Nach den gewaltsamen Protesten rund um die Präsidentenwahl in Kamerun hat der Erzbischof von Douala, Samuel Kleda, die Regierung eindringlich zur Freilassung von knapp 1.000 Inhaftierten aufgefordert. In einem Interview mit dem französischen Sender Radio France Internationale (RFI) kritisierte er die hohe Zahl der Festnahmen als „nicht normal“ und erinnerte daran, dass viele der Gefangenen seit Wochen ohne Perspektive in Haft sitzen.
Dutzende Tote nach Protesten nach Wiederwahl von Paul Biya
Paul Biya, der seit 1982 die Geschicke Kameruns lenkt, wurde im Oktober für weitere sieben Jahre als Präsident bestätigt. Nach Angaben des kamerunischen Verfassungsrates erhielt der 92-Jährige 53,66 Prozent der Stimmen und sicherte sich damit offiziell eine weitere Amtszeit. Damit eröffnet sich Biya die Möglichkeit einer achten Amtszeit, an deren Ende er beinahe 100 Jahre alt wäre.
Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe der Wahlergebnisse kam es in Douala zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern der Opposition. Dabei wurden nach Angaben der Behörden vier Menschen getötet, mehrere Sicherheitskräfte verletzt, und Demonstrierende sollen eine Polizeistation angegriffen haben.
Nach der Verkündung des Wahlsiegs von Paul Biya am 12. Oktober wuchsen die Proteste weiter, insbesondere in oppositionellen Hochburgen wie Douala sowie in Städten im Norden wie Maroua und Garoua. Offiziellen Angaben zufolge starben bei den Demonstrationen 16 Menschen, die Opposition sprach jedoch von rund 50 Todesopfern. Gleichzeitig kam es zu Festnahmen von rund 1.000 Protestierenden und Oppositionellen.
Erzbischof Kleda ruft zu Frieden auf und fordert Freilassung von Protestanten
Erzbischof Samuel Kleda erklärte in einem Beitrag im französischen Sender RFI, dass er am Heiligabend im größten Gefängnis von Douala eine Messe für die Inhaftierten gefeiert habe. Dabei habe er den Gefangenen zugesprochen, dass Christus auch für sie geboren sei und ihnen in ihren schwierigen Lebensumständen nahekomme. Kleda, der die Regierung von Langzeitpräsident Paul Biya wiederholt kritisiert hat, hatte in seiner Weihnachtsbotschaft 2024 zudem betont, dass eine erneute Kandidatur des inzwischen 92-jährigen Präsidenten nicht realistisch sei.
Kleda wies zudem darauf hin, dass bei jeder Präsidentenwahl in Kamerun der Eindruck entstehe, es komme zu Gewalt. Die Weihnachtsfeier habe er daher auch als Zeichen für Frieden verstanden, um „eine Welt des Friedens zu schaffen, eine Gesellschaft, in der wir in Frieden miteinander leben können“.
Neben den politischen Unruhen im Zusammenhang mit der Wahl kommt es in Kamerun auch zu gewaltsamen Konflikten in anderen Teilen des Landes: Im Südwesten kämpfen bewaffnete Gruppen für einen eigenen Staat, während die Armee versucht, dies mit Gewalt zu unterbinden. Im Nordwesten verübt die islamistische Terrorgruppe Boko Haram aus Nigeria immer wieder Anschläge auf Zivilisten und Sicherheitskräfte.
