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Mehr Kreativität für die Leseförderung

Bei vielen Grundschulkindern bestimmen Smartphones, Laptops oder Spielekonsolen den Alltag nach der Schule und so bekommen die Kleinen deshalb von den Eltern immer wieder Sätze wie „Leg doch mal dein Handy weg und lies ein Buch“ zu hören. Doch woran liegt es, dass unsere Schützlinge lieber zum Controller sowie zum Handy greifen, anstatt zu einem Buch? Für viele Medienpädagogen liegt ein Problem in der Art der Bücher, die für viele Kinder schlichtweg zu langweilig sind. „Wenn in Büchern für Leseanfänger auf einer Seite in zig sprachlichen Variationen ein roter Ball rollt, ist das schnell langweilig und schadet dann eher der Leseförderung“, so die Leiterin des Medienforums, Vera Steinkamp. Diesem Problem stellt sich das Medienforum des Bistums Essen in einer Zusammenarbeit mit den Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB), den Vorlesepaten sowie dem Lesehelfer-Verein „Mentor – Die Lesehelfer Essen“ mit Kreativität und Einfallsreichtum entgegen.

Lesen: Ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung

Im Kindesalter fördert das Lesen eines Buches die Vorstellungskraft und die Fantasie der Kinder. Die Lesefähigkeit ist aber nicht nur für die Schule oder den späteren beruflichen Werdegang sehr wichtig, sondern bietet viele weitere Vorteile. Bei einem Video oder Film wird das Geschehen nach der Vorstellung des Regisseurs betrachtet, doch bei einem Buch wird die Fantasie angeregt. Wie sieht der Wald aus? Wie fühlt sich der Regen an, der im Buch beschrieben wird? Der Autor gibt die Hinweise, die in der eigenen Vorstellung zum Leben erweckt werden. Wichtige Punkte sind auch der soziale Aspekt und das Empathievermögen. Durch das Hineinversetzen in die Charaktere der Bücher beginnt das Kind, eine Beziehung aufzubauen und lernt, Gefühle zu entwickeln. Dieser Aspekt ist im späteren Umgang mit Klassenkameraden und Arbeitskollegen äußerst wichtig. Lesen ist in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung für Grundschulkinder, denn gut lesen zu können legt den Grundstein zu einem schnellen und einfachen Lernen.

Ehrenamtliche Lesehelfer fördern spielerisch die Lesefähigkeit

Doch jedes vierte Grundschulkind kann nach einer Studie der Internationalen Grundschul-Leseuntersuchung (IGLU-Studie) nicht so gut lesen, wie es für ein erfolgreiches Lernen nötig wäre. Gemeinsam mit hunderten ehrenamtlichen Helfern versucht das Medienforum des Bistums Essen den Kindern die Begeisterung für das Lesen und die Lust für Bücher, Wörter und Buchstaben zurückzubringen. Dabei dient das Medienforum als Zentrale der Katholischen Öffentlichen Büchereien (KÖB) von Duisburg, Bochum und dem märkischen Sauerland und verfügt nicht nur über ein breit aufgestelltes Büchersortiment und Spielregale, sondern dank der Medienpädagogen auch über die nötige Erfahrung und das Wissen. Das Medienforum und die KÖBs entwickelten sich in den vergangenen Jahren neben der Fachbibliothek mit theologischen Werken für Religionslehrer und Katecheten zu einer kulturellen Anlaufstelle, die sich unter anderem der Leseförderung widmet.

Interessant bei der Leseförderung sind die verschiedenen Ansätze, an denen sich die Leseförderer bedienen. Dies wurde auch bei der „LeseWunderBar“ des Medienforums, des Essener Lesebündnis e. V. sowie dem Verein „Mentor – Die Leselernhelfer Essen“ deutlich. Bei der Veranstaltung näherten sich Ehrenamtliche, Lehrkräfte, eine Grundschulklasse, die Essener Bürgermeisterin Julia Jacob sowie der Schauspieler Peter Lohmeyer verschiedenen Arten und Weisen der Leseförderung.

  • Einen kreativen Weg wählte Peter Lohmeyer, der mit den Schülern Lese-Bingo spielte und ihnen so spielerisch die Lust an den Buchstaben gab. Ziel für die Kinder war es dabei, das vorgelesene Wort auf dem eigenen Zettel zu erkennen und zu markieren.
  • Einen konservativeren Ansatz wählt das Essener Lesebündnis, indem es die Hilfe der Vorlesepaten koordiniert, die die Grundschulen besuchen und durch Vorlesen das Interesse der Schüler wecken.
  • Einen spezifischeren Weg beschreiten die Leselernhelfer von Mentor e. V., die ihre Hilfe gezielt auf einzelne Schüler richten und diese beim Lesen unterstützen. Bücher für diese Besuche leihen sich die Kinder sehr oft in den KÖBs aus, die nicht nur allein in den städtischen Bibliotheken zu finden sind. Vielerorts gibt es so enge Verbindungen zwischen Schulen und den Katholischen Öffentlichen Büchereien, dass das Büchereiteam eine eigene Ausleihe in der Grundschule anbietet oder Schulen und Kitas mit regelmäßig wechselnden Bücherkisten versorgt.

Workshops für Ehrenamtliche im Medienforum

Die Medienpädagogin Silke Schütz hat es sich zur Aufgabe gemacht, Lehrkräfte, Eltern und Freiwillige bei der Leseförderung zu unterstützen. In der ersten Jahreshälfte hielt die engagierte Pädagogin bereits 40 Workshops ab, an denen sich über 400 Lehrkräfte und Ehrenamtliche beteiligten. Der Schwerpunkt dabei ist die Vorstellung von Büchern, Medien und Methoden, die den Kindern den Spaß am Lesen zurückbringen sollen. Ehrenamtliche, die sich in der Leseförderung einbringen möchten, können sich in weiteren 40 geplanten Workshops im Medienforum in der Essener Innenstadt informieren.

5 Tipps, wie Eltern die Lesefreude ihrer Kleinen fördern können

  1. Geduld bewahren: Kindern das Lesen aufzuzwingen, indem man ihnen befiehlt, den TV auszuschalten und ein Buch zu nehmen, bewirkt nur das Gegenteil des gewünschten Effekts. Anstelle einer Bestrafung oder eines Drucks ist es viel wichtiger, den Kindern das Buch als Alternative anzubieten: „Möchtest du nicht zur Abwechslung mal ein Buch lesen?“ Durch häufiges Anbieten wird mit der Zeit und mit viel Geduld das Kind von selbst ins Buchregal greifen. Denn was die Mama oder der Papa anbietet, kann ja eigentlich nicht schlecht sein, oder?
  2. Lesen kann man nicht nur in Büchern: Oftmals können Bücher mit vielen Seiten und verschiedensten Ausdrucksweisen die Kinder überfordern. Ein Buch ist jedoch nicht das einzige Medium, in dem Kinder – und auch Erwachsene – lesen können. Comics, Mangas oder Zeitschriften sind durch die bildhafte Darstellung für unsere Kleinen deutlich interessanter und durch die kurzen Textpassagen einfacher zu lesen als ein Buch.
  3. Gemütliche Umgebung: Um ein Buch zu lesen, braucht es vor allem Konzentration. Diese erreichen Kinder nicht im hektischen Familienalltag mit klapperndem Geschirr oder Staubsaugerlärm. Ist es nicht möglich, eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, ist der Besuch einer Bibliothek hilfreich. Ist das Buch dann auch noch spannend, kommt die Konzentration von ganz allein.
  4. Alltag ist nicht nur hinderlich: Kann der Alltag auch der Lesekonzentration mal zu schaffen machen, so lässt sich das Lesen dennoch super in den Tagesablauf integrieren. Lassen Sie doch Ihr Kind das Rezept des leckeren Schokokuchens, den Einkaufszettel oder den Busfahrplan vorlesen. Je mehr das Kind liest, desto einfacher fällt es und die Freude steigt.
  5. Seien Sie selbst ein gutes Beispiel: Kinder orientieren sich stark am Verhalten der Erwachsenen. Seien Sie deshalb ein gutes Vorbild und greifen Sie selbst anstelle des Smartphones oder des Tablets zu einem Buch. Die Kleinen schauen sich das Verhalten ab und ahmen es im Idealfall nach.

© Bildnachweis Beitragsbild:@ Wavebreakmedia – Depositphotos – ID- 84430976

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