Der Vatikan warnt vor Übertreibungen in der Marienverehrung. In einer neuen „Lehrmäßigen Note“ betont die Glaubensbehörde, dass Maria zwar verehrt werden könne, zentrale Titel wie „Miterlöserin“ oder „Mittlerin“ jedoch irreführend seien.
Warnung vor übertriebener Marienverehrung
Die Vatikanbehörde für Glaubensfragen warnt in der neuen „Lehrmäßigen Note“ davor, Maria mit Titeln wie „Miterlöserin“ zu belegen. Solche Bezeichnungen könnten die einzigartige Rolle Jesu Christi als einzigen Erlöser verwischen und zu Verwirrung über zentrale Glaubenswahrheiten führen, heißt es in dem Dokument, das vom Glaubens-Dikasterium erstellt und von Papst Leo XIV. gebilligt wurde.
Zugleich betont das Dokument, dass Christen stets daran festhalten sollen, dass Jesus Christus, durch seine Menschwerdung, seinen Tod und seine Auferstehung die Heilsgeschichte vollendet hat. Somit sei das Heil einzig in ihm zu finden. „Es ist fest zu glauben, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, der Herr und der einzige Erlöser ist, der durch seine Menschwerdung, seinen Tod und seine Auferstehung die Heilsgeschichte, die in ihm ihre Fülle und ihren Mittelpunkt findet, zur Vollendung gebracht hat“, heißt es wörtlich.
Das Dokument weist darauf hin, dass mehrere Päpste, darunter Johannes Paul II. (1978–2005), den Titel „Miterlöserin“ zwar verwendet, aber nicht näher erläutert haben. Kardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI. (2005–2013), hatte als Präfekt der Glaubenskongregation bereits kritisiert, dass der Titel zu weit von der Sprache der Bibel und der Kirchenväter abweicht und daher Missverständnisse hervorrufen kann. Auch Papst Franziskus äußerte sich in ähnlicher Weise mehrfach zu diesem Thema.
Erklärung des Begriffs „Mittlerin“
Kardinal Fernandez lehnt es klar ab, Maria als „Mittlerin“ der göttlichen Gnade darzustellen. „Die Rolle der Mittlerschaft kommt ausschließlich dem Menschsein Christi zu“, so der Kardinal. In Anbetracht der „Klarheit im geoffenbarten Wort Gottes“ sei „bei der Anwendung des Titels der ‚Mittlerin‘ auf Maria besondere Vorsicht angezeigt“.
Der Vatikan betont, dass keine menschliche Person – weder die Apostel noch Maria – als „universale Spenderin der Gnade“ handeln könne. Nur Gott selbst könne Gnade schenken, und dies geschehe durch die Menschheit Christi. Maria sei zwar „voll der Gnade“, wirke aber in einer „abgeleiteten und untergeordneten Teilhabe“. Jede Rede über ihre Vermittlung von Gnade müsse daher stets im Zusammenhang mit der einzigartigen Mittlerschaft Christi gesehen werden.
Schon im Vorwort verwies Kardinal Fernandez darauf, dass die „Lehrmäßige Note“ dazu dienen soll, die Marienverehrung zu vertiefen, ohne die zentrale Rolle Christi zu verwischen. Zugleich setze der Text sowohl die Treue zur katholischen Identität als auch ökumenisches Bemühen voraus.
