Erste Lesung: Jer 38,4-6. 8-10; Zweite Lesung: Hebr 12,1-4; Evangelium: Lk 12,49-53
Liebe Schwestern und Brüder, wie schwer fällt es einem, wenn man eine schlechte oder schwierige Nachricht überbringen muss? Ich kenne das, dass ich vor „schwierigen“ Gesprächen teilweise wirklich Sorge habe, weil ich nicht weiß, wie das Gegenüber reagieren wird. Meistens ist darin die Sorge verborgen, dass man als Mensch abgelehnt wird. Dass das Gegenüber den Boten für die Botschaft bestraft. Eigentlich ist das doch eine unnötige Sorge, oder?
Der Prophet Jeremia würde mir jetzt vermutlich widersprechen und sagen: „Du kennst mein Schicksal nicht!“ Der Prophet war einer von den Propheten, die genau das, was man ein Prophetenschicksal nennt, erfahren hatten. Als Babylon vor den Toren stand und es zu einer militärischen Auseinandersetzung kommt zwischen Israel und Babylon, wird Jeremia von Gott aufgefordert, dem Volk zu sagen, dass es nicht gegen Babylon kämpfen soll, sondern sich ergeben und sein Schicksal hinnehmen soll als von Gott gegeben und verdient für die Sünden. Die Reaktion auf diese Predigt können wir heute in der ersten Lesung hören. Die Berater des Königs ergreifen ihn und werfen ihn in eine Zisterne, die mit Schlamm gefüllt ist. Die Botschaft kam nicht gut an und der Prophet wird für seine Botschaft bestraft. Damit ist Jeremia nicht alleine, denn es scheint das Schicksal aller Propheten zu sein, die verfolgt werden wegen ihrer Botschaft. Die Propheten werden nicht auf Händen getragen, sondern mit Füßen getreten. Woran liegt es? Die Antwort finden wir im Neuen Testament.
Im Evangelium hören wir, dass der Herr davon spricht, dass er gekommen sei, um Feuer auf die Erde zu werfen! Es geht Jesus nicht um eine nette Lagerfeuer Atmosphäre, sondern eher um ein Bild wie bei Sodom und Gomorrha, wo Feuer vom Himmel fällt, um die Stadt zu vernichten. Zusätzlich spricht er davon, dass er nicht gekommen sei, um Frieden zu bringen, sondern Spaltung. Das ist hart zu hören und zu verstehen, da wir doch eher Jesus als Friedensboten sehen und weniger als Spalter und Überbringer von Schwert und Gewalt. Doch gleichzeitig muss man feststellen, dass Jesus nicht am Kreuz geendet ist nach weltlichem Maßstab, weil er so ein netter Kerl war und so friedlich, sondern er erfuhr Ablehnung und Spaltung. Und zwar genau an seiner Person. Er ist nicht der nette Familientherapeut oder ein Seelenklempner, er kommt als Licht der Welt. In Jesus brennt das Feuer der Liebe Gottes.
Und genau damit treffen wir wieder auf ein ambivalentes Symbol. Feuer kann positiv gesehen Helligkeit, Wärme und Sicherheit bringen. Aber es kann auch vernichten, verbrennen und verletzen. Beides ist möglich. Und so kann auch Licht ambivalent sein. Wenn Sie sich vorstellen, Sie sind für einige Zeit in einem Raum eingesperrt, in dem es kein Licht gibt. Und dann auf einmal bricht Licht in die Dunkelheit, dann kann dies schmerzhaft und blendend sein. Genau so ist es für Menschen, die nicht den Weg Gottes gehen, die aber Jesus zuhören. Für sie ist seine Botschaft schmerzhaft und unangenehm. Während die einen sich freuen, endlich das Farbenfrohe und die Welt zu sehen, suchen die anderen das Dunkel. Oder nehmen Sie einen richtig schlechten Tag. Sie sind so richtig schlecht drauf und dann müssen Sie auch noch zu einer Party, wo alle gut drauf sind. Was für eine Tortur! Und so ist es mit Menschen, die mit dem Glauben schlechte Erfahrungen gemacht haben oder nie wirklich etwas vom Glauben gehört haben. Und die dann mit gläubigen Menschen zusammentreffen. Das ist fast schon eine Begegnung der anderen Art.
Wenn Sie einmal die Erfahrung des Jeremia machen wollen, dann stellen Sie sich im Internet hin und predigen Sie einfach mal die gesamte Lehre. Ich verspreche Ihnen, Sie werden vielleicht nicht im Schlamm versinken wie Jeremia, aber man wird Sie mit Dreck bewerfen ohne Ende. Der Herr ist gekommen, um Feuer zu werfen. Bitten wir ihn um dieses Feuer, damit unsere Herzen brennen und wir die anderen entzünden.
Amen.
Die Predigt von Pfarrer Daniel Sluminsky (geb. 1985, Priesterweihe 2015), der als Schulpfarrer in Brühl im Erzbistum Köln tätig ist, wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.