrt, sondern auch als Patronin der Ungeborenen. Papst Johannes Paul II. legte 1999 den 12. Dezember offiziell als ihren Festtag fest. Papst Franziskus vertraute im Jahr 2018 der Jungfrau von Guadalupe besonders diejenigen an, „die auf die Geburt ihrer Kinder warten“.
