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Syrische Christen: Opfer der Weltpolitik

Syrische Christen haben im Nahen Osten mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. In einem Gespräch mit „Die Tagespost“ spricht der Patriarch Youssef Absi, das Oberhaupt der griechisch-katholischen Melkiten, über die Situation der syrischen Christen. Anlässlich des 300. Jahrestags der Wiedervereinigung der melkitischen Christen und der römisch-katholischen Kirche feierte der Patriarch am 19. und 20. Oktober mit den in Deutschland lebenden Gläubigen seiner Gemeinschaft die göttliche Liturgie. Der im Damaskus lebende Patriarch, der wie 2023 auch in diesem Jahr an der Bischofssynode teilnimmt, bezieht zu der teils kritischen Situation für die Christen in Syrien Stellung und berichtet über die Folgen des Krieges.

Kaum Sicherheit im Nahen Osten für syrische Christen

Patriarch Absi schildert, dass die melkitische griechisch-katholische Kirche in Syrien den Gläubigen auch in der schweren Zeit des Krieges und des fortwährenden Konflikts viel Kraft „im geistlichen und sozialen Leben“ gibt. In Syrien ist der Glaube fest verwurzelt, und das Land war schon immer eine „Wiege des Christentums“, so der Geistliche. Die Kirche Syriens sei „unerschütterlich in ihrer Mission“, die Menschen, die von Krieg und Gewalt erschüttert sind, zu begleiten, zu unterstützen und Hilfe anzubieten. So berichtet er davon, dass trotz der Umstände die kirchlichen Einrichtungen wie Schulen, Kliniken, Altenheime und Hospizen weiterarbeiten und in ihrer christlichen Präsenz den Menschen einen Ort der Seelsorge bieten.

Betrachtet man die Kriegssituation im Nahen Osten, so wird deutlich, dass die syrischen Christen keine Sicherheit vorfinden. Zuerst flohen sie wegen des Konflikts im Jahr 2011 von Syrien in den Libanon, nun fliehen sie vom Libanon zurück nach Syrien. Patriarch Absi bezeichnet die syrischen Flüchtlinge, unter denen sich auch Christen befinden, als „Opfer weltpolitischer Manöver“. Mit einem Blick auf Jordanien bemerkt Youssef Absi eine bessere Lebensgrundlage für die Menschen. Jordanien habe es dank einer religiös toleranten Regierung geschafft, einen Ort für die Christen zu schaffen, in dem sie in „Sicherheit und Harmonie“ mit ihren Nachbarn leben können. Dennoch sieht er, sollte sich der Frieden durchsetzen, im Libanon und Syrien aufgrund der tiefen Verbundenheit zum Glauben einen „günstigen Ort“ für Christen.

Änderungen für ein friedliches Leben syrischer Christen

Damit Syrien für die Christen allerdings einen „günstigen Ort“ darstellt und die Kirche sich in ihrem Glauben entfalten kann, muss sich an der politischen Situation einiges ändern. So muss zunächst Frieden und Stabilität einkehren, bemerkt der Patriarch. Weiter müsse man sich um Dialog und Versöhnung innerhalb Syriens, aber auch in der Welt bemühen. Doch er nimmt auch die westliche Politik in die Pflicht. So müsse die Westpolitik ihre Denkweise gegenüber Syrien, besonders was die auferlegten Sanktionen und die Unterstützung betrifft, ändern. Die Zukunft der Christen, so der Patriarch, hänge von Frieden, Sicherheit und der Würde in ihrem Heimatland ab.

Weltweites Netzwerk für melkitische Christen

Aufgrund der angespannten humanitären Lage sind viele Christen in alle Teile der Welt geflohen. Damit diesen ein seelsorgerischer Beistand gewährleistet werden kann, hat die melkitische griechisch-katholische Kirche ein weltweites Netzwerk aufgebaut, so der Patriarch. Auch vermeidet man es, die geflohene Gemeinschaft als „Diaspora“ zu bezeichnen. Vielmehr betrachte man sie als „Länder der Expansion“, so der Geistliche. Syrische Christen haben mit vielen Pfarreien auf der ganzen Welt, von der Kirche die Chance bekommen, ihren Glauben ausleben zu können. Zudem soll die Tradition und das Gemeinschaftsleben gefördert werden.

Auch wenn die Kirche Syriens die Geflüchteten dazu ermuntert, die Beziehung zum Heimatland aufrechtzuerhalten, liegt es im Ermessen der syrischen Christen, ob sie nach Syrien zurückkehren wollen. Familien in westlichen Ländern wird nahegelegt, sich in die westliche Gesellschaft zu integrieren, aber dennoch an ihren „religiösen, kulturellen und familiären Werten“ festzuhalten, erläutert der Patriarch. Er vertraut darauf, dass melkitische Christen überall auf der Welt als Zeugen Christi ihren Glauben leben.

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