Nach dem Herbst-Bundesrat in Mannheim forderte die Katholische junge Gemeinde (KjG), die aus rund 80.000 Mitgliedern besteht, die Bischöfe auf, sich nicht mehr am Marsch für das Leben (MfdL) zu beteiligen. In einer Stellungnahme weist der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer diese Forderungen nun zurück und nennt die Kritik ein Ablenkungsmanöver. In seiner Mitteilung erkennt er eine „sehr durchsichtige Methode“ der Gegner des Lebensschutzes, um von der „eigenen Problematik“ abzulenken.
Von Rechtsradikalen Organisatoren distanzieren
Die KjG forderte die Bischöfe dazu auf, sich vom MfdL zu distanzieren, solange sich die Organisatoren nicht klar von Rechtsradikalen distanzieren. In diesem Zusammenhang verweist die KjG auf die Mitteilung der Bischöfe, in der sie bemerkten, dass das Christentum nicht mit dem Nationalsozialismus vereinbar sei. Nach der Stellungnahme von Bischof Voderholzer basieren die Forderungen auf dem Framing der Gegner des Lebensschutzes und seien daher als Ablenkungsmanöver zu betrachten. Für den Regensburger Bischof ist es daher wichtig, sich gegen die „Entsolidarisierung der Gesellschaft von den Schwächsten“ zu stellen. „Wir beginnen, als Gesellschaft, die schwächsten und hilflosesten im Stich zu lassen“, so Bischof Voderholzer. Bei einer Abtreibung sterbe nicht ein „etwas“, sondern ein „Jemand“ mit einer eigenen DNA, stellt Voderholzer fest.
Zudem nennt er den Marsch für das Leben eine „öffentlichkeitswirksame Veranstaltung“, um ungeborenen, behinderten und sterbenden Menschen eine Stimme zu verleihen. So treten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des MfdL für das Recht und die Würde aller Menschen ein. Weiter sei es eine von den evangelischen und katholischen Christen unterstützte Veranstaltung, die den „ökumenischen Geist“ stärke.
Bischof Voderholzer: „Willkommenskultur für alle Menschen“
Der Bischof macht sich stark dafür, dass jedes ungeborene Leben ein Recht auf Freiheit und Zukunft hat. Er selbst wolle als „Staatsbürger“ und „viel weniger als Katholik“ tatenlos zuschauen, wie etwa „100.000 ungeborene Menschen“, die „einen echten Unterschied“ im Leben anderer Menschen machen könnten, dieser Chance beraubt werden. Weiter führt der Bischof aus, dass er es nicht nachvollziehen kann, dass sich Menschen für Arten-, Umwelt- und Minderheitenschutz einsetzen, aber die Entsorgung von befruchteten Eizellen in Kliniken und „massenhaften Abschiebungen“ tatenlos tolerieren.
Er verweist darauf, dass Gott „den Menschen in seiner Würde erschaffen und noch wunderbarer wiederhergestellt“ hat. Jeden Teilnehmer an einer Veranstaltung zu „verunglimpfen“ helfe in dieser Sache niemandem. Vielmehr müsse man sich in der Gesellschaft den Weg zu einer Willkommenskultur „aller“ Menschen finden. Als Christ sei man „von Beginn an Vorreiter“ bei der Entwicklung hin zu einer „humanen Gesellschaft“, so Voderholzer. Abschließend stellt er fest, dass jeder Mensch von Gott gewollt und geliebt ist. Mit der Frage: „Ist das kein guter Grund für eine Demonstration für das Leben?“ gibt er einen Anstoß zum Umdenken in der Gesellschaft. Weiter lädt er jeden dazu ein, sich für den Lebensschutz einzusetzen und an Demonstrationen zu beteiligen.