Der Vatikan setzte mithilfe von Microsoft ein innovatives KI-Projekt um. Dabei wird der weltberühmte Petersdom in Rom, das spirituelle und architektonische Herz der katholischen Kirche, digital für alle „zugänglich“ gemacht. Durch den Einsatz modernster Technologien wie 3D-Scanning, Laserscanning, Fotogrammetrie und Künstlicher Intelligenz (KI) wurde der Petersdom mit einer nie dagewesenen Präzision digital erfasst und den Gläubigen zum Heiligen Jahr 2025 zugänglich gemacht. Microsoft-Chef Brad Smith und Kardinal Mauro Gambetti sprachen vor Journalisten über das erste Projekt dieser Art und Größenordnung.
Petersdom auf interaktiver Webseite begehbar
In dem Projekt des Vatikans wurden 400.000 Bilder und Fotos mithilfe von Künstlicher Intelligenz miteinander verbunden. Durch diese Technologie wird es den Menschen ermöglicht, den Dom zu „besuchen“, ohne physisch anwesend zu sein. Hierfür wurde die interaktive Webseite eingerichtet. Bei dem digitalen Zwilling wurden zwei immersive Ausstellungen unter dem Titel „Petros Eni“ (Petrus ist hier) erschaffen. Diese sollen den Besuchern neue Erkenntnisse im Bereich der Kunstgeschichte liefern. Im „Minecraft“-Bildungsprojekt soll der Petersdom ab Januar 2025, angelehnt an das Videospiel „Minecraft“, zu erkunden sein. Das soll besonders junge Menschen für die Hintergründe des katholischen, historischen Gebäudes begeistern.
Kardinal Gambetti erklärt, dass durch das digitale Projekt die „Geschichte, Kunst und Spiritualität für die Menschen zugänglich gemacht werden sollen. Der Erzpriester der Papstbasilika sieht die Mission als erfüllt an, wenn die Menschen, die die digitale Basilika besuchen, „das Geheimnis, das sie inspiriert hat und ausstrahlt, irgendwie verstehen“. Die ersten Gedanken und Gespräche zu dem gigantischen digitalen Projekt gab es laut dem Microsoft-Chef bereits im Februar 2022.
Riesige Datenmenge für den digitalen Petersdom
Als man sich auf das Projekt geeinigt hatte, wurde damit begonnen, die Architektur der Basilika genauestens zu vermessen und zu dokumentieren. Hierfür wurden im Sommer 2023 mit Drohnen im Zeitraum von vier Wochen 400.000 hochauflösende Bilder durch Kameras und Laserscanner gemacht. Brad Smith bezeichnet das Projekt als das wahrscheinlich „ambitionierteste Projekt dieser Art, das die Menschheit bisher gesehen hat“. Während der Aufnahmen erfassten die Drohnen „unfassbare Datenmengen“, so der Microsoft-Chef. Diese würden fünf Millionen DVDs füllen, erklärt er.
Doch das, was neben den technischen Daten zählt, ist das „menschliche Element“. So sei man heute hier, „weil Petrus vor 2.000 Jahren hier war“, sagte Smith. Viel wichtiger als den technischen Fortschritt zu demonstrieren, ist bei dem Projekt die reiche spirituelle und bedeutende Geschichte der Kathedrale. Der Petersdom, an dem zahlreiche Renaissancekünstler arbeiteten, wird durch das digitale Projekt für die Menschen sichtbar, wie ihn keine Generation zuvor erlebt hat.
Arbeit beeindruckt Papst Franziskus
Das katholische Kirchenoberhaupt empfing am Montag in einer Audienz die Arbeiter, die sich mit dem Projekt beschäftigen. Dabei war der Papst voll des Lobes. So bezeichnete er die Arbeit als „wunderbar“. Der Petersdom muss in seiner Bedeutung für die Menschheit mithilfe der Technologie im spirituellen als auch im materiellen Sinne bewahrt werden, sagte Papst Franziskus. Dabei mahnte er aber, dass die Künstliche Intelligenz nicht nur funktionieren müsse, sondern der digitale Petersdom ein Platz für lebendigen Glauben sein müsse. Er soll als gastfreundliches Zuhause dienen und „ein Tempel der Begegnung mit Gott und den Menschen“. Es ist wichtig, dass sich jeder Besucher willkommen fühlt, so der Pontifex.
Im spirituellen Gedanken erinnert er daran, dass der Petersdom über dem Grab des Apostels Petrus erbaut wurde. Trotz der Technik darf nicht vergessen werden, dass der Apostel Petrus der Stellvertreter Christi‘ auf der Erde war. Deshalb muss der digitale Zwilling die Besonderheit des heiligen Ortes fördern. Die Künstler der Renaissance hätten es im Rahmen ihrer technischen Möglichkeiten „wunderbar gemacht“, so der Papst.