Am 23. Juli 2003 wurde Abt von Andechs Johannes Eckert von den Mönchen zum Abt der Benediktinerabtei Andechs gewählt. Im Jahr 2015 wurde Claudius Eckert, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, für weitere zwölf Jahre bestätigt. In einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) spricht er über die Reformationsfrage der Priesterweihe für Frauen und über den Zölibat. So sieht er in den Klöstern einen großen Reformbedarf für Frauen und sieht „keinen Grund“, der gegen die Frauenordination spricht. Auch in der Frage nach dem Zölibat sieht er die Möglichkeit einer Reform. So solle es jedem Priester offenstehen, das Zölibat freiwillig zu wählen.
Ordinatio Sacerdotalis: Klare Positionierung zur Frauenweihe
Die Debatte über die Weihe der Frau zu Priestern ist ein Thema, das die Kirche spaltet. Einige befürworten eine Erweiterung der Ämter für Frauen, etwa in Form von Diakoninnen. Papst Franziskus selbst schließt die Weihe der Frau bislang aus. So wurde es bereits auch von Papst Johannes Paul II. in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio Sacerdotalis festgelegt. So spricht er im ersten Punkt des Apostolischen Schreibens davon, dass „die Priesterweihe, durch welche das von Christus seinen Aposteln anvertraute Amt übertragen wird“, ausschließlich Männern vorbehalten war. Diese Tradition der apostolischen Überlieferung schützte auch Papst Paul VI., als in der anglikanischen Kirche die Frage der Ordination von Frauen aufkam. Papst Johannes Paul richtete sich mit seinem Schreiben an die Bischöfe und verdeutlichte, dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen die Priesterweihe zu verleihen. Alle Gläubigen müssten sich an diese Entscheidung halten, so der heilige Papst Johannes Paul II.
Der Abt von Andechs sagte gegenüber der SZ, dass er Frauen kenne, die „zum priesterlichen Dienst berufen sind“. So stellt er die Frage, wie „wir mit Charismen und Talenten umgehen, von denen wir glauben, dass sie Gottes Geist geschenkt hat?“ So kritisiert er, dass man sie nicht wahrnehme und stattdessen sage: „Es geht nun mal nicht.“ „Dafür müssen wir uns mal verantworten“, betont Eckert. Mit Blick auf Frauenklöster erklärt er, dass eine Äbtissin, die zuständige Oberin der Gemeinschaft und damit Stellvertreterin Christi sei. So sei die Äbtissin mit ihm gleichgestellt. Deshalb fragt er sich, weshalb sie nicht der Eucharistie vorstehen können oder einer Mitschwester die Krankensalbung spenden dürfen. Mit Blick auf die Beichte spricht er davon, warum eine Frau nicht das Sakrament der Versöhnung spenden darf, obwohl sie in bestimmten Dingen vielleicht die bessere Zuhörerin sei. Er selbst ist regelmäßig bei den Karmelitinnen in Dachau und erklärt, dass er von den Gesprächen profitiere, da „das wirklich geistliche Frauen sind“, betont Eckert.
Abt von Andechs: Familien geben Kraft
Neben der Frage der Priesterweihe für Frauen sieht er in der Debatte um den Zölibat großen Handlungsbedarf. Eckert selbst erklärt, dass die priesterliche Ehelosigkeit im hohen Mittelalter eingeführt worden sei, als Mönche zu Päpsten wurden. Für geschätzte Theologen wie Andreas Wollbold und Stefan Heid hingegen hat der Zölibat apostolische Ursprünge. So hat sich Wollbold, der Lehrstuhl für Pastoraltheologie in München, diesem Thema gewidmet und eine umfangreiche Quellensammlung angelegt.
Für Eckert sei es jedenfalls wichtig, den Priestern die Entscheidung zum Zölibat freizustellen. In einer klösterlichen Gemeinschaft, so Eckert, gehöre die Ehelosigkeit dazu. So treffen sie die Entscheidung: „Ja, ich möchte frei sein und mich dieser Gemeinschaft anschließen“, erklärt der Abt von Andechs. Priestern in Ortskirchen sei es aber freizustellen. Sicher gäbe es genug Männer, die allein bleiben wollen, um freier zu sein, erklärt er. Dennoch gäbe es auch gute Priester, die Frau und Familie möchten. „Das gibt ja auch Kraft“, betont Eckert.