StartWirtschaft & PolitikBundesrat stimmt für Grundgesetz-Ergänzung zum Schutz der sexuellen Identität

Bundesrat stimmt für Grundgesetz-Ergänzung zum Schutz der sexuellen Identität

Die Zustimmung des Bundesrates, den Schutz der „sexuellen Identität“ in Artikel 3 des Grundgesetzes zu verankern, sorgt für kontroverse Debatten. Während einzelne Vertreter – wie etwa CDU-geführte Bundesländer oder auch der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Ludger Schepers – die Initiative unterstützen, hält die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sie für unnötig. Kritiker sehen in der geplanten Ergänzung eine politische Einflussnahme, die auf der Gender-Ideologie beruht und das christliche Menschenbild untergräbt. Schon Papst Franziskus warnte mehrfach vor einer Auflösung der natürlichen Geschlechterordnung.

Bundesrat macht Weg frei für Grundgesetzänderung zum Schutz sexueller Identität

Mit breiter Mehrheit hat der Bundesrat am vergangenen Freitag eine Initiative beschlossen, die den Schutz der „sexuellen Identität“ explizit im Grundgesetz verankern soll. Der entsprechende Antrag wird nun als Gesetzesinitiative an den Bundestag weitergeleitet. Eingebracht wurde der Vorstoß von Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein – und fand damit auch Unterstützung in CDU-geführten Ländern, wie Zeit Online berichtet.

Konkret geht es um eine Ergänzung von Artikel 3 Absatz 3 Satz 1 des Grundgesetzes, in dem es derzeit heißt: „Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.“ Künftig soll der Artikel auch die „sexuelle Identität“ ausdrücklich enthalten.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach nach dem Beschluss von einem wichtigen politischen Signal. Der Berliner Senat habe Wort gehalten, so Wegner. Auch Antidiskriminierungssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) begrüßte die Initiative. Sie wies darauf hin, dass queerfeindliche Übergriffe im Alltag zunehmen – und deshalb ein klares Bekenntnis des Grundgesetzes gegen Diskriminierung dringend notwendig sei.

CDU in Debatte um Grundgesetz-Ergänzung zum Schutz der sexuellen Identität uneinig

Auffällig an der aktuellen Gesetzesinitiative ist die parteiübergreifende Unterstützung auf Länderebene. Neben den SPD-geführten Bundesländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern befürworteten auch die CDU-regierten Länder Nordrhein-Westfalen unter Ministerpräsident Hendrik Wüst sowie Schleswig-Holstein unter Daniel Günther den Vorstoß.

Damit stellt sich ein Teil der Union hinter die geplante Ergänzung des Grundgesetzes – im Gegensatz zur CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Diese hält eine solche Änderung weiterhin für nicht notwendig. Unionsfraktionsgeschäftsführer Thorsten Frei (CDU) betonte, dass Eingriffe in den Grundrechtekatalog, die „Herzkammer der Verfassung“, nur bei außergewöhnlichen Gründen gerechtfertigt seien. Aus seiner Sicht sei der Schutz vor Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung bereits durch die geltende Fassung des Artikels 3 gewährleistet.

Die unterschiedlichen Haltungen innerhalb der Union könnten die Umsetzung der Initiative erschweren. Für eine Änderung des Grundgesetzes ist eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat erforderlich. Diese dürfte angesichts der ablehnenden Haltung der Unionsfraktion im Bundestag nur schwer zu erreichen sein.

Spannungsfeld zwischen katholischer Lehre und kirchlicher Realität in Deutschland

Innerhalb der katholischen Kirche zeigt sich ein wachsendes Spannungsfeld zwischen der offiziellen kirchlichen Lehre und den Positionen einzelner Vertreter in Deutschland. So unterstützt Weihbischof Ludger Schepers, der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, ausdrücklich die Initiative zur Ergänzung des Grundgesetzes.

Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) fordert seit Ende 2024 die Aufnahme der Merkmale „sexuelle Orientierung“ und „geschlechtliche Identität“ in Artikel 3 des Grundgesetzes. Allerdings stehen diese Forderungen im Widerspruch zur katholischen Lehre.

So kritisierte bereits Papst Franziskus die sogenannte Gender-Ideologie wiederholt. Diese fordert, das biologische Geschlecht von der sozialen Geschlechtsidentität zu trennen. Nicht nur Papst Franziskus warnte davor, die natürliche Geschlechterordnung zu verwischen und die sexuelle Differenz zwischen Mann und Frau auslöschen zu wollen. Auch andere Kritiker sehen darin eine Verleugnung der Realität der menschlichen Natur. Die Gender-Ideologie mache das Geschlecht zu einer frei wählbaren Kategorie – ganz unabhängig von der natürlichen, biologischen Gegebenheit.

Auch Papst Leo XIV. sprach sich in seinem ersten Interview als Oberhaupt der katholischen Kirche klar gegen eine Änderung der kirchlichen Sexuallehre aus. Kritiker innerhalb der Kirche sehen in den aktuellen Forderungen einzelner deutscher Kirchenvertreter eine problematische Annäherung an gesellschaftliche Trends, die mit dem kirchlichen Lehramt nicht vereinbar seien.

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