Nach zwei Jahren Krieg feiert Bethlehem nach dem Waffenstillstand wieder Weihnachten. Ein vorsichtiges Zeichen der Hoffnung inmitten politischer Spannungen. Während Kardinal Pierbattista Pizzaballa die Weihnachtsfeierlichkeiten eröffnete, wurde der Vizepräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Hussein al-Scheich, an der Teilnahme an der Christmette gehindert. Israels Präsident Isaac Herzog betonte unterdessen das Bekenntnis seines Landes zur Religionsfreiheit.
Spannungen überschatten Weihnachtsfeiern
Die ersten Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem nach dem Waffenstillstand im Gazastreifen sind von vorsichtigen Hoffnungszeichen, aber auch politischen Spannungen geprägt. Nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa wurde der Vizepräsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Hussein al-Scheich, daran gehindert, an der Christmette teilzunehmen, da sein Konvoi die Stadt nicht erreichen konnte.
Al-Scheich sollte Präsident Mahmud Abbas bei der Mitternachtsmesse in der Katharinenkirche vertreten, die vom Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, geleitet wurde. Israel äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Allerdings betonte Israels Präsident Isaac Herzog in seinen Weihnachtsgrüßen das Bekenntnis seines Landes zur Religionsfreiheit. Er hob hervor, dass christliche Gemeinschaften ein fester Bestandteil der israelischen Gesellschaft seien. Ebenso betonte er, dass man bei einem Besuch bei Franziskanerinnen in Jerusalem gemeinsam für Frieden und Brüderlichkeit gebetet und sich gegen Hass und Extremismus ausgesprochen habe.
Bethlehem feiert Weihnachten – Zeichen der Hoffnung nach zwei Jahren Stille
Die Weihnachtsfeiern in Bethlehem wurden am Mittwochabend mit der traditionellen Prozession von Jerusalem eröffnet, angeführt von Kardinal Pierbattista Pizzaballa. Auf dem Krippenplatz übermittelte er Grüße aus Gaza und sprach von Hoffnung sowie dem dringenden Wunsch nach Wiederaufbau. Für die Stadt haben die Feierlichkeiten auch eine wirtschaftliche Bedeutung: Viele Familien in Bethlehem leben direkt oder indirekt vom Tourismus, der während des Krieges nahezu zum Erliegen gekommen war.
Bürgermeister Maher Nicola Canawati bezeichnete die Feierlichkeiten als bewusstes Zeichen der Hoffnung nach „zwei Jahren der Stille“. Die Botschaft der Stadt richte sich an die ganze Welt, denn die Bevölkerung sei bereit für Frieden und wolle wieder Gäste empfangen.
Traditionell konzentrieren sich die Feierlichkeiten auf die Geburtskirche im Zentrum von Bethlehem. An jener Stelle, an der Maria laut Überlieferung Jesus zur Welt brachte, ließ Kaiser Konstantin im Jahr 326 den ersten Kirchenbau errichten. Der heutige Bau stammt aus dem sechsten Jahrhundert, dessen Hauptaltar sich in einer über zwölf mal zehn Meter großen Grotte befindet. Dort markiert ein 14-zackiger Stern den Geburtsort Jesu. Der Zugang zur Kirche erfolgt seit dem 16. Jahrhundert durch die nur 1,20 Meter hohe sogenannte „Tür der Demut“.
Zahl der Christen in Israel leicht gestiegen
Die Zahl der Christen in Israel ist im Jahr 2024 um 0,7 Prozent gestiegen. Nach Angaben des israelischen Zentralbüros für Statistik leben derzeit rund 184.200 Christen im Land. Die Mehrheit von 78,7 Prozent gehört der arabischen Gemeinschaft an und ist vor allem im Norden Israels (68,3 Prozent) sowie im Distrikt Haifa (14,7 Prozent) angesiedelt.
Christen machen insgesamt 1,9 Prozent der Gesamtbevölkerung Israels aus und stellen 6,8 Prozent der arabisch-israelischen Minderheit. Die Städte mit den größten arabisch-christlichen Gemeinschaften sind Nazareth mit rund 18.900 Einwohnern und Haifa mit etwa 18.800.
