Die Priesterausbildungshilfe e. V. startet mit dem neuen Videoformat „Von Mensch zu Mensch“ eine Serie spannender Gespräche und bietet einen persönlichen Zugang zu aktuellen Themen der Kirche. In der ersten Folge trafen sich der Vorsitzende Prof. Dr. Dr. Stefan Mückl und der Geschäftsführer Marco Antonio Di Prato, um offen über den neuen Papst Leo XIV. und die großen Herausforderungen zu sprechen, denen sich die Kirche heute gegenübersieht. Das Gespräch lädt dazu ein, die Perspektiven hinter den Schlagzeilen zu entdecken, und regt zum Nachdenken über den Weg der Kirche in unserer Zeit an.
Strukturiertes Pontifikat zu erwarten
Die Wahl von Kardinal Prevost zum Papst sei für den Vorsitzenden der Priesterausbildungshilfe – wie für viele andere – überraschend gekommen, erinnert sich Professor Dr. Dr. Mückl an die Papstwahl vom 8. Mai. Doch nach der Verkündung des Namens und der ersten Ansprache von Papst Leo XIV. auf der Mittelloggia des Petersdoms sei er überzeugt gewesen, dass die Weltkirche mit Leo XIV. einen „guten und sehr heiligen“ neuen Papst gefunden habe.
Der Papst verfüge laut Professor Mückl aufgrund seiner Herkunft, seiner missionarischen Erfahrungen in Peru, seiner kulturellen Vielfalt sowie seiner sprachlichen Gewandtheit über ideale Voraussetzungen, um die Kirche in der heutigen Zeit wirkungsvoll zu führen. Die Aufgabe des Papstes sei es, die Botschaft zu verkünden – heute nicht mehr in Latein und Griechisch wie in der Alten Kirche, sondern in den Weltsprachen Italienisch, Spanisch und Englisch, die Papst Leo fließend beherrsche.
Schon in den ersten Tagen und Wochen überzeuge Leo XIV. durch Offenheit, ein unbekümmertes Auftreten und ein sympathisches Zugehen auf die Menschen. Das Pontifikat werde sicherlich von der Spiritualität des Augustinerordens sowie den Erfahrungen als Missionar in einem abgelegenen Gebiet geprägt sein, gibt Professor Mückl – wie der Papst selbst Kirchenrechtler – einen Ausblick auf die bevorstehende Amtszeit. Als Jurist treffe der Papst Entscheidungen auf der Grundlage des Rechts, weshalb ein strukturiertes und berechenbares Pontifikat zu erwarten sei.
Reform ist keine Revolution
Papst Leo sei durch seine Mission in südamerikanischen Ländern besonders sensibilisiert für die „skandalösen Unterschiede“ zwischen Arm und Reich. Bereits mit seiner Namenswahl – in Anlehnung an Leo XIII., den sogenannten „Sozialpapst“ – zeichnen sich deutliche Impulse für mehr soziale Gerechtigkeit ab.
Hinzu komme seine Herkunft als „Ganzamerikaner“: Während mit dem Begriff „Amerikaner“ oft nur die USA gemeint seien, sei Papst Leo zwar in Chicago geboren, habe aber lange in Lateinamerika gelebt und dort die interkulturellen Unterschiede hautnah miterlebt.
Mit Blick auf den von Papst Franziskus angestoßenen Reformprozess mahnt Professor Mückl, die Bedeutung des Begriffs „Reform“ nicht misszuverstehen. Reform sei keine Revolution, sondern vielmehr das „Zurück-in-Form-Bringen“ von etwas, das aus der Form geraten sei. Die Kirche bedürfe – wie schon im Zweiten Vatikanischen Konzil formuliert – immer wieder der Erneuerung auf Basis der Überlieferung. Reform bedeute daher, die jeweilige Zeit in Einklang mit der ewigen Botschaft Gottes, mit der Lehre Jesu Christi, zu bringen.
Das Zweite Vatikanische Konzil habe den Ruf zur allgemeinen Heiligkeit aller Gläubigen betont. Mit den drei Schlüsselbegriffen, die Papst Leo XIV. in seiner ersten Ansprache nach der Wahl nannte – „Kirche von Rom“, „missionarische Kirche“ und „synodale Kirche“ (verstanden als: „wir gehen miteinander“) – werde die Ekklesiologie des Konzils unter dem Leitbild des gemeinsamen Priestertums aller Gläubigen weitergeführt.
Aufgaben des Papstes
Die Aufgaben des Papstes seien bereits in den liturgischen Texten der Heiligen Schrift klar umrissen. So fragt Jesus im Johannesevangelium Kapitel 21 Petrus: „Liebst du mich?“ Daraus ergebe sich laut Professor Mückl die erste und wichtigste Aufgabe des Papstes: die Liebe zu Gott.
Darauf aufbauend folge die zweite Aufgabe, wie sie im 16. Kapitel des Matthäusevangeliums deutlich wird, als Petrus bekennt: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ (Mt 16,16). Hier werde die Pflicht sichtbar, Christus zu bekennen und seine Botschaft zu verkündigen.
Im dritten Schritt werde der Papst – gemäß Lukas 22,32 – zur Stärkung der Gläubigen aufgerufen: „Und wenn du wieder umgekehrt bist, dann stärke deine Brüder!“ Diese Aufgabe sei es, die Gläubigen im Glauben an Jesus Christus zu ermutigen und sie zu befähigen, diesen Glauben in der Welt zu leben.
Das gesamte Gespräch mit weiteren spannenden Einblicken über Papst Leo XIV. sehen Sie in der ersten Folge von „Von Mensch zu Mensch“ auf dem YouTube-Kanal der Priesterausbildungshilfe.