Der Gewalteskalation in Haiti fiel das von Mutter Teresa gegründete Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe zum Opfer. Nach einem Bericht von Zenit News wurde das im Jahr 1979 gegründete Kloster am 26. Oktober 2024 überfallen, geplündert und abgebrannt. Die Gruppe stürmte das Gelände des Klosters in Port-au-Prince und überfiel die Krankenstation. Weiter zerstörten die Täter die komplette Einrichtung und hinterließen ein flammendes Inferno. Dafür soll die bewaffnete Bande rund um den berüchtigtsten Bandenführer Haitis, mit dem Namen „Barbeque“, verantwortlich sein.
Einsatz für die Armen im Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe
Die Missionsschwestern widmen sich seit der Gründung 1979 dem Einsatz für die Bevölkerung im Armenviertel Bas-Delmas der Hauptstadt Haitis. So behandelten sie bisher jährlich rund 1.500 stationäre und 30.000 ambulante Patienten kostenlos. Der Überfall wurde von der Gründerin der Familie Kizito, Schwester Paësie, über den Kamillianermissionar Pater Cyprian der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die gestohlenen Gegenstände aus dem Kloster der Missionarinnen der Nächstenliebe werden noch immer auf einem Markt in der Nähe der Saint-Joseph-Schule verkauft, verkündete Schwester Paësie entsetzt. Verletzte hat das Missionarhaus nicht zu beklagen, da sie bereits im Monat zuvor von der Polizei aufgefordert wurden, ihr Kloster zu verlassen, teilte der Vatikan mit.
Übergriffe auf Missionarinnen sind seit der Ermordung des Präsidenten Jovenel Moïse keine Seltenheit. So wurden zu Beginn des Jahres sechs Schwestern der Kongregation St. Anne von gewalttätigen Bandenmitgliedern entführt. Der Präsident wurde von einer Gruppe hauptsächlich ausländischer Söldner im Jahr 2021 getötet. Seither sind Gewalt und Chaos die täglichen Begleiter der Haitianer. Zuvor wurde der Präsident aufgrund angeblicher Korruption von der Opposition zum Rücktritt aufgefordert. Der ehemalige Premierminister Ariel Henry übernahm das Amt des Präsidenten und schürte so weiter Aggressionen. Der Pater Baudelaire Martial CSC beschreibt die Situation in Port-au-Prince mit den Worten „inakzeptabel, unerträglich und unvorstellbar“.
Ex-Polizist als Aggressor
Jimmy Chérizier, ein ehemaliger Polizist, warnt vor einem Bürgerkrieg, sollte Henry sich nicht aus dem Amt verabschieden. Chérizier ist der Anführer der G9-Familie. Diese ist eine Koalition von neun Banden, die aus revolutionären Kräften und deren Verbündeten bestehen. Der Ex-Polizist war auch der Anführer bei dem Versuch, die bestehende haitianische Regierung zu stürzen. Das Viertel Bas-Delmas gilt als Zentrum von Chériziers Einfluss, der für einige der schlimmsten Massaker in der Hauptstadt Port-au-Prince verantwortlich sein soll. Er strebt dem Ziel entgegen, Haiti von „traditionellen Politikern und korrupten Oligarchen“ zu befreien.
Durch seinen wachsenden Einfluss steht die Sicherheit in Haiti vor einem Kollaps. Denn durch die zunehmende Gewalt, die von dem Ex-Polizisten angeführten Gruppen ausgeht, bröckelt die staatliche Struktur unter dem Druck. Um die Lage in Haiti zu stabilisieren, wurde eine Militärgruppe aus El Salvador nach Haiti geschickt. So sollen diese medizinische Evakuierungen unterstützen. Ein Abkommen zwischen Kenia, El Salvador und Haiti soll die Sicherheitslage im Land verbessern und die Bevölkerung von ihrem Leid befreien. Doch auch mit der Unterstützung anderer Länder ist es fraglich, wie viel Einfluss die gesendeten Truppen auf das kriminelle Netzwerk haben. Chérizier selbst lehnte den US-amerikanischen Plan für Frieden in Haiti entschieden ab, da er sich selbst als Verteidiger der armen Bevölkerung sieht.