Anlässlich des 100. Gründungsjubiläums des Päpstlichen Instituts für Christliche Archäologie hat Papst Leo XIV. die Disziplin als „ein wertvolles Instrument“ gewürdigt, das Geschichte zum Sprechen bringt und die vergessene Heiligkeit vieler Gläubiger sichtbar macht. In einem Apostolischen Schreiben erinnert er an das Engagement seines Vorgängers Pius XI., der das Institut ins Leben rief, um das christliche Bau- und Kulturerbe, insbesondere die Katakomben, zu schützen. Der Papst betont, dass Archäologie nicht der Flucht in die Vergangenheit dient, sondern die Gegenwart stärkt und die Heilsgeschichte anschaulich und lebendig vermittelt.
Keine Flucht in die Vergangenheit
Zum 100. Jubiläum des Instituts erinnerte der Papst an das Motu proprio seines Vorgängers Pius XI., mit dem dieser die Aufgabe der Päpste unterstrich, das christliche Bau- und Kulturerbe, insbesondere die Katakomben, zu schützen. Leo XIV. verwies in einer Audienz anlässlich des Jahrestags darauf, dass unsere heutige Welt schnelllebig ist und dazu neigt, Vergangenes zu vergessen. Bilder und Worte würden oft konsumiert, ohne dass sie tieferen Sinn stiften. Die Kirche hingegen sei berufen, Erinnerung zu fördern – und die christliche Archäologie gehöre zu den wichtigsten Mitteln dafür.
Weiter betonte der Pontifex, dass nicht eine Flucht in die Vergangenheit das Ziel sei, sondern die bewusste Gestaltung der Gegenwart und die Sicherung einer tief verwurzelten Zukunft. Die Archäologie ermögliche der Kirche, ihre Ursprünge lebendig zu bewahren, die Heilsgeschichte nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern, Formen und Räumen zu erzählen und so die christliche Hoffnung und den Geist der Erneuerung anschaulich zu vermitteln. Deshalb appellierte Papst Leo bei seiner Audienz an diesem Donnerstag an die Mitglieder und Freunde des Instituts, das Adjektiv „christlich“ bewusst beizubehalten. Dies bedeute keine Einschränkung auf eine bestimmte Konfession, sondern kennzeichne eine eigenständige Fachrichtung innerhalb der Archäologie.
Christliche Archäologie – Zwischen Geschichte und lebendiger Theologie
Papst Leo XIV. betont, dass jeder archäologische Fund zeigt, dass das Christentum keine abstrakte Idee, sondern ein gelebter Organismus ist, der Raum und Zeit durchdrungen und geprägt hat. Die Disziplin offenbare, dass der Glaube Verfolgungen und Krisen überstanden und sich stets erneuert habe – in neuen Völkern Wurzeln geschlagen und in neuen Formen erblüht. Dabei habe die archäologische Arbeit eine zutiefst menschliche Dimension: Sie untersucht nicht nur die Artefakte selbst, sondern auch die Hände, Köpfe und Herzen der Menschen, die sie geschaffen und geliebt haben.
Die frühen christlichen Gemeinden bewahrten nicht nur die Worte Jesu, sondern auch Orte, Gegenstände und Zeichen seiner Gegenwart. Dabei verwies der Papst auf Ausgrabungen am Grab des Apostels Petrus im Petersdom sowie auf jüngere Untersuchungen in Sankt Paul vor den Mauern. Archäologie ergänzt die schriftlichen Quellen, hinterfragt sie und macht die Heilsgeschichte anschaulich. Leo XIV. warnt, dass eine Theologie ohne archäologischen Bezug entleiblicht und abstrakt werden könne. „Eine Theologie hingegen, die die Archäologie als Verbündete annimmt, ist eine Theologie, die auf den Leib der Kirche hört“, so der Papst. „Wahre christliche Archäologie“ sei keine sterile Konservierung, sondern eine „lebendige Erinnerung“, die dabei helfe, „das kollektive Bewusstsein lebendig zu erhalten“.
