Wer an Weihnachten im TV-Programm eine Übertragung der Christmette erwartet, denkt an eine würdevolle Feier zur Geburt Jesu Christi. Doch die Christmette im öffentlich-rechtlichen Fernsehen der ARD schockierte zahlreiche Zuschauer. In der live von der ARD übertragenen Weihnachtsmesse aus der Stuttgarter Kirche St. Maria ersetzte eine verstörende Kunstinstallation das traditionelle Jesuskind in der Krippe. Die Kunst zeigte anstelle des in Windeln gewickelten Jesuskindes einen schleimigen Fleischberg, der von zahlreichen Gläubigen in den sozialen Netzwerken als abscheulich, respektlos und völlig unvereinbar mit Sinn und Würde des Weihnachtsfestes bezeichnet wurde.
„Kunst“ schockiert in der Christmette
Statt der erwarteten besinnlichen Christmette erlebten viele Zuschauer der ARD-Übertragung aus der Stuttgarter Kirche St. Maria eine Inszenierung, die einer Zumutung glich. Statt der Darstellung des Jesuskindes in der Krippe präsentierte sich den Zuschauern eine sogenannte „Kunstinszenierung“. In der Krippe lag keine Jesusfigur, in Stroh gebettet, sondern ein erwachsener Mensch, der sich in feuchten Tüchern – die an die Fruchtblase erinnerten – windend im Stroh befand. Die „Kunst“ sollte, wie der Pfarrer während der Messe erklärte, einen Menschen zeigen, der „elend, nackt und bloß“ daliegt. Sie solle die Verletzlichkeit ausdrücken und zugleich jedoch die „Würde und Intimität“ Jesu bewahren.
In ihrer gemeinsam gehaltenen Predigt machte der Pfarrer deutlich, dass die Darstellung bewusst auf eine idealisierte oder geschönte Sicht des Menschen verzichte. Stattdessen wolle man „die Wahrheit“ zeigen. Das in der Krippe dargestellte Menschenkind stehe symbolisch für das menschliche Leben in seiner ganzen Verletzlichkeit und Unvollkommenheit, erklärte der Pfarrer weiter.
Scharfe Kritik aus Öffentlichkeit und Politik
Die – milde ausgedrückt – „ungewöhnliche Krippendarstellung“ löste in sozialen Netzwerken eine Welle scharfer Kritik aus. Besonders deutlich äußerte sich die Publizistin Birgit Kelle, die die Inszenierung auf der Plattform X als Freakshow bezeichnete:
„Das ist einfach nur ekelhaft. Statt des Jesuskindes in der Krippe darf es bei der ARD ein schleimiges Alien-Monster sein, das sich im Stroh suhlt. Ich kann diese kulturelle und religiöse Selbstverstümmelung in Deutschland einfach nicht mehr nachvollziehen“, so Kelle deutlich. Andere Nutzer verglichen die Figur mit einem „Alien“ oder einem „riesigen Fötus“.
Kritik kam zudem aus der Politik. Der Stuttgarter CDU-Stadtrat und Landtagskandidat Klaus Nopper sprach gegenüber der BILD von einer „ekligen“ Inszenierung und warf den Verantwortlichen vor, die Weihnachtsgeschichte ideologisch zu überformen. „Grenzen werden immer weiter verschoben, unsere Werte über Bord geworfen. So zerstört man die Gesellschaft“, so Nopper.
Kommentar: Darf Kunst alles?
Mich persönlich irritiert die Darstellung des Jesuskindes in einer solchen Form, denn sie erinnert (zumindest auf den ersten Blick) nicht an den Kern des Weihnachtsgeheimnisses: das Jesuskind, das in Windeln gewickelt als Baby seit Jahrtausenden in der Krippe für das Menschwerden Gottes steht. Ja, die Geburt als hilfloses Kind steht für Verletzlichkeit. Doch es ist eine stille Würde, die Hirten und Könige gleichermaßen anzieht. Eine derart laute Darstellung durch einen Erwachsenen – ganz gleich, wie sie begründet oder liebevoll gemeint sein mag – verfehlt diesen Kern bereits von vornherein. Wenn die Krippendarstellung das Jesuskind dann noch als „schleimigen Fleischberg“ inszeniert, geht sie Nahe an die Grenze des Zumutbaren.
Papst Pius XII. erlaubt in Mediator Dei moderne Kunst, warnt jedoch: „Moderne Kunst sollte freien Spielraum in der Kirche haben […], vorausgesetzt, sie bewahrt ein richtiges Gleichgewicht […] dennoch können Wir nicht umhin, jene Kunstwerke zu beklagen und zu verurteilen, die […] den christlichen Geschmack, die Schamhaftigkeit und die Andacht schockieren und das wahre religiöse Empfinden schamlos verletzen. Diese müssen vollständig aus unseren Kirchen ausgeschlossen und verbannt werden.“
Bei der Inkarnation geht es nicht um eine Darstellung von Kunst, sondern um das Weihnachtsgeheimnis, um die Menschwerdung Gottes. Eine solche – nennen wir es – Interpretation, wie die aus der live übertragenen Christmette, ist eine Provokation. Es stellt sich die Frage: Darf Kunst alles? Vor allem aber: Muss sie sich nicht an Wahrheiten halten und im sakralen Raum auf Provokation verzichten? Was hier als „Wahrheit“ verkauft wird, wirkt vielmehr wie ein Bruch mit der eigenen Tradition, die von Demut lebt. Die Kirche braucht keine polarisierenden Ideologien, die dem Mainstream folgen. Sie braucht Künstler, die – wie Papst Paul VI. beim Konzil sagte – ihre Talente „im Dienst der göttlichen Wahrheit“ stellen.
