Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat scharfe Kritik am Verhalten deutscher Bischöfe bei der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges geäußert. In einem Interview bezeichnete sie das Zögern und die teils offene Ablehnung zahlreicher Reformvorschläge als „sehr ernüchternd“ und warf einzelnen Kirchenvertretern vor, wichtige Entscheidungen zu verzögern oder Beratungen bewusst zu umgehen. Kritiker des Synodalen Weges, darunter auch zahlreiche Bischöfe aus den USA und Afrika, warnen vor einer Entfremdung von der universalen Kirche und einem gefährlichen Bruch mit kirchlicher Autorität, christlicher Anthropologie und Sexualmoral.
Stetter-Karp: „Die Betreffenden sollen wissen: Wir haben das auf dem Schirm“
Deutlich fallen die Worte der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken zur mangelnden Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weges aus. In einem Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ kritisierte sie das Verhalten „einiger Bischöfe“ als „sehr enttäuschend“ und bemängelte, dass Reformbeschlüsse, die längst hätten umgesetzt werden können, weiterhin nicht realisiert worden seien.
Ein Beispiel, das die ZdK-Präsidentin nannte, war die Handreichung zu Segensfeiern für homosexuelle Verbindungen. Diese werde trotz eines „klaren Beschlusses der Bischöfe auf dem Synodalen Weg“ nur in etwa der Hälfte der deutschen Bistümer angewendet. Viele Bischöfe lehnten die Segnung homosexueller Paare vollständig ab oder drehten, den Blick nach Rom gerichtet, „eine Beratungsschleife nach der anderen“.
Zudem kritisierte Stetter-Karp mehrere Bischöfe dafür, dass sie bei wichtigen Beratungen „durch Abwesenheit geglänzt“ hätten. Das betreffe nicht nur den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und einige bayerische Bischöfe, die sich klar gegen den Synodalen Weg positionieren, sondern auch weitere Kirchenvertreter. Namen nannte sie bewusst keine, hinterließ jedoch eine unmissverständliche Warnung: „Die Betreffenden sollen wissen: Wir haben das auf dem Schirm.“
Stetter-Karp betonte, das ZdK habe sich bisher mit öffentlicher Kritik zurückgehalten, um gegenüber dem Vatikan den Schein innerkirchlicher Geschlossenheit zu wahren: „Wenn in Deutschland zwei sich streiten, freut sich der Dritte in Rom.“ Doch nun, so forderte sie, müsse noch vor der sechsten und letzten Synodalversammlung Ende Januar 2026 in Stuttgart Klarheit herrschen. Dort soll eine Bilanz zur Umsetzung der bisherigen Beschlüsse des Synodalen Weges gezogen werden.
Synodale Weg in der Kritik aus den USA und Afrika
Immer wieder warf die katholische Laieninitiative „Neuer Anfang“ dem Synodalen Weg vor, er entfremde die deutsche Kirche zunehmend vom Weg der universalen Kirche. Doch nicht nur die Laieninitiative übte Kritik – diese kam auch von 70 Bischöfen aus den USA und afrikanischen Ländern. In einem „brüderlichen Brief“ an ihre deutschen Amtsbrüder äußerten sie ihre „wachsende Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges“.
In sieben Punkten kritisierten sie unter anderem, dass der Synodale Weg die kirchliche Autorität – einschließlich jener von Papst Franziskus –, die christliche Anthropologie, die Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift untergrabe. Die theologischen Texte des Synodalen Weges seien, so der Vorwurf, stärker von soziologischen und zeitgeistigen Ideologien, etwa der Genderideologie, geprägt als vom Wort Gottes. Besonders problematisch sei laut dem Brief ein missverstandener Begriff von Autonomie, der die christliche Vorstellung von Freiheit auflöse – eine Freiheit, die sich nach kirchlicher Lehre an der Wahrheit orientiere und auf das Gute sowie das ewige Heil des Menschen ausgerichtet sei.