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Papst Leo XIV. in der Türkei: Appell für Zusammenhalt, Religionsfreiheit und internationale Vermittlung

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt auf türkischem Boden hat Papst Leo XIV. die enge historische Verbindung der Türkei zum Christentum hervorgehoben und die Christen als festen Bestandteil der türkischen Identität bezeichnet. Vor Vertretern von Staat, Zivilgesellschaft und Diplomatischem Korps in Ankara würdigte der Pontifex die Rolle des Landes als kulturelle Brücke zwischen Ost und West – und als Ort gelebter religiöser Vielfalt. Seine erste Auslandsreise führt ihn zunächst durch die Türkei und anschließend in den Libanon.

Papst Leo in der Türkei: Forderung nach gesellschaftlichem Zusammenhalt

Nach seiner Ankunft in Ankara und der offiziellen Begrüßung besuchte Papst Leo XIV. zunächst das Mausoleum des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Anschließend nahm er im Präsidentenpalast an einer weiteren Willkommenszeremonie teil und traf dort Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zu einer persönlichen Begegnung.

In seiner ersten öffentlichen Ansprache in der Türkei appellierte der Papst an den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dabei nutzte er mehrfach das Bild der Brücke – insbesondere jene „über die Meerenge der Dardanellen“ –, um die innere Vielfalt der Türkei zu würdigen. Diese Brücke, so erklärte er, verbinde nicht nur Kontinente und Kulturen, sondern zunächst die Türkei mit sich selbst. „Sie verbindet ihre Teile und macht sie gewissermaßen von innen heraus zu einem Begegnungsort verschiedener Empfindungsweisen, deren Vereinheitlichung eine Verarmung darstellen würde.“

Eine lebendige Gesellschaft zeichne sich durch Pluralität aus, betonte Leo XIV. Es seien die Brücken zwischen den verschiedenen Seelen, die sie zu einer Zivilgesellschaft machten. Zugleich warnte er jedoch vor zunehmender Polarisierung und extremen Positionen, die Gemeinschaften „zersplittern lassen“.

Appell für Religionsfreiheit, Menschenwürde und den Beitrag der Frauen

Leo XIV. erinnerte daran, dass sich die Christen in der Türkei als integraler Bestandteil der nationalen Identität verstünden und zur Einheit des Landes beitragen wollten. Zugleich verwies er auf die herausfordernde Situation der katholischen Kirche, die aufgrund des in der Verfassung verankerten Laizismus über keinen gesicherten Rechtsstatus verfügt. In einer Gesellschaft, in der Religion sichtbar präsent sei, sei es umso wichtiger, die Würde und Freiheit aller Menschen zu gewährleisten – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder sozialem Stand, betonte der Papst.

Besondere Anerkennung fand er für die große Bedeutung der traditionellen Familie in der türkischen Kultur, die dort stärker sei als in vielen anderen Ländern. Zugleich forderte er die Anerkennung des Beitrags der Frauen. „Insbesondere die Frauen stellen sich durch ihr Studium und ihre aktive Teilnahme am beruflichen, kulturellen und politischen Leben zunehmend in den Dienst des Landes und seines positiven Einflusses auf internationaler Ebene“, so Leo.

Deshalb seien Initiativen, die sowohl Familien stärken als auch die Rolle der Frau fördern, von großer Bedeutung und „sehr zu schätzen“, unterstrich der Pontifex – vor dem Hintergrund, dass die Türkei 2021 auf Regierungsebene aus der Istanbul-Konvention gegen Gewalt an Frauen ausgetreten ist.

Papst Leo würdigt die Türkei für ihre Vermittlerrolle

Deutlich widmete sich Papst Leo XIV. auch der internationalen Rolle der Türkei. Er erinnerte an frühere Papstbesuche im Land, die belegten, dass der Heilige Stuhl nicht nur enge Beziehungen zur Republik pflege, sondern auch an einer gemeinsamen Gestaltung einer friedlicheren Welt interessiert sei. Dabei griff er erneut das Bild der Brücke auf, die die Türkei zwischen Ost und West, zwischen Asien und Europa sowie als Knotenpunkt verschiedener Kulturen und Religionen darstelle.

Der Pontifex äußerte die Hoffnung, das Land möge weiterhin ein Faktor der Stabilität und der Verständigung zwischen den Völkern sein – im Dienste eines gerechten und dauerhaften Friedens. Die Regierung unter Präsident Erdoğan versucht seit Jahren, die Türkei zwischen den globalen Machtblöcken zu positionieren und hat sowohl im Gaza- als auch im Ukraine-Konflikt eigene Vermittlungsinitiativen eingebracht.

Am Freitag setzt der Papst seine Reise in Istanbul, dem historischen Konstantinopel, fort. Zudem besucht er per Hubschrauber İznik, wo sich vor 1.700 Jahren das Konzil von Nizäa versammelte – das eigentliche Jubiläum, das im Mittelpunkt dieser Pilgerreise steht.

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