Der Rechtsberater für Migration und Asyl sowie internationale Religionsfreiheit der katholischen Bischofskonferenzen der Europäischen Union (COMECE), José Luis Bazán, äußerte sich in einem Interview gegenüber CNA Deutsch über die Gefahren eines säkularen Umfelds für die Christen. Zunächst sprach er über die „höfliche Verfolgung“ der Christen und wie sie sich bemerkbar macht. Lesen Sie hier was er über die „höfliche Verfolgung sagte: „Höfliche Christenverfolgung“ in Europa: Rechtsberater der europäischen Bischöfe berichtet. Nun spricht er im zweiten Teil des Interviews über die Herausforderungen für einen Christen im säkularen Umfeld.
Rechtsberater Bazán: „Wir müssen lernen, die richtige Sprache zu sprechen“
Damit der Christ die Herausforderungen, die ihn unter anderem durch Fake News erwarten, annehmen kann, kommt es nach den Aussagen von Bazán auf eine christliche Erziehung an. Es ist wichtig, den eigenen Glauben zu kennen – sei es „theologisch, philosophisch, aber auch historisch“, so der Rechtsberater. Besonders in Anbetracht der Historie erwartet den Christen durch Fake News, die die Geschichte des Christentums falsch darstellen können, große Herausforderungen. Aus diesem Grund sieht er die ökumenischen Bemühungen als große Hilfe, der Säkularisierung entgegenzutreten. Zudem kommt es neben einer christlichen Erziehung auch auf die Unterstützung der Kirche an. Sowohl in den Gemeinden als auch in christlichen Schulen.
Ein gutes Verständnis für den Glauben ist entscheidend für das selbstbewusste Vertreten des Glaubens. Den Christen steht in der Demokratie der beste Weg zur Verfügung, die Menschenrechte zu schützen. Bücher, Artikel, Protestbewegungen, Beiträge in sozialen Netzwerken, aber auch Gerichtsverfahren sind gute Werkzeuge, um den Glauben und die Botschaft dahinter sichtbar zu machen. Nach den Aussagen von Bazán ist es notwendig, dass der Christ seinen Glauben nicht nur verteidigt, sondern auch darüber berichtet sowie Licht und Hoffnung verbreitet. Hierzu ist es nötig, die „richtige Sprache zu sprechen“, um diejenigen, die dem christlichen Glauben nicht nahe stehen, respektvoll anzusprechen, so der Rechtsberater.
Globalisierung nimmt Einfluss auf die Gesellschaft
Auf die Gesellschaft haben die durch die „top-down Komponente der Globalisierung“ und gesellschaftsferne Strukturen einen starken Einfluss, so Bazán. Diese würden versuchen, die Gesellschaft an „bestimmte, homogene Parameter“ anzupassen. Eine Gefahr stellt hierbei die Homogenisierung dar, die die „moralischen Grundprinzipien“ und das Ethos außer Acht lässt. Diese bedroht die „legitime Vielfalt“ und auch in moralischen Fragen die „Abweichung von der Mehrheitsposition“.
Als Beispiel führt Bazán gegenüber CNA Deutsch die Abtreibung und die Behinderung des Grundrechts auf Verweigerung an. Die Abtreibung würde im Rahmen der „sexuellen und reproduktiven Rechte“ gefördert werden, erklärt Bazán. Aus diesem Grund würden Ärzte, die sich für den Schutz des Lebens einsetzen, als „Feinde der Menschenrechte“ bezeichnet. Dabei spielt es keine Rolle, ob sie christlich sind oder nicht. Christen, so der Rechtsberater, würden, sobald die „Sprache zur Waffe“ und ein „feindliches Umfeld“ geschaffen wird, Probleme bekommen. Weiter werden sie als „gesellschaftlich unerwünschte Personen“ betrachtet, verdeutlicht er die Situation der Christen.
Rechtsberater fordert mehr Transparenz der Medien
Diese Situation kann durch die Medien verschärft werden. Denn neben positiven Effekten der Medien entsteht durch sie auch eine Gefahr. So wie die Medien dazu genutzt werden können, Fake News und Unwahrheiten über den christlichen Glauben richtigzustellen, so besteht auch die Gefahr, falsche Aussagen über die Medien zu verbreiten. Der Rechtsberater sieht eine der Aufgaben der Medien darin, die Angriffe auf Christen deutlich zu machen. Das Verbergen der Taten schadet der Gesellschaft und den Opfern, „denen es an Anerkennung fehlt“. Weiter hinterfragt er, warum Angriffe auf 1.000 Christen und Kirchen, die es in Frankreich jährlich gibt, ignoriert werden. Zudem stellt er die Medien in der fehlenden Berichterstattung zu Brandanschlägen auf Kirchen in Finnland, Irland, Italien, den USA, Spanien und Australien in Frage. „Warum diese Unsichtbarkeit?“, fragt Bazán.
Europa als Wurzel des Christentums ist geistig geschwächt
So legen die Mainstream-Medien ihren Fokus auf eigentlich unbedeutende Nachrichten, weil sie „cool“ erscheinen. Was ist aber mit den Angriffen auf Christen? Die „höfliche Verfolgung“ findet in den Nachrichten viel zu wenig statt, weshalb die Regierung nicht so reagieren kann, wie sie sollte, stellt der Rechtsberater fest. Er bezeichnet Europa, dessen Kultur tief mit dem christlichen Glauben verwurzelt ist, als „geistig geschwächt“. Das Christentum glaubt an die Würde eines jeden Menschen (weil der Mensch ein Abbild Gottes ist) und verleiht Europa die Identität.
Zudem glaubt das Christentum an die Freiheit der Menschen, die Brüderlichkeit ohne Diskriminierung (weil der Mensch einen Vater hat), die sich durch soziale Einrichtungen deutlich macht, reflektiert Bazán den Einfluss des Glaubens auf die Menschen. An den pfleglichen Umgang mit der Natur glaubt das Christentum, weil sie die Schöpfung Gottes ist. „Es gibt keine Frucht ohne Wurzeln, die sie nähren“, so Bazán. Zwar kann man eine Weile von den vorhandenen Früchten leben, doch was, wenn diese verbraucht sind, ohne neue Früchte entstehen zu lassen, die vom Christentum genährt werden? HInterfragt Bazán. Europa hat sich vom Christentum, das es nährt, entfernt und würde sich an „Ersatzfrüchten“ nähren, die vielleicht sogar giftig oder schädlich sind.