Die erste Verhandlungswoche auf dem aktuellen Klimagipfel in Belém, Brasilien, ist aus Sicht der katholischen Hilfswerke trotz anhaltender Bedenken hinsichtlich der nationalen Klimazusagen erfolgreich verlaufen. Bernd Nilles, der Präsident des internationalen Dachverbands katholischer Hilfswerke, zeigte sich zufrieden, dass alle zentralen Themen wie Klimafinanzierung, Anpassung und der gerechte Übergang („Just Transition“) im Verhandlungspaket verblieben sind. Gleichzeitig warnte er, dass die derzeitigen Zusagen der Regierungen nicht ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten, und mahnte unter Verweis auf die Enzyklika $Laudato$ $si$ einen stärkeren Einsatz für die Ärmsten der Welt an. Parallel dazu bemängelt Papst Leo XIV. in einer Videobotschaft an die Verhandler der COP30 den mangelnden politischen Willen.
Kirche mahnt „Ambition Gap“ und soziale Gerechtigkeit an
Bernd Nilles hob in seinem Interview mit den vatikanischen Medien hervor, dass die katholischen Hilfswerke mit dem Verlauf der ersten Verhandlungswoche zufrieden seien, da alle zentralen Schlüsselthemen im Verhandlungspaket verblieben sind. Im Zentrum stünden weiterhin die Klimafinanzierung und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels, so Nilles. Vor allem hob er hervor, dass der Fokus auf den sozial gerechten Übergang weg von fossilen Energien gerichtet wird, der soziale Härten, wie Arbeitsplatzverluste, minimieren soll.
Eine wichtige Rolle schrieb Nilles der katholischen Kirche bei den Verhandlungen zu. Die Kirche sieht ihre Aufgabe nicht in der Einbringung technischer Details, sondern in der Adressierung der fundamentalen moralischen Fragen, insbesondere der sogenannten „Ambition Gap“ – der eklatanten Lücke zwischen den derzeitigen Regierungszusagen und den Maßnahmen, die tatsächlich zur Einhaltung der globalen Klimaziele (insbesondere der 1,5-Grad-Grenze) notwendig sind. Zugleich warnte Nilles nachdrücklich, dass ein Scheitern bei der Schließung dieser Lücke zu einem verheerenden Temperaturanstieg führen würde. Dieser, so Nilles eindringlich, stürze Millionen von Menschen in Armut und Hunger. Durch den Verweis auf die päpstliche Enzyklika $Laudato$ $si$ positioniere sich die Kirche klar auf der Seite der Ärmsten und Verwundbarsten und werde mit ihren Anliegen von den Verhandlern wahrgenommen.
Papst mit Videobotschaft zur COP30
„Noch ist es Zeit, um den Anstieg der globalen Temperatur unter der 1,5°C-Marke zu halten“, betonte Papst Leo in einer Videobotschaft an die Teilnehmer der Klimakonferenz COP30. Doch das Zeitfenster schließe sich, fügte er mit großer Sorge hinzu.
Er bekräftigte die Bedeutung des Pariser Klimaabkommens von 2015 als „stärkstes Werkzeug“ für den Schutz von Mensch und Planet, machte aber eine schonungslose Analyse der bisherigen Bemühungen. „Aber wir sollten ehrlich sein: Nicht das Abkommen versagt, sondern wir sind es, die in unserer Antwort (auf den Klimawandel) versagen. Was fehlt, ist der politische Wille bei einigen“, so der Papst.
Gleichzeitig hob der Pontifex die moralische Dimension der Klimakrise hervor. „Die Schöpfung schreit auf“, zeichnete er angesichts von Überschwemmungen, Dürren und extremer Hitze ein düsteres Bild. Dabei betonte er, dass ein Drittel der Menschheit bereits in großer Verwundbarkeit lebe und der Klimawandel für sie keine ferne Drohung sei.
Vor diesem Hintergrund appellierte er an die Verhandler in Belém, stärkere Klimaschutzmaßnahmen als Investition in eine gerechtere und stabilere Welt zu sehen, die robustere und gerechtere Wirtschaftssysteme hervorbringen würden. Das Ignorieren dieser verwundbaren Menschen sei gleichbedeutend mit der Leugnung des gemeinsamen Menschseins.
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