Kurz vor dem 4. Advent erschüttert ein mutmaßlicher Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt ganz Deutschland. Nach den Angaben des Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt sind mindestens zwei Personen ums Leben gekommen. Der katholische Bischof von Magdeburg, Gerhard Feige, zeigte sich zutiefst erschüttert über den mutmaßlichen Anschlag auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. „Gerade in diesen Tagen und vor einem Fest, bei dem uns die Botschaft von der Liebe Gottes, der Würde des Menschen und die Sehnsucht nach einer heilen Welt besonders bewegen, ist eine solche Tat umso erschreckender und abgründiger“, so der Geistliche gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).
Bischof Feige mit Appell an die Gesellschaft
Nach der Tragödie denke er an alle Betroffenen, die Angehörigen sowie die Rettungskräfte und „schließe sie in mein Gebet ein“, sagte der Bischof. Zugleich sei auch die Gesellschaft angesichts dieser verheerenden Tat gefordert. So müsse man als Gesellschaft „jeglichem Extremismus noch entschiedener“ entgegentreten und für ein friedvolleres Miteinander sorgen. Weiter verweist er auf die zahlreichen Notfallseelsorger, die sich vor Ort um alle Betroffenen kümmern. Nach Angaben des Bistums öffnet die Kathedrale St. Sebastian am Samstag die Türen und bietet einen Ort des Gedenkens.
Magdeburger Weihnachtsmarkt nach Vorfall geschlossen
Der friedliche und ausgelassene Besuch auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt fand für die Besucher ein jähes Ende. Am späten Freitagabend raste ein Mann mit einem Auto in die Menschenmenge. Nach Angaben der Polizei fuhr der Täter mindestens 400 Meter über den stark besuchten Weihnachtsmarkt. Nach derzeitigem Ermittlungsstand gehen die Behörden von einem gezielten Anschlag aus. Der Attentäter tötete bei seiner Amokfahrt zwei Personen – darunter ein Kleinkind. Zudem sind nach Aussagen des Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) mindestens 60 Personen verletzt. Aufgrund der Schwere der Verletzungen einiger sei nicht auszuschließen, „dass wir noch weitere Menschenleben zu beklagen haben könnten“, so Haseloff. Mit dieser Aussage sollte der Ministerpräsident leider recht behalten. In der Zwischenzeit erhöhte sich die Zahl der Todesopfer auf fünf.
Schon zuvor sprach die Stadtverwaltung von 15 Schwerstverletzten. 37 Personen seien mittelschwer und 16 weitere Personen seien leicht verletzt worden. Haseloff spricht besonders mit Blick auf die bevorstehende Weihnachtszeit von einer „furchtbaren Tragödie“. Es sei eine Katastrophe für die Stadt, das Land und „auch generell für Deutschland“, so der CDU-Politiker. Eine solche Tat sei „eines der schlimmsten Dinge, die man sich nur vorstellen kann“, sagte Haseloff. Auch im Ausland sorgte der Anschlag für großes Entsetzen. So teilte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf seinem „X“-Account seine Solidarität mit Deutschland mit. Er sei angesichts des „Horrors, der an diesem Abend den Weihnachtsmarkt in Magdeburg“ erschütterte, zutiefst geschockt. Nach Angaben der Polizei ist der Weihnachtsmarkt bis auf Weiteres geschlossen.
Hintergrund der Tat auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt
Gegenüber der ARD sagte Sachsen-Anhalts Ministerpräsident, dass der Fahrer aus Saudi-Arabien stamme. Dieser kam im Jahr 2006 nach Deutschland und hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Nach der Aussage der Landesinnenministerin Tamara Zieschang ist der Täter 50 Jahre alt, lebt in Bernburg und arbeitet als Psychotherapeut in einem Unternehmen. Über die genauen Motive ist momentan nichts Genaues bekannt, jedoch steht fest, dass er als Einzeltäter agierte. Das Tatfahrzeug war nach Angaben von Haseloff ein Leihfahrzeug mit einem Münchener Kennzeichen.
Stadtsprecher Michael Reif sprach von einem Anschlag. Jedoch sei der Täter nach Informationen aus Sicherheitskreisen nicht als Islamist bekannt. Er selbst bezeichnete sich immer wieder als „Ex-Muslim“ und wurde in den Sozialen Netzwerken mit unberechenbaren Posts auffällig. So sprach er unter anderem von Blutvergießen und „Krieg“ gegen die deutschen Behörden. Die Polizei nahm den Verdächtigen unterdessen fest und verhörte ihn eindringlich. Aufgrund der Schwere der Tat gebe es Signale, dass sich der Generalbundesanwalt in die Ermittlungen einschalten könnte, sagte Haseloff.
„Die Szenen in Magdeburg erinnern an das Attentat auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin am 19. Dezember 2016. Damals fuhr ein islamistischer Attentäter mit einem gestohlenen Lkw in eine Menschenmenge und erfasste Dutzende von Besuchern. Dabei kamen 13 Personen ums Leben und 67 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.“