Das neue Kirchenjahr startet mit dem 1. Advent – und mit ihm beginnt wieder das Lesejahr A. Im Zentrum stehen Texte aus dem Evangelium nach Matthäus, das Jesus besonders im Verhältnis zum Volk Israel zeigt, aber zugleich zu einem Miteinander von Kulturen und Traditionen einlädt. Von der Bergpredigt bis zu den Gleichnissen – Matthäus zeigt Gottes Nähe in allen Lebenslagen.
Das Kirchenjahr und das Lesejahr A im Blick
Das Kirchenjahr ist der liturgische Kalender der Kirche, der das Leben Jesu, zentrale Feste und die Botschaft der Heiligen Schrift über das Jahr gliedert. Es beginnt mit dem 1. Advent und ist in drei wichtige Abschnitte unterteilt, die Säulen des Kirchenjahres: den weihnachtlichen Festkreis, den Osterfestkreis und die Zeit im Jahreskreis. Entstanden ist das Kirchenjahr über Jahrhunderte hinweg aus der Praxis, zentrale Ereignisse im Leben Jesu und der frühen Kirche jährlich zu gedenken.
Mit jedem neuen Kirchenjahr beginnt in einem wiederkehrenden Zyklus auch ein neues Lesejahr (A, B, C), das mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil eingeführt wurde. Das Zweite Vatikanische Konzil wollte „dass den Gläubigen der Tisch des Gotteswortes reicher bereitet werde, so dass innerhalb einer bestimmten Anzahl von Jahren die wichtigsten Teile der Heiligen Schrift dem Volk vorgetragen werden.“ Mit dem neuen Kirchenjahr beginnt das Lesejahr A, in dem besonders die Schriften des Evangelisten Matthäus im Mittelpunkt stehen.
Das Matthäusevangelium wurde zwischen 80 und 90 n. Chr. von einem unbekannten jüdischen Autor verfasst. Papias von Hierapolis schrieb es letztlich dem „Matthäus“ zu (vgl. Mt 9,9; 10,3). Seine Schriften beleuchten Jesu Verhältnis und Nähe zu den Menschen und zum Volk Israel.
Das Matthäusevangelium
Wahrscheinlich war der Autor des Matthäusevangeliums in seiner Gemeinde als Lehrer tätig und verstand das Judentum deshalb sehr gut. Über den Entstehungsort des Evangeliums gibt es keine gesicherten Angaben; Experten vermuten jedoch den syrischen Raum. Es ist jedoch bekannt, dass die Schriften schon in der frühen Kirche sehr beliebt waren und sich schnell in den großen Städten der damaligen Zeit verbreiteten. Die Entstehungszeit macht es möglich, dass der Verfasser bereits auf die Evangelien des Markus zurückgreifen konnte, die zu diesem Zeitpunkt schon vorlagen.
Im Zentrum des Matthäusevangeliums steht die Nähe Gottes in Jesus Christus. Matthäus betont, dass Gott den Menschen in allen Lebenslagen begleitet, besonders in Momenten der Angst, Verzweiflung oder Not. Ein eindrückliches Beispiel dafür ist die Stillung des Sturmes auf dem See Genezareth (Mt 8,23–27): Als die Jünger um ihr Leben fürchten, ist es Jesus selbst, der sie zur Ruhe ruft und ihnen zuspricht: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?“ (Mt 8,26). Immer wieder zeigt Matthäus, dass Gott in Christus bleibend gegenwärtig ist und seine Nähe schenkt.
Angst müssen die Menschen nicht haben, denn Gott ist in Christus stets an ihrer Seite und begleitet sie auf ihrem Lebensweg. Viele der bekanntesten und bedeutendsten Texte der Evangelien finden sich ausschließlich im Matthäusevangelium. Dazu gehören die Episode der Sterndeuter aus dem Osten, die dem neugeborenen Jesus huldigen und gleichzeitig den Kindermord durch Herodes auslösen (Mt 2,1–18), sowie die Bergpredigt mit den Seligpreisungen, dem Herzstück des Evangeliums. Auch zentrale Gleichnisse wie das von den zehn Jungfrauen (Mt 25,1–13), das Weltgericht (Mt 25,31–46) oder die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1–16) sind einzigartig bei Matthäus überliefert. Sie zeigen eindrücklich, wie Gottes Nähe zu den Menschen in allen Lebenslagen erfahrbar wird und wie umfassend seine Botschaft von Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Hoffnung ist.
