Singapur gilt als eines der sichersten Länder der Welt. Durch strenge Gesetze sowie eine konsequente und effiziente Strafverfolgung weist das Land eine geringe Kriminalitätsrate auf. Überwachungsmaßnahmen durch Kameras und KI tragen zusätzlich zur Prävention der Kriminalität bei. Viele Täter werden durch den hohen Sicherheitsstandard schon im Vorfeld abgeschreckt. Dennoch kam es zu einem erschreckenden Zwischenfall während eines Kindergottesdienstes in der St. Joseph Kirche in der Region Bukit Timah im westlichen Zentrum Singapurs. Dort wurde ein Priester von einem Mann mit einem Klappmesser niedergestochen und verletzt.
Kindergottesdienst wird zum Tatort
Das Erzbistum Singapur teilte mit, dass der katholische Priester Christopher Lee (57) während eines Kindergottesdienstes zum Opfer einer Messerattacke wurde. Demnach wurde der Priester von einem Mann mehrmals mit einem Klappmesser attackiert und verletzt. Weiter berichtete das Bistum Singapur, dass der Priester im Krankenhaus stabilisiert werden konnte. Der Erzbischof von Singapur, William Goh, verbreitete ein Video auf Facebook, das den verwundeten Pfarrer im Rollstuhl, aber bei vollem Bewusstsein zeigte.
Der Täter, ein 37-jähriger Mann, wurde von Gemeindemitgliedern sowie dem Notfallteam der Diözese überwältigt. Anschließend wurde er von der Polizei ihn in Gewahrsam genommen. In einem Statement der Polizei gibt die Behörde an, dass der Mann nach ersten Erkenntnissen alleine gehandelt hatte. Der Mann ist ein Singhalese und gehört damit zur größten ethnischen Gemeinschaft Sri Lankas. Bei der Einwanderungsbehörde gab er die Zugehörigkeit zum Christentum an. Der Mann war bereits mehrfach wegen Körperverletzung und Drogenmissbrauch auffällig.
Appell an die Sicherheit in Kirchen
Nach dem Angriff auf den Priester bei einem Kindergottesdienst veröffentlichte der Erzbischof einen Hirtenbrief an die Gemeinden. Darin appelliert er, über die Sicherheit in Kirchen nachzudenken. So war es nicht nur eine Attacke, durch die ein Priester verletzt wurde, sondern es habe auch „Angst in der Gemeinde gesät“, so Erzbischof Goh, der im Jahr 2020 die Kardinalspurpur erhielt. Weiter stellt er ernüchternd fest, dass man nicht überrascht sein sollte, dass der Angriff am heiligsten Ort verübt wurde. Angreifer könnten Terroristen, Fanatiker sein, schreibt er in dem Brief. Doch auch Unzufriedenheit mit der Kirche könnte für Menschen mit psychischen oder emotionalen Problemen ein Auslöser für solche Taten sein. Für den Bischof ist es klar, dass nicht jeder „Vorfall dieser Art“ verhindert werden kann. Als Gemeinschaft müsse man sich dennoch mental und operativ auf solche Situationen vorbereiten, um mögliche Folgen abzumildern.
Der Vorfall zeige, dass es viele „beunruhigte, verwirrte und verletzte Menschen“ auf der Welt gibt, doch das Böse werde dennoch nicht gewinnen, zeigt sich der Bischof voller Hoffnung. Trotzdem hat das Ereignis daran erinnert, wachsam zu bleiben und den „hart erkämpften Frieden und unsere Sicherheit“ nicht als selbstverständlich zu betrachten, heißt es in dem Brief. Als Kirche und Gemeinschaft werde man gestärkt aus diesem Vorfall hervorgehen, der „das Volk durch Glauben und Gebete“ enger zusammenrücken ließ. Der Erzbischof, ruft die Kirchen dazu auf, ein Gleichgewicht der notwendigen Sicherheitsmaßnahmen zu finden. Diese müssen jedoch zugleich sicherstellen, dass Pfarreien und Kirchen offen zugänglich bleiben.
Gebete für das Opfer des Angriffs des Kindergottesdienstes
Erzbischof Goh dankte der Polizei, den Gemeindemitgliedern und dem Personal im Krankenhaus für ihre Arbeit und bat um Gebete für den verletzten Priester und den Täter. Der Priester, der bei dem Kindergottesdienst angegriffen wurde, habe nicht umsonst gelitten, sondern zum Wohl von uns allen, schrieb der Bischof. „So schreibt Gott geradeaus auf krummen Linien und verwandelt das Böse und Zerstörerische in etwas Gutes und Heilbringendes“, heißt es in dem Hirtenbrief. Weiter sei dieser Vorfall ein Weckruf nicht nur für die katholische Kirche, sondern auch für alle christlichen Organisationen. Man müsse gemeinsam wachsam sein und aktiver nach verdächtigen Aktivitäten Ausschau halten.
Solidaritätsbekundungen kamen von den Bischofskonferenzen Malaysias, Singapurs und Bruneis. Sie versprachen Gebete und riefen die Gläubigen dazu auf, dem verwundeten Priester Mitgefühl und Trost zu spenden.