Es war Sonntag, der 15. März 2022, als ein Selbstmordattentäter auf dem Weg war, in die „St. John’s Church“ von Youhanabad einzudringen. Youhanabad ist ein christliches Viertel in Lahore, der zweitgrößten Stadt Pakistans, wo zu diesem Zeitpunkt eine heilige Messe stattfand. Dieser Sonntag war der Todestag des pakistanischen Katholiken Akash Bashir, als dieser einen Attentäter daran hinderte, in die Kirche zu gelangen und ein weitaus größeres Massaker zu begehen. Der Märtyrer erreicht nach Angaben des Dikasteriums für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Seligsprechungsverfahren die nächste Phase.
Akash Bashir – der Märtyrer von Lahore
Tausende Gläubige versammelten sich am Sonntag in der Kirche, um gemeinsam eine Messe zu feiern. Vor einem Eingang der „St. John’s Church“ war der erst 20-jährige Akash Bashir als freiwilliger Türsteher postiert. Durch die Sicherheitskontrollen bemerkte er einen Sprengsatz unter der Jacke des Attentäters. Daraufhin zögerte der junge Katholik nicht lange und umklammerte den Täter, um ihn erfolgreich am Betreten der Kirche zu hindern. Verschiedenen Angaben zufolge rief der junge Märtyrer dem Attentäter zu, dass er dafür sterben würde, um ihn nicht in die Kirche zu lassen. Daraufhin zündete der Terrorist den Sprengsatz und tötete sich, Bashir und mindestens 14 weitere Menschen. Nach Berichten wurden bei dem Anschlag weitere 70 Personen verletzt. Aber durch sein selbstloses Handeln konnte er tausende Leben retten.
Am 22. Juni 1994 wurde Akash Bashir in einer bescheidenen Familie geboren. Der gläubige Christ ging als Schüler zur Technischen Universität der Salesianer in Lahore. Der selbstlosen Einsatz hat für die Kirchengemeinde einen besonderen Stellenwert. So nennt der Kapuziner Lazar Aslan den Märtyrer „eine Inspiration und einen Lichtstrahl“ für Pakistan und die von Konflikten zerrüttete Welt. Für den Generalpostulator der Salesianer Pierluigi Cameroni ist Bashir „ein Leuchtfeuer“ und ein Vorbild, an dem man sich orientieren soll. Noch heute besuchen zahlreiche Gläubige sein Grab, um dort zu beten.
Im Falle der Seligsprechung – Bashir erster Seliger von Pakistan
Am 15. März 2022, seinem siebten Todestag, eröffnete das Bistum Lahore das Verfahren zur Seligsprechung. Im selben Jahr bekam er bereits den Titel „Ehrwürdiger Diener Gottes“ verliehen, was ein erster Schritt zur Seligsprechung ist. Durch seine heldenhafte Tat wird der Märtyrer immer in den Gedanken der Katholiken in Pakistan bleiben. Der Generalvikar des Erzbistums Lahore, Francis Gulzar, sprach von einem großen Tag für die Katholiken Pakistans, als der Erzbischof Sebastian Shaw die Verleihung des Titels in einer Messe verkündete. Mit großer Dankbarkeit blickt Gulzar auf das Opfer Bashirs, der sein eigenes Leben für die Kirchengemeinde ließ. Bashir ist zudem der erste Pakistani, der „in den Rang der Heiligen Gottes erhoben wurde“, erklärte der Generalvikar.
In der Zwischenzeit wurde einem zweiten pakistanischen Christen und Märtyrer der Titel „Diener Gottes“ verliehen. Clement Shahbaz Bhatti, ein Politiker, wurde 2011 erschossen, weil er als erster Christ als Minister der Minderheiten für den christlichen Glauben kämpfte. So setzte sich der Politiker für die Sitze von Christen im Senat und die religiöse Toleranz ein. Zu dem Zeitpunkt der Ermordung durch Mitglieder der Tehrik-i-Taliban Pakistan war er der einzige Christ in der politischen Regierung Pakistans. Bevor er in Islamabad in seinem Auto erschossen wurde, lebte er zwei Jahre lang unter Morddrohungen, was ihn aber nicht davon abhielt, für den Glauben einzustehen und öffentlich zu kämpfen.
Leben im Zölibat des Märtyrers
Im Jahr 2016 wurde auch für den Politiker durch die Diözese Islamabad-Rawalpindi der Seligsprechungsprozess gestartet. Bischof Anthony Lobo bezeichnete Shahbaz Bhatti als hingebungsvollen Katholiken, der sein Leben für den Glauben gab. Die Aussage des Bischofs gegenüber der Nachrichtenagentur Fides wird von der Tatsache gestützt, dass Shahbaz Bhatti ein Leben im Zölibat führte. Weiter sagte der Bischof, der kurz nach dem Interview verstarb, dass sich der Märtyrer bewusst in die Politik einbrachte und damit Christen und andere Minderheiten beschützen wollte.