Beim Treffen mit tausenden jungen Menschen im libanesischen Bkerké hat Papst Leo XIV. die Jugend des Landes eindringlich zum Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und den Wiederaufbau des krisengeplagten Libanon aufgerufen. Vor rund 15.000 Teilnehmenden würdigte er ihre Lebenszeugnisse von Krieg, Flucht und Solidarität und ermutigte sie, für ihr Heimatland wie ein „Lebenssaft der Hoffnung“ zu sein.
Lebensgeschichten von Krieg, Solidarität und Heimatverbundenheit
Mit dem arabischen Friedensgruß – „Assalamu alaikum“, „Der Friede sei mit euch!“ – begrüßte Papst Leo XIV. die rund 15.000 jungen Menschen, die sich nach dem ökumenisch-interreligiösen Treffen in Beirut in Bkerké versammelt hatten. Unter ihnen waren auch Teilnehmende aus Syrien und dem Irak sowie viele Libanesinnen und Libanesen, die eigens für den Besuch des Papstes in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Vor dem Amtssitz des maronitischen Patriarchen von Antiochien bereiteten sie dem Gast aus Rom einen begeisterten Empfang. Gemeinsam mit Patriarch Bechara Boutros Rai zog der Papst zunächst im Papamobil über den Platz und grüßte die Menge.
Zum Auftakt des Treffens schilderten mehrere junge Frauen und Männer dem Papst eindrückliche Erfahrungen: die Explosion im Hafen von Beirut, die Flucht vor Bombardierungen im Südlibanon oder die bewusste Entscheidung, trotz widriger Umstände im eigenen Land zu bleiben. Besonders bewegend war der Bericht zweier junger Frauen, Joelle und Asil – einer Christin und einer Muslima –, die sich während eines Taizé-Aufenthalts in Frankreich kennengelernt hatten. Als 2024 der Südlibanon angegriffen wurde und Asils Familie alles verlor, nahm Joelles christliche Familie die befreundete muslimische Familie kurzfristig bei sich auf – ein Zeichen gelebter Solidarität über Religionsgrenzen hinweg.
Gemeinwohl stärken: Jugend im Libanon der „Lebenssaft der Hoffnung“
Dann ermutigte Leo XIV. die anwesenden Jugendlichen in seiner Ansprache, sich aktiv für das Gemeinwohl und den Wiederaufbau ihres Landes einzusetzen. Sie sollten sich an den „guten Wurzeln“ und an der „verborgenen, demütigen und ehrlichen Arbeit vieler Menschen“ orientieren, die der Gesellschaft dienten, ohne eigenen Vorteil zu suchen. Solches Engagement lasse nicht nur „einen Zweig der libanesischen Zeder wachsen“, sagte der Papst mit Blick auf Missstände wie Partikularinteressen und Korruption, sondern stärke den gesamten „Baum“ in seiner Schönheit.
Mit Nachdruck forderte Leo XIV. die jungen Menschen auf, sich großzügig für Gerechtigkeit, Frieden und Entwicklung stark zu machen: „Seid der Lebenssaft der Hoffnung, auf den das Land wartet!“ Dann könne der Libanon wie eine Zeder „wieder kraftvoll erblühen“. Applaus und Jubel begleiteten seine Worte, während künstlerische Darbietungen und Prozessionen die Begegnung umrahmten.
Papst Leo XIV.: Hoffnung, Liebe und Gesten als Weg zum Frieden
Die bewegenden Berichte der jungen Menschen würdigte Papst Leo XIV. als „leuchtende Sterne in einer dunklen Nacht“. Sie erzählten, so sagte er, von Mut inmitten von Leid, von Hoffnung trotz Enttäuschung und von innerem Frieden selbst im Krieg. Die tiefen Wunden des Libanon, fügte er hinzu, seien in komplexe politische und soziale Dynamiken eingebettet, die weit über das Land hinausreichten. Leo XIV. rief die Jugendlichen dazu auf, einer von Kriegen und Ungerechtigkeit geprägten Welt ihre eigene Hoffnung entgegenzusetzen. Sie verfügten über Zeit, Träume und Begeisterungsfähigkeit – Kräfte, die Geschichte verändern könnten. „Der wahre Widerstand gegen das Böse ist nicht das Böse“, betonte er, „sondern die Liebe, die heilt, während sie auch die Wunden anderer versorgt.“
Als junge Menschen den Papst fragten, wie sich unter schweren Umständen Hoffnung und Frieden bewahren lassen, machte er deutlich, dass kein politisches Konzept und kein Vertrag diesen Halt schenken könne. Wahre Hoffnung komme „von oben: von Christus“. Frieden sei nur dann echt, wenn er auf Nächstenliebe, Vergebung und Gerechtigkeit gründe.
Zum Abschluss forderte Leo XIV. die Jugendlichen auf, mit der aus dem Glauben empfangenen Kraft eine bessere Welt zu bauen. Wie Franz von Assisi sollten sie sich als „Werkzeuge des Friedens“ verstehen. Erneuerung beginne im Alltag, sagte der Papst – mit offenen Türen für Nachbarn und Fremde, mit ausgestreckten Händen für Freundinnen und Flüchtlinge und mit der schwierigen, aber notwendigen Vergebung gegenüber Feinden.
