Die Deutsche Bischofskonferenz widmete der Enzyklika bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung eine gesamte Themenseite. In diesem Zusammenhang betonte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke OSB, dass es dem Menschen nicht gestattet ist, die Schöpfung Gottes „auszubeuten oder gar zu zerstören“. Das geht aus einer Predigtvorlage hervor, die der Bischof anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Umwelt-Enzyklika Laudato si’ in diesem Jahr verfasst hat. Ein Lebensstil im Sinne der Schöpfung bedeute zwar Verzicht, jedoch nicht den Verlust von Lebensqualität, so Bischof Hanke.
Gärtner der Schöpfung Gottes
Dem Menschen komme die Aufgabe eines Gärtners zu, „dem der Garten anvertraut ist, um ihn zu erhalten und zu pflegen“, erklärte Bischof Hanke. Der Gedanke einer praktizierten Schöpfungsverantwortung sei kein „persönlicher Spleen“ von Papst Franziskus, so der Eichstätter Bischof. Ebensowenig sei es ein „bequemes Reiten auf der grünen Welle des Zeitgeistes, der sich jetzt vielleicht auch wieder zu drehen beginnt“, vielmehr leite es sich aus der biblisch-christlichen Botschaft ab, betont der Benediktiner. Diese könne ähnlich wie die Botschaft der christlichen Nächstenliebe „auf eine lange und reiche geistliche Tradition zurückgreifen“. Das christliche Leben sei von Beginn an von der Einstellung geprägt gewesen, die Dinge der Welt nicht als Eigentum, sondern als Geschenk zu betrachten, fuhr er fort.
„Dies drückte sich in den christlichen Tugenden des Maßhaltens, der Bescheidenheit und des Teilens aus“, so Hanke. Die Nachfolge Jesu zeige sich nicht nur durch die innere Wandlung des Getauften, sondern insbesondere auch durch die entsprechende Lebensführung. „Die Briefe des Neuen Testaments bieten eine reiche Sammlung an Mahnungen und Ermunterungen, bescheiden zu leben und weder Überfluss, Reichtum noch Übersättigung zu suchen, sondern bereit zu sein, zu teilen und zu helfen.“
Bischof Hanke: „Lebensstil, der seine Prioritäten völlig anders setzt“
Einen solchen Anspruch nach einfachem und gemeinsamem Leben finde man besonders in Ordensgemeinschaften umgesetzt: „Hier entfaltet sich eine Haltung der Achtsamkeit und Dankbarkeit, die verantwortungsvoll mit Nahrung und Gütern umgeht und maßvoll lebt.“ Hanke betonte, angelehnt an die Haltung des Papstes, dass es einen „Lebensstil erfordert, der seine Prioritäten ganz anders setzt“ als dies in der modernen Konsumgesellschaft oft der Fall ist.
Zugleich erklärte Bischof Hanke, dass ein „schöpfungsrelevanter Lebensstil“ zwar auch Verzicht, allerdings „nicht notwendigerweise den Verlust von Lebensqualität“ bedeute. Vielmehr erlange man dadurch „eine neue Sicht auf das, was ein gutes Leben ausmacht“, so der Bischof. „Wir Christen können aus unserem Glauben an den Schöpfergott eine Haltung entwickeln, bei der Verzicht keine kämpferische und verbissene Freudlosigkeit ist, sondern eher etwas von der Schönheit und Leichtigkeit eines Tanzes an sich hat. Theologisch gesprochen: eine Haltung, die das Leben zum Lobpreis macht, getragen von der Freude an den Gaben der Schöpfung, wie es etwa der heilige Franz von Assisi vorlebte.“