Bereits am 11. September veröffentlichte die Deutsche Bischofskonferenz die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektive für die globale Landnutzung“. Kurz nach der Veröffentlichung kam es jedoch zu heftiger Kritik seitens der Bauern, die sich in der Studie ungerecht behandelt fühlten. Diese sollte die drei genannten Ziele unter Berücksichtigung der päpstlichen Enzyklika „Laudato Si“ hervorheben.
Bauern fühlen sich vorverurteilt
Der Diakon und Landwirt Jürgen Donhauser bemängelte, die Studie enthalte „pauschale Vorwürfe in Bezug auf Tierhaltung, Dünger und Pflanzenschutz“, die „längst widerlegt“ worden seien. Der Landwirt aus der bayerischen Gemeinde Krümmersbruck wandte sich in einem offenen Brief an den Limburger Erzbischof und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Er kritisierte, dass neben sachlichen und handwerklichen Fehlern der Eindruck entstehen könnte, die Kirche stehe für Enteignung, Verstaatlichung und Kommunismus. „Es wird den Bäuerinnen und Bauern unterstellt, sie seien hauptverantwortlich für schwerwiegende Fehler im Umwelt- und Naturschutz sowie für den Rückgang der Biodiversität“, sagte Gabriele Eberl, Kreisbäuerin des Landkreises Altötting, im Bayerischen Landwirtschaftlichen Wochenblatt. Als Reaktion darauf suchte man bei vielen Bauern beim Erntedankfest vergeblich nach der traditionellen Kirchendekoration. Viele Bauern zeigten sich erbost und drohten mit Kirchenaustritten, da sie sich von der Kirche hintergangen fühlten.
Ergebnis eines wissenschaftlichen Beitrags eines Expertengremiums
Kardinal Reinhard Marx und der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer distanzierten sich von dem veröffentlichten Arbeitsdokument. „Die Studie vertritt nicht meine Position. Ich wehre mich gegen die darin enthaltenen undifferenzierten Darstellungen von konventioneller und biologischer Landwirtschaft“, erklärte der Regensburger Bischof gegenüber Vertretern des Bayerischen Bauernverbands und dem Verein „Landwirtschaft verbindet Bayern e. V.“ am Dienstag, den 15. Oktober. Er machte deutlich, dass die Studie ohne das Wissen der Bischöfe veröffentlicht wurde.
Währenddessen traf Kardinal Marx bei seinem Antrittsbesuch auf die Landesbäuerin des Bayerischen Bauernverbands, Christine Singer. In dem Gespräch betonte er, dass sich die Bischöfe nicht mit dem Schreiben identifizieren können. Die Deutsche Bischofskonferenz stellte klar, dass es sich nicht um eine Bekanntmachung der Bischofskonferenz, sondern um einen von einem Expertengremium erstellten Bericht handelt. Nach einer Stellungnahme der Bischöfe sei das Dokument „teilweise verkürzt und fehlinterpretiert dargestellt“.
Kardinal Marx: „Kirche und Landwirtschaft gehören zusammen“
Gemeinsam mit der Landesbäuerin Christine Singer verdeutlichte Kardinal Reinhard Marx die wichtige Rolle der Landwirtschaft in der Kirche und fand lobende Worte für die Landwirte. „Kirche und Landwirtschaft gehören zusammen“, sagte Marx und stellte die gemeinsame Verantwortung gegenüber der Schöpfung Gottes in den Mittelpunkt. Singer legte Wert darauf, dass es für die Landwirte selbstverständlich sei, in ihrer täglichen Arbeit mit der Natur einen behutsamen Umgang zu pflegen. Kardinal Marx versicherte, dass der Erhalt der Landwirtschaft, besonders der kleineren Familienbetriebe, der Kirche wichtig sei. Zudem wolle er durch die verstärkte Verwendung regionaler Produkte die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Kirche sowie die regionale Wirtschaft stärken. Beide Parteien zeigten sich offen für weitere Dialoge, um sich gemeinsam den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen und dabei die Bedürfnisse der Landwirte zu berücksichtigen.
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