StartGlaubenSäkularisierung vorbei? Junge Skandinavier suchen wieder nach Sinn und Gemeinschaft

Säkularisierung vorbei? Junge Skandinavier suchen wieder nach Sinn und Gemeinschaft

In Skandinavien bilden Katholiken nur eine kleine Minderheit. Doch genau hier zeichnet sich für den Vorsitzenden der Nordischen Bischofskonferenz, Bischof Erik Varden, ein überraschender Trend ab. Nach seiner Beobachtung zeigt sich in Nordeuropa ein wachsendes Interesse junger Menschen an Kirche und Spiritualität. Auch steige entgegen durchgeführter Studien die Sehnsucht der jungen Menschen nach Sinn, Gemeinschaft und Wahrheit.

Wachsendes Interesse nach Sinn und Wahrheit

In Skandinavien, einer Region, die lange als Paradebeispiel für Säkularisierung galt, zeichnet sich ein bemerkenswerter Wandel ab. Junge Menschen wenden sich dort wieder aktiv spirituellen Fragen zu. Das betonte Bischof Erik Varden, Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz, in einem Interview mit Communio. Er beobachte eine wachsende Sehnsucht nach Orientierung, Gemeinschaft und klaren Antworten auf existentielle Fragen. „Was ich bestätigen kann in dem, was ich lese und bei den Menschen, denen ich begegne, ist gerade eine neue Sehnsucht und eine neue Suche nach Sinn, nach Kriterien, nach Gemeinschaft, nach Wahrheit“, sagte Varden. Zugleich hob er hervor, dass das Wort „Wahrheit“ für viele junge Menschen noch immer eine zentrale Rolle spiele. Die Menschen wollten durchdachte und realistische Antworten, die von Personen gegeben werden, die diese Sinn- und Wahrheitsangebote aus- und vorleben.

Diese Beobachtungen stehen im Kontrast zu zahlreichen Studien, die eine abnehmende Bedeutung von Religion in Nordeuropa dokumentieren. Bischof Varden, Prälat der Prälatur Trondheim in Norwegen und Apostolischer Administrator der Territorialprälatur Tromsø, widerspricht dem. Wie er erklärt, sei nicht nur in Norwegen, sondern auch in anderen Ländern mit langjährig ausgeprägten Säkularisierungsprozessen ein steigendes religiöses Interesse unter Jugendlichen zu verzeichnen. Dabei erlebe er auch „deren treue Teilnahme an gut vorbereiteten und sorgfältig gestalteten Gottesdiensten“, erklärt der Bischof. Zwar rede er nicht von einem „Majoritätsphänomen“, doch die Tendenz sei klar erkennbar und wachsend: Eine Generation, die sich nach Substanz, nach authentischen Erfahrungen und nach ernsthaften Sinnangeboten sehne. Oberflächliche oder emotional überladene Rituale lassen diese Jugendlichen kalt; sie wollen gelebte Spiritualität, die nachvollziehbar und fundiert ist. Für „leeres, gefühlsduseliges Gerede“ hätten diese wenig Geduld, mahnt der Bischof.

Säkularisierung ist am Ende: „Es gibt nichts mehr zu säkularisieren“

Bischof Erik Varden bezeichnet Länder wie Norwegen und Schweden als „äußerst säkularisiert“, doch er sieht die Phase der Säkularisierung als abgeschlossen an. „Ganz einfach deshalb, weil es eigentlich nichts mehr zu säkularisieren gibt“, erklärt Varden. Für ihn ist Säkularisierung kein endloser Prozess, sondern ein Phänomen mit klar erkennbaren Grenzen.

Der 2024 zum Vorsitzenden der Nordischen Bischofskonferenz ernannte Varden bringt eine bemerkenswerte persönliche und kirchliche Geschichte mit: Seit 2019 leitet er die Territorialprälatur Trondheim, 2020 wurde er zum Bischof geweiht – als erster in Norwegen geborener Bischof von Trondheim seit der Reformation. Seit 2023 ist er zudem Apostolischer Administrator der Territorialprälatur Tromsø. Vor seiner Rückkehr nach Norwegen war Varden Trappistenabt der Abtei Mount St. Bernard in Leicestershire (Vereinigtes Königreich) und sammelte dort tiefe spirituelle sowie administrative Erfahrung, die ihn heute prägt.

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