In Belarus sind die beiden katholischen Ordensmänner Henryk Akalatowitsch und Andrzej Juchniewicz überraschend von ihren langjährigen Haftstrafen begnadigt worden. Die Geistlichen waren in politisch motivierten Prozessen zu Haftstrafen von elf beziehungsweise 13 Jahren verurteilt worden. Die Kirche in Belarus zeigt sich erleichtert über die Wende, die zur Freilassung der Ordensmänner führte. Als Grund für die Freilassung wird der jüngste Kontakt zwischen dem belarussischen Regime und dem Vatikan genannt. Die Unterdrückung in Belarus setzt sich jedoch fort.
Ordensmänner in politisch motivierten Verfahren festgenommen
Anfang Mai wurde Pater Andrzej Juchniewicz festgenommen und inzwischen von seiner Arrestzelle in eine Untersuchungshaftanstalt überführt. Der Geistliche betreute eine Pfarre in der Nähe der Großstadt Witebsk im Norden von Belarus. Ein Gericht hatte ihn zuvor zu 15 Tagen Arrest verurteilt, weil er auf Facebook Fotos von sich mit der ukrainischen Flagge sowie der von der belarussischen Opposition verwendeten historischen weiß-rot-weißen Landesflagge gepostet haben soll.
Seit November befand sich zudem auch Pfarrer Henryk Akalatowitsch in Haft. Die Behörden warfen ihm Landesverrat vor – ein Vergehen, das nach belarussischem Gesetz mit bis zu 15 Jahren Gefängnis geahndet werden kann. Menschenrechtsorganisationen zählen Akalatowitsch zu den aktuell 1.407 politischen Gefangenen im Land.
Die Festnahmen stehen im Kontext der landesweiten Proteste im Sommer 2020 gegen die Präsidentschaftswahl zugunsten von Machthaber Alexander Lukaschenko. Seitdem gehen die Behörden mit aller Härte gegen Regimekritiker vor – wiederholt traf es dabei auch Mitglieder der katholischen Kirche.
Begnadigung von langjähriger Haft: Vatikan als Vermittler
Die katholische Kirche in Belarus hat die Freilassung der Ordensmänner Henryk Akalatowitsch und Andrzej Juchniewicz bekanntgegeben. Die Geistlichen waren in politisch motivierten Prozessen zu Haftstrafen von elf beziehungsweise 13 Jahren verurteilt worden. Die Bischofskonferenz des Landes sieht die Freilassung im Zusammenhang mit dem Besuch von Kurienkardinal Claudio Gugerotti im Oktober in Minsk, der bei einem Gottesdienst in der Grenzstadt Brest vorsichtig das Thema Religionsfreiheit angesprochen hatte. Auch Papstbotschafter Ignazio Ceffalia und Erzbischof Iossif Staneuski sollen sich für die Freilassung eingesetzt haben.
Die staatliche Nachrichtenagentur Belta erklärte, die Begnadigung sei „unter Berücksichtigung der Intensivierung der Kontakte zum Vatikan und des guten Willens“ erfolgt und bezeichnete die beiden Geistlichen weiterhin als Täter „schwerer Verbrechen gegen den Staat“. Frühere Anschuldigungen wie Landesverrat oder sexuelle Vergehen an Minderjährigen tauchen in der aktuellen Mitteilung jedoch nicht mehr auf.
Die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja begrüßte die Freilassung auf der Plattform X und dankte Papst Leo XIV. sowie dem Heiligen Stuhl für ihre Unterstützung. Gleichzeitig mahnte sie, dass weiterhin viele Gläubige in Haft seien, und forderte ein Ende der Repression. „Die Repression müsse ein Ende haben, niemand dürfe für seinen Glauben bestraft werden“, sagte sie wörtlich. Rund zehn Prozent der Bevölkerung in Belarus gehören der katholischen Kirche an, die seit Jahren unter Druck steht.
